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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843.

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nicht unrecht, mein Töchterchen, zu behaup-
ten, daß Dir ein anderes Loos werden solle,
als der kleinen Jenny!" fügte sie triumphi-
rend hinzu, indem sie Clara nochmals umarmte
und sie dann verließ.

"Was soll ich thun?" rief Clara, als sie
sich allein sah. Tausend Plane und Möglich-
keiten fielen ihr zugleich ein: Sie wollte ihrer
Mutter nacheilen und ihr Alles bekennen; aber
wozu sollte das führen, da ihre Mutter gerade
die Heirath mit William wünschte und sich
ihrer Liebe zu Eduard entschieden widersez-
zen würde? Sich dem Vater anvertrauen?
Das würde die Mutter für eine Kränkung ih-
rer Rechte halten und doppelt erzürnt sein!
Dann wollte sie William schreiben und sich
seiner Großmuth überlassen; als sie indeß be-
dachte, wie ihr Brief den Sohn trauernd an
der Leiche seines Vaters finden könne, fehlte
ihr der Muth, seinen Schmerz noch zu erhöhen

nicht unrecht, mein Töchterchen, zu behaup-
ten, daß Dir ein anderes Loos werden ſolle,
als der kleinen Jenny!“ fügte ſie triumphi-
rend hinzu, indem ſie Clara nochmals umarmte
und ſie dann verließ.

„Was ſoll ich thun?“ rief Clara, als ſie
ſich allein ſah. Tauſend Plane und Möglich-
keiten fielen ihr zugleich ein: Sie wollte ihrer
Mutter nacheilen und ihr Alles bekennen; aber
wozu ſollte das führen, da ihre Mutter gerade
die Heirath mit William wünſchte und ſich
ihrer Liebe zu Eduard entſchieden widerſez-
zen würde? Sich dem Vater anvertrauen?
Das würde die Mutter für eine Kränkung ih-
rer Rechte halten und doppelt erzürnt ſein!
Dann wollte ſie William ſchreiben und ſich
ſeiner Großmuth überlaſſen; als ſie indeß be-
dachte, wie ihr Brief den Sohn trauernd an
der Leiche ſeines Vaters finden könne, fehlte
ihr der Muth, ſeinen Schmerz noch zu erhöhen

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[296/0308] nicht unrecht, mein Töchterchen, zu behaup- ten, daß Dir ein anderes Loos werden ſolle, als der kleinen Jenny!“ fügte ſie triumphi- rend hinzu, indem ſie Clara nochmals umarmte und ſie dann verließ. „Was ſoll ich thun?“ rief Clara, als ſie ſich allein ſah. Tauſend Plane und Möglich- keiten fielen ihr zugleich ein: Sie wollte ihrer Mutter nacheilen und ihr Alles bekennen; aber wozu ſollte das führen, da ihre Mutter gerade die Heirath mit William wünſchte und ſich ihrer Liebe zu Eduard entſchieden widerſez- zen würde? Sich dem Vater anvertrauen? Das würde die Mutter für eine Kränkung ih- rer Rechte halten und doppelt erzürnt ſein! Dann wollte ſie William ſchreiben und ſich ſeiner Großmuth überlaſſen; als ſie indeß be- dachte, wie ihr Brief den Sohn trauernd an der Leiche ſeines Vaters finden könne, fehlte ihr der Muth, ſeinen Schmerz noch zu erhöhen

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Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843/308>, abgerufen am 25.11.2024.