bei Hughes mit so vielem Glück gespielt, auch bei Clara fortzusetzen. Sie umarmte ihre Toch- ter mehrmals, küßte sie zärtlich und sagte: "Beruhige Dich, mein Kind! Du siehst ihn wieder. Wenn Du wüßtest, wie er Dich mit brechendem Herzen verließ! Sein Schmerz war so grenzenlos, daß ich, Deine Mutter, zur Vertrauten seiner Liebe werden mußte. Er sendet Dir diesen Ring und ich habe ihm statt Deiner versprochen, daß er bei Dir Trost finden würde, falls es Gott gefalle, ihm seinen Vater zu nehmen."
Das hatte Clara nicht erwartet. Nach ihrer Meinung mußte gerade Hughes Derjenige sein, der ihre Liebe für Eduard kannte, denn gegen ihn allein hatte sie sich stets offen über die Bewunderung und das Interesse ausgespro- chen, das sie für jenen hegte. Sie hatte in der Bereitwilligkeit ihres Cousins, ihre Be- kanntschaft mit Jenny einzuleiten und ihren
bei Hughes mit ſo vielem Glück geſpielt, auch bei Clara fortzuſetzen. Sie umarmte ihre Toch- ter mehrmals, küßte ſie zärtlich und ſagte: „Beruhige Dich, mein Kind! Du ſiehſt ihn wieder. Wenn Du wüßteſt, wie er Dich mit brechendem Herzen verließ! Sein Schmerz war ſo grenzenlos, daß ich, Deine Mutter, zur Vertrauten ſeiner Liebe werden mußte. Er ſendet Dir dieſen Ring und ich habe ihm ſtatt Deiner verſprochen, daß er bei Dir Troſt finden würde, falls es Gott gefalle, ihm ſeinen Vater zu nehmen.“
Das hatte Clara nicht erwartet. Nach ihrer Meinung mußte gerade Hughes Derjenige ſein, der ihre Liebe für Eduard kannte, denn gegen ihn allein hatte ſie ſich ſtets offen über die Bewunderung und das Intereſſe ausgeſpro- chen, das ſie für jenen hegte. Sie hatte in der Bereitwilligkeit ihres Couſins, ihre Be- kanntſchaft mit Jenny einzuleiten und ihren
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0305"n="293"/>
bei Hughes mit ſo vielem Glück geſpielt, auch<lb/>
bei Clara fortzuſetzen. Sie umarmte ihre Toch-<lb/>
ter mehrmals, küßte ſie zärtlich und ſagte:<lb/>„Beruhige Dich, mein Kind! Du ſiehſt ihn<lb/>
wieder. Wenn Du wüßteſt, wie er Dich mit<lb/>
brechendem Herzen verließ! Sein Schmerz<lb/>
war ſo grenzenlos, daß ich, Deine Mutter,<lb/>
zur Vertrauten ſeiner Liebe werden mußte.<lb/>
Er ſendet Dir dieſen Ring und ich habe ihm<lb/>ſtatt Deiner verſprochen, daß er bei Dir Troſt<lb/>
finden würde, falls es Gott gefalle, ihm ſeinen<lb/>
Vater zu nehmen.“</p><lb/><p>Das hatte Clara nicht erwartet. Nach<lb/>
ihrer Meinung mußte gerade Hughes Derjenige<lb/>ſein, der ihre Liebe für Eduard kannte, denn<lb/>
gegen ihn allein hatte ſie ſich ſtets offen über<lb/>
die Bewunderung und das Intereſſe ausgeſpro-<lb/>
chen, das ſie für jenen hegte. Sie hatte in<lb/>
der Bereitwilligkeit ihres Couſins, ihre Be-<lb/>
kanntſchaft mit Jenny einzuleiten und ihren<lb/></p></div></body></text></TEI>
[293/0305]
bei Hughes mit ſo vielem Glück geſpielt, auch
bei Clara fortzuſetzen. Sie umarmte ihre Toch-
ter mehrmals, küßte ſie zärtlich und ſagte:
„Beruhige Dich, mein Kind! Du ſiehſt ihn
wieder. Wenn Du wüßteſt, wie er Dich mit
brechendem Herzen verließ! Sein Schmerz
war ſo grenzenlos, daß ich, Deine Mutter,
zur Vertrauten ſeiner Liebe werden mußte.
Er ſendet Dir dieſen Ring und ich habe ihm
ſtatt Deiner verſprochen, daß er bei Dir Troſt
finden würde, falls es Gott gefalle, ihm ſeinen
Vater zu nehmen.“
Das hatte Clara nicht erwartet. Nach
ihrer Meinung mußte gerade Hughes Derjenige
ſein, der ihre Liebe für Eduard kannte, denn
gegen ihn allein hatte ſie ſich ſtets offen über
die Bewunderung und das Intereſſe ausgeſpro-
chen, das ſie für jenen hegte. Sie hatte in
der Bereitwilligkeit ihres Couſins, ihre Be-
kanntſchaft mit Jenny einzuleiten und ihren
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843/305>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.