Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843.

Bild:
<< vorherige Seite

Lächeln glitt einen Augenblick über ihre Züge
-- sie war am Ziele! aber schnell besonnen,
trat sie mit dem Ausdruck inniger Theilnahme
zu William, legte ihre Hand auf sein Haupt
und sagte beruhigend: "Möchte Dir so sicher
das Leben Deines Vaters erhalten werden, als
Clara's Liebe und ihre Hand, die ich Dir von
je bestimmt." --

"Wer sagt Ihnen, Tante!" rief der Jüng-
ling -- da schmetterte fröhlich und laut das
Posthorn. William sprang erbleichend auf und
seufzte, indem er sich gewaltsam zusammen-
nahm. "Leben Sie wohl, Tante, mag Clara
mein gedenken."

"Gehe mein Sohn", erwiderte mit Feier-
lichkeit die Dame, "und kehre uns bald und
glücklich zurück. Für Clara's Herz bürgt Dir
ihre Liebe, für ihre Hand, ich; und sollte es
Gott gefallen, Dir den Vater zu rauben, so
findest Du hier einen Vater wieder, der den

13*

Lächeln glitt einen Augenblick über ihre Züge
— ſie war am Ziele! aber ſchnell beſonnen,
trat ſie mit dem Ausdruck inniger Theilnahme
zu William, legte ihre Hand auf ſein Haupt
und ſagte beruhigend: „Möchte Dir ſo ſicher
das Leben Deines Vaters erhalten werden, als
Clara's Liebe und ihre Hand, die ich Dir von
je beſtimmt.“ —

„Wer ſagt Ihnen, Tante!“ rief der Jüng-
ling — da ſchmetterte fröhlich und laut das
Poſthorn. William ſprang erbleichend auf und
ſeufzte, indem er ſich gewaltſam zuſammen-
nahm. „Leben Sie wohl, Tante, mag Clara
mein gedenken.“

„Gehe mein Sohn“, erwiderte mit Feier-
lichkeit die Dame, „und kehre uns bald und
glücklich zurück. Für Clara's Herz bürgt Dir
ihre Liebe, für ihre Hand, ich; und ſollte es
Gott gefallen, Dir den Vater zu rauben, ſo
findeſt Du hier einen Vater wieder, der den

13*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0303" n="291"/>
Lächeln glitt einen Augenblick über ihre Züge<lb/>
&#x2014; &#x017F;ie war am Ziele! aber &#x017F;chnell be&#x017F;onnen,<lb/>
trat &#x017F;ie mit dem Ausdruck inniger Theilnahme<lb/>
zu William, legte ihre Hand auf &#x017F;ein Haupt<lb/>
und &#x017F;agte beruhigend: &#x201E;Möchte Dir &#x017F;o &#x017F;icher<lb/>
das Leben Deines Vaters erhalten werden, als<lb/>
Clara's Liebe und ihre Hand, die ich Dir von<lb/>
je be&#x017F;timmt.&#x201C; &#x2014;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Wer &#x017F;agt Ihnen, Tante!&#x201C; rief der Jüng-<lb/>
ling &#x2014; da &#x017F;chmetterte fröhlich und laut das<lb/>
Po&#x017F;thorn. William &#x017F;prang erbleichend auf und<lb/>
&#x017F;eufzte, indem er &#x017F;ich gewalt&#x017F;am zu&#x017F;ammen-<lb/>
nahm. &#x201E;Leben Sie wohl, Tante, mag Clara<lb/>
mein gedenken.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Gehe mein Sohn&#x201C;, erwiderte mit Feier-<lb/>
lichkeit die Dame, &#x201E;und kehre uns bald und<lb/>
glücklich zurück. Für Clara's Herz bürgt Dir<lb/>
ihre Liebe, für ihre Hand, ich; und &#x017F;ollte es<lb/>
Gott gefallen, Dir den Vater zu rauben, &#x017F;o<lb/>
finde&#x017F;t Du hier einen Vater wieder, der den<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">13*</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[291/0303] Lächeln glitt einen Augenblick über ihre Züge — ſie war am Ziele! aber ſchnell beſonnen, trat ſie mit dem Ausdruck inniger Theilnahme zu William, legte ihre Hand auf ſein Haupt und ſagte beruhigend: „Möchte Dir ſo ſicher das Leben Deines Vaters erhalten werden, als Clara's Liebe und ihre Hand, die ich Dir von je beſtimmt.“ — „Wer ſagt Ihnen, Tante!“ rief der Jüng- ling — da ſchmetterte fröhlich und laut das Poſthorn. William ſprang erbleichend auf und ſeufzte, indem er ſich gewaltſam zuſammen- nahm. „Leben Sie wohl, Tante, mag Clara mein gedenken.“ „Gehe mein Sohn“, erwiderte mit Feier- lichkeit die Dame, „und kehre uns bald und glücklich zurück. Für Clara's Herz bürgt Dir ihre Liebe, für ihre Hand, ich; und ſollte es Gott gefallen, Dir den Vater zu rauben, ſo findeſt Du hier einen Vater wieder, der den 13*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843/303
Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843/303>, abgerufen am 09.05.2024.