dies Glas ausleere -- und hole der Teufel Eure verdammte Tugend, bei der man nicht an ein hübsches Mädchen denken und ihr Glück wün- schen darf, ohne eine Ladung Moral und ein Fuder Gefühl in den Kauf zu bekommen." -- Dabei trank er das zweite Glas, und sagte ver- drießlich, während die Andern herzlich lachten, "und nun könnt Ihr alle ruhig nach Hause gehen, nachdem Ihr mich mit Eurer abgeschmack- ten Sentimentalität um meine beste Laune ge- bracht habt. Geht nach Hause und schlaft wie die Ratten und träumt tugendhaft -- ich werde noch nach dem Fenster der göttlichen Giovanolla wandeln, und sehen, ob dieser süße Strahl der Liebe, der, Gott sei Dank! keine Heilige ist, noch über der Erde leuchtet, oder ob er sich schon hinter den Wolken des Schlummers verborgen hat, und mir erst morgen wieder als Stern und Sonne aufgehen will. -- Beiläufig könnte ich dann diesen unsern Insulaner in das Haus seines
dies Glas ausleere — und hole der Teufel Eure verdammte Tugend, bei der man nicht an ein hübſches Mädchen denken und ihr Glück wün- ſchen darf, ohne eine Ladung Moral und ein Fuder Gefühl in den Kauf zu bekommen.“ — Dabei trank er das zweite Glas, und ſagte ver- drießlich, während die Andern herzlich lachten, „und nun könnt Ihr alle ruhig nach Hauſe gehen, nachdem Ihr mich mit Eurer abgeſchmack- ten Sentimentalität um meine beſte Laune ge- bracht habt. Geht nach Hauſe und ſchlaft wie die Ratten und träumt tugendhaft — ich werde noch nach dem Fenſter der göttlichen Giovanolla wandeln, und ſehen, ob dieſer ſüße Strahl der Liebe, der, Gott ſei Dank! keine Heilige iſt, noch über der Erde leuchtet, oder ob er ſich ſchon hinter den Wolken des Schlummers verborgen hat, und mir erſt morgen wieder als Stern und Sonne aufgehen will. — Beiläufig könnte ich dann dieſen unſern Inſulaner in das Haus ſeines
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dies Glas ausleere — und hole der Teufel Eure
verdammte Tugend, bei der man nicht an ein
hübſches Mädchen denken und ihr Glück wün-
ſchen darf, ohne eine Ladung Moral und ein
Fuder Gefühl in den Kauf zu bekommen.“ —
Dabei trank er das zweite Glas, und ſagte ver-
drießlich, während die Andern herzlich lachten,
„und nun könnt Ihr alle ruhig nach Hauſe
gehen, nachdem Ihr mich mit Eurer abgeſchmack-
ten Sentimentalität um meine beſte Laune ge-
bracht habt. Geht nach Hauſe und ſchlaft wie
die Ratten und träumt tugendhaft — ich werde
noch nach dem Fenſter der göttlichen Giovanolla
wandeln, und ſehen, ob dieſer ſüße Strahl der
Liebe, der, Gott ſei Dank! keine Heilige iſt, noch
über der Erde leuchtet, oder ob er ſich ſchon
hinter den Wolken des Schlummers verborgen
hat, und mir erſt morgen wieder als Stern und
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dann dieſen unſern Inſulaner in das Haus ſeines
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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843/29>, abgerufen am 21.11.2024.
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