Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843.

Bild:
<< vorherige Seite

Aus dem seligsten Rausche weckte sie die
Mutter, welche, Jenny vermissend, sie zu holen
kam, damit ihre Abwesenheit nicht bemerkt
werde. Hughes, dem sie den nächsten Tanz
versprochen, hatte sie bereits gesucht, Madame
Meier aber das Verschwinden ihrer Tochter
mit dem nothwendigen Wechsel der Toilette
entschuldigt und Hughes hatte sich zu Erlau
gesellt, der im Treibhause die Decorationen für
das nächste Bild ordnete.

"Wenn ich nur wüßte", sagte Hughes,
"worin es lag, daß dieses Bild heute einen
so erschütternden Eindruck auf mich machte,
während das Original, trotz seiner großen
Schönheit, mich ziemlich kalt ließ?"

"Das will ich Ihnen wohl sagen, theurer
Sir!" antwortete Erlau, "und ich bilde mir
nicht wenig darauf ein, mit diesem Tableau
den Effect gemacht zu haben, den es heute auf
Jeden hervorgebracht hat. Sie haben heute

Aus dem ſeligſten Rauſche weckte ſie die
Mutter, welche, Jenny vermiſſend, ſie zu holen
kam, damit ihre Abweſenheit nicht bemerkt
werde. Hughes, dem ſie den nächſten Tanz
verſprochen, hatte ſie bereits geſucht, Madame
Meier aber das Verſchwinden ihrer Tochter
mit dem nothwendigen Wechſel der Toilette
entſchuldigt und Hughes hatte ſich zu Erlau
geſellt, der im Treibhauſe die Decorationen für
das nächſte Bild ordnete.

„Wenn ich nur wüßte“, ſagte Hughes,
„worin es lag, daß dieſes Bild heute einen
ſo erſchütternden Eindruck auf mich machte,
während das Original, trotz ſeiner großen
Schönheit, mich ziemlich kalt ließ?“

„Das will ich Ihnen wohl ſagen, theurer
Sir!“ antwortete Erlau, „und ich bilde mir
nicht wenig darauf ein, mit dieſem Tableau
den Effect gemacht zu haben, den es heute auf
Jeden hervorgebracht hat. Sie haben heute

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0269" n="257"/>
        <p>Aus dem &#x017F;elig&#x017F;ten Rau&#x017F;che weckte &#x017F;ie die<lb/>
Mutter, welche, Jenny vermi&#x017F;&#x017F;end, &#x017F;ie zu holen<lb/>
kam, damit ihre Abwe&#x017F;enheit nicht bemerkt<lb/>
werde. Hughes, dem &#x017F;ie den näch&#x017F;ten Tanz<lb/>
ver&#x017F;prochen, hatte &#x017F;ie bereits ge&#x017F;ucht, Madame<lb/>
Meier aber das Ver&#x017F;chwinden ihrer Tochter<lb/>
mit dem nothwendigen Wech&#x017F;el der Toilette<lb/>
ent&#x017F;chuldigt und Hughes hatte &#x017F;ich zu Erlau<lb/>
ge&#x017F;ellt, der im Treibhau&#x017F;e die Decorationen für<lb/>
das näch&#x017F;te Bild ordnete.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Wenn ich nur wüßte&#x201C;, &#x017F;agte Hughes,<lb/>
&#x201E;worin es lag, daß die&#x017F;es Bild heute einen<lb/>
&#x017F;o er&#x017F;chütternden Eindruck auf mich machte,<lb/>
während das Original, trotz &#x017F;einer großen<lb/>
Schönheit, mich ziemlich kalt ließ?&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Das will ich Ihnen wohl &#x017F;agen, theurer<lb/>
Sir!&#x201C; antwortete Erlau, &#x201E;und ich bilde mir<lb/>
nicht wenig darauf ein, mit die&#x017F;em Tableau<lb/>
den Effect gemacht zu haben, den es heute auf<lb/>
Jeden hervorgebracht hat. Sie haben heute<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[257/0269] Aus dem ſeligſten Rauſche weckte ſie die Mutter, welche, Jenny vermiſſend, ſie zu holen kam, damit ihre Abweſenheit nicht bemerkt werde. Hughes, dem ſie den nächſten Tanz verſprochen, hatte ſie bereits geſucht, Madame Meier aber das Verſchwinden ihrer Tochter mit dem nothwendigen Wechſel der Toilette entſchuldigt und Hughes hatte ſich zu Erlau geſellt, der im Treibhauſe die Decorationen für das nächſte Bild ordnete. „Wenn ich nur wüßte“, ſagte Hughes, „worin es lag, daß dieſes Bild heute einen ſo erſchütternden Eindruck auf mich machte, während das Original, trotz ſeiner großen Schönheit, mich ziemlich kalt ließ?“ „Das will ich Ihnen wohl ſagen, theurer Sir!“ antwortete Erlau, „und ich bilde mir nicht wenig darauf ein, mit dieſem Tableau den Effect gemacht zu haben, den es heute auf Jeden hervorgebracht hat. Sie haben heute

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843/269
Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843/269>, abgerufen am 13.05.2024.