hard's Eintritt wurde kaum beachtet. Wie an- ders hatte er es sich gedacht! Jenny war nicht in dem Zimmer; er näherte sich Theresen und fragte nach Jenny; aber Therese hatte sie seit einer Weile nicht gesehen. Es wurde ihm un- heimlich in dem Getreibe, er wollte in ein Sei- tenzimmer und von da, wo möglich, nach Hause gehen, als er, die Nebenstube betretend, Stein- heim peroriren hörte:
"Und warum soll denn nun urplötzlich aus dem Bilde nichts werden von dem wir uns so viel Effekt versprochen?"
"Weil ich nicht will!" war Jenny's kalte Antwort, die vor dem Spiegel stand und ihre Locken ordnete.
"Aber das ist es eben, was ich frage, warum wollen Sie nicht? Sie selbst hatten den Templer und die Jüdin gewählt; Sie sehen reizend in dem Turban aus; Herr von Licht- wang ist der stattlichste Templer; gestern, noch
I. 10
hard's Eintritt wurde kaum beachtet. Wie an- ders hatte er es ſich gedacht! Jenny war nicht in dem Zimmer; er näherte ſich Thereſen und fragte nach Jenny; aber Thereſe hatte ſie ſeit einer Weile nicht geſehen. Es wurde ihm un- heimlich in dem Getreibe, er wollte in ein Sei- tenzimmer und von da, wo möglich, nach Hauſe gehen, als er, die Nebenſtube betretend, Stein- heim peroriren hörte:
„Und warum ſoll denn nun urplötzlich aus dem Bilde nichts werden von dem wir uns ſo viel Effekt verſprochen?“
„Weil ich nicht will!“ war Jenny's kalte Antwort, die vor dem Spiegel ſtand und ihre Locken ordnete.
„Aber das iſt es eben, was ich frage, warum wollen Sie nicht? Sie ſelbſt hatten den Templer und die Jüdin gewählt; Sie ſehen reizend in dem Turban aus; Herr von Licht- wang iſt der ſtattlichſte Templer; geſtern, noch
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hard's Eintritt wurde kaum beachtet. Wie an-
ders hatte er es ſich gedacht! Jenny war nicht
in dem Zimmer; er näherte ſich Thereſen und
fragte nach Jenny; aber Thereſe hatte ſie ſeit
einer Weile nicht geſehen. Es wurde ihm un-
heimlich in dem Getreibe, er wollte in ein Sei-
tenzimmer und von da, wo möglich, nach Hauſe
gehen, als er, die Nebenſtube betretend, Stein-
heim peroriren hörte:
„Und warum ſoll denn nun urplötzlich aus
dem Bilde nichts werden von dem wir uns
ſo viel Effekt verſprochen?“
„Weil ich nicht will!“ war Jenny's kalte
Antwort, die vor dem Spiegel ſtand und ihre
Locken ordnete.
„Aber das iſt es eben, was ich frage,
warum wollen Sie nicht? Sie ſelbſt hatten
den Templer und die Jüdin gewählt; Sie ſehen
reizend in dem Turban aus; Herr von Licht-
wang iſt der ſtattlichſte Templer; geſtern, noch
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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843/229>, abgerufen am 01.05.2024.
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