sprechen. Mir scheint, Herr Steinheim müsse ein geistreicher Mann sein. Er hat ein stattli- ches Aeußere, er war sehr freundlich und höflich -- aber dennoch, wenn ich es offen sagen darf, verletzte mich Etwas in seiner Erscheinung. Ich weiß nicht, soll ich es Selbstgenügsamkeit nen- nen, oder ein gewisses zutrauliches Wesen, das mir von einem Fremden mißfällig war?"
"Vermuthlich Beides, mein Fräulein! -- Ich komme Ihnen gegenüber immer wieder in die Lage, den Vertheidiger der Juden zu machen."
"Das haben Sie nicht nöthig, Herr Doc- tor! Denn ich habe gewiß kein Vorurtheil der Art gehabt; und wäre das selbst der Fall ge- wesen, so verdanke ich es Ihnen und William, dasselbe gänzlich besiegt zu haben. Wie könnte ich daran noch denken, nachdem Sie mir die Freude gemacht, Ihre verehrten Eltern kennen zu lernen, nachdem ich in Ihrer Familie eben solch glückliche Stunden verlebt habe."
ſprechen. Mir ſcheint, Herr Steinheim müſſe ein geiſtreicher Mann ſein. Er hat ein ſtattli- ches Aeußere, er war ſehr freundlich und höflich — aber dennoch, wenn ich es offen ſagen darf, verletzte mich Etwas in ſeiner Erſcheinung. Ich weiß nicht, ſoll ich es Selbſtgenügſamkeit nen- nen, oder ein gewiſſes zutrauliches Weſen, das mir von einem Fremden mißfällig war?“
„Vermuthlich Beides, mein Fräulein! — Ich komme Ihnen gegenüber immer wieder in die Lage, den Vertheidiger der Juden zu machen.“
„Das haben Sie nicht nöthig, Herr Doc- tor! Denn ich habe gewiß kein Vorurtheil der Art gehabt; und wäre das ſelbſt der Fall ge- weſen, ſo verdanke ich es Ihnen und William, daſſelbe gänzlich beſiegt zu haben. Wie könnte ich daran noch denken, nachdem Sie mir die Freude gemacht, Ihre verehrten Eltern kennen zu lernen, nachdem ich in Ihrer Familie eben ſolch glückliche Stunden verlebt habe.“
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ſprechen. Mir ſcheint, Herr Steinheim müſſe
ein geiſtreicher Mann ſein. Er hat ein ſtattli-
ches Aeußere, er war ſehr freundlich und höflich
— aber dennoch, wenn ich es offen ſagen darf,
verletzte mich Etwas in ſeiner Erſcheinung. Ich
weiß nicht, ſoll ich es Selbſtgenügſamkeit nen-
nen, oder ein gewiſſes zutrauliches Weſen, das
mir von einem Fremden mißfällig war?“
„Vermuthlich Beides, mein Fräulein! —
Ich komme Ihnen gegenüber immer wieder in
die Lage, den Vertheidiger der Juden zu machen.“
„Das haben Sie nicht nöthig, Herr Doc-
tor! Denn ich habe gewiß kein Vorurtheil der
Art gehabt; und wäre das ſelbſt der Fall ge-
weſen, ſo verdanke ich es Ihnen und William,
daſſelbe gänzlich beſiegt zu haben. Wie könnte
ich daran noch denken, nachdem Sie mir die
Freude gemacht, Ihre verehrten Eltern kennen
zu lernen, nachdem ich in Ihrer Familie eben
ſolch glückliche Stunden verlebt habe.“
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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843/219>, abgerufen am 25.11.2024.
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