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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843.

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ihrer andern Seite saß, jedes Wort dieser kin-
dischen Unterhaltung gehört hatte, und sich un-
willig abwendete, als Steinheim in ein laut
schallendes Gelächter verfiel, dessen Grund er
aber, auf Jenny's eifriges Bitten, nicht sagen
wollte, so sehr man auch in ihn drang.

Durch Reinhard's Brust waren die letzten
Worte, wie ein fliegendes Weh gezogen, wie
ein eisiger Frost über die ersten schönen Blüthen
des Frühlings. Diese Leichtfertigkeit, dies
Scherzen mit Allem, was Andern heilig ist,
das war es eben, was immer trennend zwi-
schen Jenny und seiner Liebe gestanden hatte.
Er liebte ihre reiche, schöne Natur, ihr mächtig
glühendes Gefühl, und wurde immer mit Be-
trübniß gewahr, daß Jenny, in Folge ihrer Er-
ziehung und der Verhältnisse, in denen sie auf-
gewachsen, eine Richtung genommen hatte, die
seiner ganzen Seele widerstrebte, die auch Eduard
mißbilligte, die aber zu ändern, ihren beider-

ihrer andern Seite ſaß, jedes Wort dieſer kin-
diſchen Unterhaltung gehört hatte, und ſich un-
willig abwendete, als Steinheim in ein laut
ſchallendes Gelächter verfiel, deſſen Grund er
aber, auf Jenny's eifriges Bitten, nicht ſagen
wollte, ſo ſehr man auch in ihn drang.

Durch Reinhard's Bruſt waren die letzten
Worte, wie ein fliegendes Weh gezogen, wie
ein eiſiger Froſt über die erſten ſchönen Blüthen
des Frühlings. Dieſe Leichtfertigkeit, dies
Scherzen mit Allem, was Andern heilig iſt,
das war es eben, was immer trennend zwi-
ſchen Jenny und ſeiner Liebe geſtanden hatte.
Er liebte ihre reiche, ſchöne Natur, ihr mächtig
glühendes Gefühl, und wurde immer mit Be-
trübniß gewahr, daß Jenny, in Folge ihrer Er-
ziehung und der Verhältniſſe, in denen ſie auf-
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[110/0122] ihrer andern Seite ſaß, jedes Wort dieſer kin- diſchen Unterhaltung gehört hatte, und ſich un- willig abwendete, als Steinheim in ein laut ſchallendes Gelächter verfiel, deſſen Grund er aber, auf Jenny's eifriges Bitten, nicht ſagen wollte, ſo ſehr man auch in ihn drang. Durch Reinhard's Bruſt waren die letzten Worte, wie ein fliegendes Weh gezogen, wie ein eiſiger Froſt über die erſten ſchönen Blüthen des Frühlings. Dieſe Leichtfertigkeit, dies Scherzen mit Allem, was Andern heilig iſt, das war es eben, was immer trennend zwi- ſchen Jenny und ſeiner Liebe geſtanden hatte. Er liebte ihre reiche, ſchöne Natur, ihr mächtig glühendes Gefühl, und wurde immer mit Be- trübniß gewahr, daß Jenny, in Folge ihrer Er- ziehung und der Verhältniſſe, in denen ſie auf- gewachſen, eine Richtung genommen hatte, die ſeiner ganzen Seele widerſtrebte, die auch Eduard mißbilligte, die aber zu ändern, ihren beider-

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Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843/122>, abgerufen am 24.11.2024.