Lewald, Fanny: Adele. 2. Ausg. Berlin, 1864.Die Mutter hatte zu Hellwig's Darlegungen gelächelt, und Adele war gleich bei dem ersten Begegnen mit Hellwig ganz für ihn gewonnen worden. Sie war stets unter der Zahl seiner Bewunderer gewesen. Die einsamen, dämonischen Männer, die unverstandenen Frauen, die er schilderte, hatten sie immer angezogen. Der Weltschmerz, in den diese Helden und Heldinnen nach Erschöpfung aller Genüsse regelmäßig versanken, die Fatalität, mit der sie einander zu Grunde richten mußten, obschon sie sich anbetend liebten, hatten der armen Adele oft die mitleidigsten Thränen erpreßt, und sie hatte wonnevoll geschaudert bei der Schilderung von Ekstasen, deren Bedeutung ihre aufgeregte Phantasie vorahnend errieth. Immerdar hatten sie vor ihrer Seele geschwebt, die Hellwig'schen Helden mit der bleichen Stirn, mit den nachtschwarzen Locken über dem erloschenen Blick, mit dem vernichtenden Lächeln auf den marmorbleichen Lippen. Sie waren Adelens Die Mutter hatte zu Hellwig’s Darlegungen gelächelt, und Adele war gleich bei dem ersten Begegnen mit Hellwig ganz für ihn gewonnen worden. Sie war stets unter der Zahl seiner Bewunderer gewesen. Die einsamen, dämonischen Männer, die unverstandenen Frauen, die er schilderte, hatten sie immer angezogen. Der Weltschmerz, in den diese Helden und Heldinnen nach Erschöpfung aller Genüsse regelmäßig versanken, die Fatalität, mit der sie einander zu Grunde richten mußten, obschon sie sich anbetend liebten, hatten der armen Adele oft die mitleidigsten Thränen erpreßt, und sie hatte wonnevoll geschaudert bei der Schilderung von Ekstasen, deren Bedeutung ihre aufgeregte Phantasie vorahnend errieth. Immerdar hatten sie vor ihrer Seele geschwebt, die Hellwig’schen Helden mit der bleichen Stirn, mit den nachtschwarzen Locken über dem erloschenen Blick, mit dem vernichtenden Lächeln auf den marmorbleichen Lippen. Sie waren Adelens <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0051" n="41"/> Die Mutter hatte zu Hellwig’s Darlegungen gelächelt, und Adele war gleich bei dem ersten Begegnen mit Hellwig ganz für ihn gewonnen worden. Sie war stets unter der Zahl seiner Bewunderer gewesen. Die einsamen, dämonischen Männer, die unverstandenen Frauen, die er schilderte, hatten sie immer angezogen. Der Weltschmerz, in den diese Helden und Heldinnen nach Erschöpfung aller Genüsse regelmäßig versanken, die Fatalität, mit der sie einander zu Grunde richten mußten, obschon sie sich anbetend liebten, hatten der armen Adele oft die mitleidigsten Thränen erpreßt, und sie hatte wonnevoll geschaudert bei der Schilderung von Ekstasen, deren Bedeutung ihre aufgeregte Phantasie vorahnend errieth. Immerdar hatten sie vor ihrer Seele geschwebt, die Hellwig’schen Helden mit der bleichen Stirn, mit den nachtschwarzen Locken über dem erloschenen Blick, mit dem vernichtenden Lächeln auf den marmorbleichen Lippen. Sie waren Adelens </p> </div> </body> </text> </TEI> [41/0051]
Die Mutter hatte zu Hellwig’s Darlegungen gelächelt, und Adele war gleich bei dem ersten Begegnen mit Hellwig ganz für ihn gewonnen worden. Sie war stets unter der Zahl seiner Bewunderer gewesen. Die einsamen, dämonischen Männer, die unverstandenen Frauen, die er schilderte, hatten sie immer angezogen. Der Weltschmerz, in den diese Helden und Heldinnen nach Erschöpfung aller Genüsse regelmäßig versanken, die Fatalität, mit der sie einander zu Grunde richten mußten, obschon sie sich anbetend liebten, hatten der armen Adele oft die mitleidigsten Thränen erpreßt, und sie hatte wonnevoll geschaudert bei der Schilderung von Ekstasen, deren Bedeutung ihre aufgeregte Phantasie vorahnend errieth. Immerdar hatten sie vor ihrer Seele geschwebt, die Hellwig’schen Helden mit der bleichen Stirn, mit den nachtschwarzen Locken über dem erloschenen Blick, mit dem vernichtenden Lächeln auf den marmorbleichen Lippen. Sie waren Adelens
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