Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lewald, Fanny: Adele. 2. Ausg. Berlin, 1864.

Bild:
<< vorherige Seite

ich hätte das nicht zu sagen gebraucht, ich sei nur Aufseher von den Leuten und nicht von unserem Fräulein. Aber weil Sie doch auch den Kopf darüber schüttelten, so dachte ich -- --" Er hielt inne. "Und wenn man so 'ne Familie hat aufwachsen sehen, von Vater auf Kind, da passirt's Einem wohl, daß man sich doch auch einmal fragt, was daraus endlich werden soll!" -- fügte er gleichsam begütigend hinzu.

"Also es gefällt Ihnen nicht, daß meine Cousine so viel Zeit hier draußen in der Fabrik zubringt!" entgegnete Samuel in einem Tone, den der Inspector sich nicht zu deuten wußte; indeß er ließ sich durch denselben nicht beirren. Er sah sich vorsichtig um, ob keiner der Arbeiter in der Nebenstube wäre, trat dann nahe an Samuel heran und sagte: "Von dem, was jetzt geschieht, da wollte ich gar Nichts gesagt haben; aber daß sie vor zwei Jahren die halben Nächte draußen blieb, das war zu viel! Der Doctor

ich hätte das nicht zu sagen gebraucht, ich sei nur Aufseher von den Leuten und nicht von unserem Fräulein. Aber weil Sie doch auch den Kopf darüber schüttelten, so dachte ich — —” Er hielt inne. “Und wenn man so ’ne Familie hat aufwachsen sehen, von Vater auf Kind, da passirt’s Einem wohl, daß man sich doch auch einmal fragt, was daraus endlich werden soll!” — fügte er gleichsam begütigend hinzu.

“Also es gefällt Ihnen nicht, daß meine Cousine so viel Zeit hier draußen in der Fabrik zubringt!” entgegnete Samuel in einem Tone, den der Inspector sich nicht zu deuten wußte; indeß er ließ sich durch denselben nicht beirren. Er sah sich vorsichtig um, ob keiner der Arbeiter in der Nebenstube wäre, trat dann nahe an Samuel heran und sagte: “Von dem, was jetzt geschieht, da wollte ich gar Nichts gesagt haben; aber daß sie vor zwei Jahren die halben Nächte draußen blieb, das war zu viel! Der Doctor

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0040" n="30"/>
ich hätte das nicht zu sagen gebraucht, ich sei nur Aufseher von den Leuten und nicht von unserem Fräulein. Aber weil Sie doch auch den Kopf darüber schüttelten, so dachte ich &#x2014; &#x2014;&#x201D; Er hielt inne. &#x201C;Und wenn man so &#x2019;ne Familie hat aufwachsen sehen, von Vater auf Kind, da passirt&#x2019;s Einem wohl, daß man sich doch auch einmal fragt, was daraus endlich werden soll!&#x201D; &#x2014; fügte er gleichsam begütigend hinzu.</p>
        <p>             &#x201C;Also es gefällt Ihnen nicht, daß meine Cousine so viel Zeit hier draußen in der Fabrik zubringt!&#x201D; entgegnete Samuel in einem Tone, den der Inspector sich nicht zu deuten wußte; indeß er ließ sich durch denselben nicht beirren. Er sah sich vorsichtig um, ob keiner der Arbeiter in der Nebenstube wäre, trat dann nahe an Samuel heran und sagte: &#x201C;Von dem, was jetzt geschieht, da wollte ich gar Nichts gesagt haben; aber daß sie vor zwei Jahren die halben Nächte draußen blieb, das war zu viel! Der Doctor
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[30/0040] ich hätte das nicht zu sagen gebraucht, ich sei nur Aufseher von den Leuten und nicht von unserem Fräulein. Aber weil Sie doch auch den Kopf darüber schüttelten, so dachte ich — —” Er hielt inne. “Und wenn man so ’ne Familie hat aufwachsen sehen, von Vater auf Kind, da passirt’s Einem wohl, daß man sich doch auch einmal fragt, was daraus endlich werden soll!” — fügte er gleichsam begütigend hinzu. “Also es gefällt Ihnen nicht, daß meine Cousine so viel Zeit hier draußen in der Fabrik zubringt!” entgegnete Samuel in einem Tone, den der Inspector sich nicht zu deuten wußte; indeß er ließ sich durch denselben nicht beirren. Er sah sich vorsichtig um, ob keiner der Arbeiter in der Nebenstube wäre, trat dann nahe an Samuel heran und sagte: “Von dem, was jetzt geschieht, da wollte ich gar Nichts gesagt haben; aber daß sie vor zwei Jahren die halben Nächte draußen blieb, das war zu viel! Der Doctor

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sophie - A Digital Library of Works by German-Speaking Women: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in der Syntax von "Sophie". (2013-02-04T11:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
archive.org: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-04T11:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-02-04T11:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Wird ein Wort durch einen Seitenumbruch getrennt, so wird es vollständig auf der vorhergehenden Seite übernommen.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Der Zeilenfall wurde aufgehoben, die Absätze beibehalten.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_adele_1864
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_adele_1864/40
Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Adele. 2. Ausg. Berlin, 1864, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_adele_1864/40>, abgerufen am 27.11.2024.