Lewald, Fanny: Adele. 2. Ausg. Berlin, 1864.ahnten ihn an seinen Platz. Er stand und stand, er klopfte endlich an ihre Thür, er rief sie leise und bat um ihre Rückkehr. Es blieb Alles still, und gedemüthigt wie noch niemals, verließ er das Zimmer und das Haus. Auch jetzt konnte Hellwig den Vorgang noch nicht fassen, nicht fassen, wie er ihn herbeizuführen vermochte, und doch war das ganze Ereigniß die einfachste Folge seines ganzen Wesens. Die Begegnung mit Adele hatte ihn ergriffen, wie Alles, was uns plötzlich die Erinnerung an lange vergangene Zeiten auferweckt. Er hatte erwartet, diese Aufregung von seiner Frau bedauert oder getheilt zu sehen; es würde ihm geschmeichelt haben, wäre ihre frühere Eifersucht dadurch lebendig geworden. Ihre Gleichgültigkeit, ihr besitzessicheres Lächeln hatten seine Eitelkeit verletzt, und mehr noch hatte es ihn gekränkt, daß sie ihn als einen Mann betrachtete, der keine ahnten ihn an seinen Platz. Er stand und stand, er klopfte endlich an ihre Thür, er rief sie leise und bat um ihre Rückkehr. Es blieb Alles still, und gedemüthigt wie noch niemals, verließ er das Zimmer und das Haus. Auch jetzt konnte Hellwig den Vorgang noch nicht fassen, nicht fassen, wie er ihn herbeizuführen vermochte, und doch war das ganze Ereigniß die einfachste Folge seines ganzen Wesens. Die Begegnung mit Adele hatte ihn ergriffen, wie Alles, was uns plötzlich die Erinnerung an lange vergangene Zeiten auferweckt. Er hatte erwartet, diese Aufregung von seiner Frau bedauert oder getheilt zu sehen; es würde ihm geschmeichelt haben, wäre ihre frühere Eifersucht dadurch lebendig geworden. Ihre Gleichgültigkeit, ihr besitzessicheres Lächeln hatten seine Eitelkeit verletzt, und mehr noch hatte es ihn gekränkt, daß sie ihn als einen Mann betrachtete, der keine <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0235" n="225"/> ahnten ihn an seinen Platz. Er stand und stand, er klopfte endlich an ihre Thür, er rief sie leise und bat um ihre Rückkehr. Es blieb Alles still, und gedemüthigt wie noch niemals, verließ er das Zimmer und das Haus.</p> <p> Auch jetzt konnte Hellwig den Vorgang noch nicht fassen, nicht fassen, wie er ihn herbeizuführen vermochte, und doch war das ganze Ereigniß die einfachste Folge seines ganzen Wesens.</p> <p> Die Begegnung mit Adele hatte ihn ergriffen, wie Alles, was uns plötzlich die Erinnerung an lange vergangene Zeiten auferweckt. Er hatte erwartet, diese Aufregung von seiner Frau bedauert oder getheilt zu sehen; es würde ihm geschmeichelt haben, wäre ihre frühere Eifersucht dadurch lebendig geworden. Ihre Gleichgültigkeit, ihr besitzessicheres Lächeln hatten seine Eitelkeit verletzt, und mehr noch hatte es ihn gekränkt, daß sie ihn als einen Mann betrachtete, der keine </p> </div> </body> </text> </TEI> [225/0235]
ahnten ihn an seinen Platz. Er stand und stand, er klopfte endlich an ihre Thür, er rief sie leise und bat um ihre Rückkehr. Es blieb Alles still, und gedemüthigt wie noch niemals, verließ er das Zimmer und das Haus.
Auch jetzt konnte Hellwig den Vorgang noch nicht fassen, nicht fassen, wie er ihn herbeizuführen vermochte, und doch war das ganze Ereigniß die einfachste Folge seines ganzen Wesens.
Die Begegnung mit Adele hatte ihn ergriffen, wie Alles, was uns plötzlich die Erinnerung an lange vergangene Zeiten auferweckt. Er hatte erwartet, diese Aufregung von seiner Frau bedauert oder getheilt zu sehen; es würde ihm geschmeichelt haben, wäre ihre frühere Eifersucht dadurch lebendig geworden. Ihre Gleichgültigkeit, ihr besitzessicheres Lächeln hatten seine Eitelkeit verletzt, und mehr noch hatte es ihn gekränkt, daß sie ihn als einen Mann betrachtete, der keine
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