"Sich aufzugeben?" wiederholte sie, "dazu muß man doch Etwas sein. Ich bin ja Nichts! ich kann ja Nichts!"
"Adele!" sprach er tadelnd.
"Wollen Sie mich nicht täuschen," entgegnete sie, "ich habe mich selber lange genug getäuscht. Ich habe geglaubt, die Natur habe mir ein poetisches Talent verliehen, habe mir eingebildet, ich verstände zu lieben, ich könnte einem Menschen Etwas sein mit meiner Hingebung, ich könnte wohl auch die Freude meiner Eltern werden. Das war Alles Wahn und Selbstbetrug!"
"Hören Sie mich, Cousine!" bat er.
"Nein! Nein!" rief sie. "Damals, als ich Sie nicht hören wollte, als Sie mir sagten, ich hätte sicher kein Talent, meine Liebe sei Eitelkeit und Verblendung, es sei ein Frevel an mir selber, daß ich den Roman geschrieben, damals hatten Sie Recht mit jedem Worte, das Sie sprachen, aber ich glaubte Ihnen damals nicht. Jetzt, da
“Sich aufzugeben?” wiederholte sie, “dazu muß man doch Etwas sein. Ich bin ja Nichts! ich kann ja Nichts!”
“Adele!” sprach er tadelnd.
“Wollen Sie mich nicht täuschen,” entgegnete sie, “ich habe mich selber lange genug getäuscht. Ich habe geglaubt, die Natur habe mir ein poetisches Talent verliehen, habe mir eingebildet, ich verstände zu lieben, ich könnte einem Menschen Etwas sein mit meiner Hingebung, ich könnte wohl auch die Freude meiner Eltern werden. Das war Alles Wahn und Selbstbetrug!”
“Hören Sie mich, Cousine!” bat er.
“Nein! Nein!” rief sie. “Damals, als ich Sie nicht hören wollte, als Sie mir sagten, ich hätte sicher kein Talent, meine Liebe sei Eitelkeit und Verblendung, es sei ein Frevel an mir selber, daß ich den Roman geschrieben, damals hatten Sie Recht mit jedem Worte, das Sie sprachen, aber ich glaubte Ihnen damals nicht. Jetzt, da
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“Sich aufzugeben?” wiederholte sie, “dazu muß man doch Etwas sein. Ich bin ja Nichts! ich kann ja Nichts!”
“Adele!” sprach er tadelnd.
“Wollen Sie mich nicht täuschen,” entgegnete sie, “ich habe mich selber lange genug getäuscht. Ich habe geglaubt, die Natur habe mir ein poetisches Talent verliehen, habe mir eingebildet, ich verstände zu lieben, ich könnte einem Menschen Etwas sein mit meiner Hingebung, ich könnte wohl auch die Freude meiner Eltern werden. Das war Alles Wahn und Selbstbetrug!”
“Hören Sie mich, Cousine!” bat er.
“Nein! Nein!” rief sie. “Damals, als ich Sie nicht hören wollte, als Sie mir sagten, ich hätte sicher kein Talent, meine Liebe sei Eitelkeit und Verblendung, es sei ein Frevel an mir selber, daß ich den Roman geschrieben, damals hatten Sie Recht mit jedem Worte, das Sie sprachen, aber ich glaubte Ihnen damals nicht. Jetzt, da
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Lewald, Fanny: Adele. 2. Ausg. Berlin, 1864, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_adele_1864/136>, abgerufen am 26.07.2024.
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