Leupold, Jacob: Theatrum Machinarvm Generale. Schau-Platz Des Grundes Mechanischer Wissenschafften. Leipzig, 1724.Cap. IX. von der Kurbel. Tab. XXI. nen anordnen wollet, als zum Exempel die I. Fig. Tab. XXII. zu einer Mühlen,so müsset ihr wohl überlegen: Ob ihr ein so groß- starck- und schwehres Rad anbringen, auch demselben so viel Krafft auf einmahl bey dem halben Circkel geben könnet, daß alsdenn das Rad vermögend ist den andern Theil des Circkels zu vollführen, und dem Mühlstein zu- gleich mit umzutreiben. Daß aber hierbey viel Krafft unnütze angewendet werde, ist leichte zu erachten; dannenhero halte ich auf solche Bewegung nicht viel, sondern rathe, daß man die Kurbel lieber mit der Hand treibe, und die Krafft bey dem gantzen Umlauff zugleich anwen- de, es sey denn, daß es keiner grossen Krafft nöthig, und man solches mit einem Fuß verrichten und die Hände zu anderer Arbeit brauchen könne, als wie beym Schleiff-Stein, Glaß-schnei- den, Spinn-Rädern, und dergleichen. Man hat gesuchet solches zu verbessern, und zwey Personen angeordnet, da iede die §. 150. II. Von dem Effect der Kurbel ist ferner zu erinnern, wenn solche durch ein Rad §. 151.
Cap. IX. von der Kurbel. Tab. XXI. nen anordnen wollet, als zum Exempel die I. Fig. Tab. XXII. zu einer Muͤhlen,ſo muͤſſet ihr wohl uͤberlegen: Ob ihr ein ſo groß- ſtarck- und ſchwehres Rad anbringen, auch demſelben ſo viel Krafft auf einmahl bey dem halben Circkel geben koͤnnet, daß alsdenn das Rad vermoͤgend iſt den andern Theil des Circkels zu vollfuͤhren, und dem Muͤhlſtein zu- gleich mit umzutreiben. Daß aber hierbey viel Krafft unnuͤtze angewendet werde, iſt leichte zu erachten; dannenhero halte ich auf ſolche Bewegung nicht viel, ſondern rathe, daß man die Kurbel lieber mit der Hand treibe, und die Krafft bey dem gantzen Umlauff zugleich anwen- de, es ſey denn, daß es keiner groſſen Krafft noͤthig, und man ſolches mit einem Fuß verrichten und die Haͤnde zu anderer Arbeit brauchen koͤnne, als wie beym Schleiff-Stein, Glaß-ſchnei- den, Spinn-Raͤdern, und dergleichen. Man hat geſuchet ſolches zu verbeſſern, und zwey Perſonen angeordnet, da iede die §. 150. II. Von dem Effect der Kurbel iſt ferner zu erinnern, wenn ſolche durch ein Rad §. 151.
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XII. XIII. Tab. XXI.</hi></hi> zu ſehen, allda faͤllet wegen Ungleichheit der Krafft und<lb/> des Vermoͤgens gar zu viel zu erinnern vor, und iſt hieher abſonderlich zu wiederhohlen, was<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Figura I.</hi></hi> und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">II. Tabula III.</hi></hi> von dem Abſtand der Krafft und von der Linie der Ruhe<lb/> geſaget worden. Denn weil die Bewegung der Kurbel nur noch einen Theil entweder uͤber<lb/> ſich, wie in Schneide-Muͤhlen, oder unter ſich wie in denen Waſſer-Kuͤnſten oder auf einer<lb/> Seite, wie bey denen Stangen-Kuͤnſten gehet, und ihre empfangene Krafft dahin treibet, und<lb/> alſo die <hi rendition="#aq">Directions-</hi>Linie allezeit einerley bleibet, inzwiſchen aber die Kurbel bey jedem Um-<lb/> gang zweymahl zur Linie der Ruhe, und zweymahl zum weiteſten Abſtand kommet, ſo folget,<lb/> daß die Krafft ungleich zu arbeiten hat, als in der <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">X. XI. 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Cap. IX. von der Kurbel. Tab. XXI.
nen anordnen wollet, als zum Exempel die I. Fig. Tab. XXII. zu einer Muͤhlen,
ſo muͤſſet ihr wohl uͤberlegen: Ob ihr ein ſo groß- ſtarck- und ſchwehres Rad anbringen,
auch demſelben ſo viel Krafft auf einmahl bey dem halben Circkel geben koͤnnet, daß alsdenn
das Rad vermoͤgend iſt den andern Theil des Circkels zu vollfuͤhren, und dem Muͤhlſtein zu-
gleich mit umzutreiben. Daß aber hierbey viel Krafft unnuͤtze angewendet werde, iſt leichte
zu erachten; dannenhero halte ich auf ſolche Bewegung nicht viel, ſondern rathe, daß man
die Kurbel lieber mit der Hand treibe, und die Krafft bey dem gantzen Umlauff zugleich anwen-
de, es ſey denn, daß es keiner groſſen Krafft noͤthig, und man ſolches mit einem Fuß verrichten
und die Haͤnde zu anderer Arbeit brauchen koͤnne, als wie beym Schleiff-Stein, Glaß-ſchnei-
den, Spinn-Raͤdern, und dergleichen.
Man hat geſuchet ſolches zu verbeſſern, und zwey Perſonen angeordnet, da iede die
Helffte des Umgangs mit Drehen oder Stoſſen vollfuͤhret, wie Fig. II. und III. Tabula
XXII. Alleine, woferne die Perſonen nicht wohl geuͤbet, werden ſie es einander mehr ſauer
als leichter machen, und gleichfalls viel Krafft vergeblich anwenden, auch ein viel mehreres
ausrichten, wenn ſie beyde die Kurbel mit den Haͤnden dreheten, abſonderlich ſo deren zwey ſind,
und ſo eingerichtet, wenn der eine in die Hoͤhe heben muß, der andere im Niederdrucken iſt,
welches nach dem Stand der Perſonen viel beytraͤget; dannenhero auch ein ieder ſolcher Rad-
Treiber nach ſeiner Laͤnge und Diſpoſition des Leibes ſtehen ſoll, welches die Arbeit um ein
vieles erleichtert, hingegen aber bey unrichtiger Stellung des Leibes vielfaͤltig ſchwehrer ma-
chen kan.
§. 150.
II. Von dem Effect der Kurbel iſt ferner zu erinnern, wenn ſolche durch ein Rad
oder auf andere Art von der Krafft in die Runde umgetrieben wird, daß ſie eine gerad-linigte
Bewegung machen ſoll, als wie bey Schneide-Muͤhlen, an den Waſſer-Kuͤnſten, und wie
Fig. XI. XII. XIII. Tab. XXI. zu ſehen, allda faͤllet wegen Ungleichheit der Krafft und
des Vermoͤgens gar zu viel zu erinnern vor, und iſt hieher abſonderlich zu wiederhohlen, was
Figura I. und II. Tabula III. von dem Abſtand der Krafft und von der Linie der Ruhe
geſaget worden. Denn weil die Bewegung der Kurbel nur noch einen Theil entweder uͤber
ſich, wie in Schneide-Muͤhlen, oder unter ſich wie in denen Waſſer-Kuͤnſten oder auf einer
Seite, wie bey denen Stangen-Kuͤnſten gehet, und ihre empfangene Krafft dahin treibet, und
alſo die Directions-Linie allezeit einerley bleibet, inzwiſchen aber die Kurbel bey jedem Um-
gang zweymahl zur Linie der Ruhe, und zweymahl zum weiteſten Abſtand kommet, ſo folget,
daß die Krafft ungleich zu arbeiten hat, als in der X. XI. XII. und XIII. Figur Tab.
XXI. wird vorgeſtellet, daß die Kurbel einen Kolm in einer Waſſer-Kunſt zu ziehen habe,
ſolcher ſey mit dem Waſſer 40 Pfund ſchwehr, wenn nun die Kurbel von a nach b gehet, ſo
hat ſie zwar in c den weiteſten Abſtand vom Centro e, oder a b der Linie der Ruhe, weil
aber der Kolm ledig nieder gehet, ſo hat die Krafft von a biß b gar nichts zu thun, ſondern
gehet gleichſam ledig, es ſey denn daß der Kolm ſehr ſtocket. Hingegen aber von b gegen d
hat die Krafft zu wuͤrcken, und zwar erſtlich in b gar wenig, weil der Kolm und Waſſer mit
der Kurbel perpendicular, und alſo in der Linie der Ruhe iſt, als Fig. XII. je weiter aber
ſolche nach d koͤmmt, je mehr Krafft wird erfodert, ſo daß in d die voͤllige Krafft noͤthig iſt,
welches ſich aber wieder verringert biß in a Fig. XII. da die Laſt wieder voͤllig in die Ruhe,
und bloß auf der Achſe oder Zapffen, gleichwie in b ruhet. Wie nun ſolche Ungleichheit ab-
und zunimmt, iſt zwar ſchon vorher gemeldet worden, es ſollen aber hier um beſſerer Deutlich-
keit willen noch zwey Figuren folgen, weil es eine Sache, die man allerdings nicht ſo obenhin
anzuſehen hat, ſondern wohl werth daß man ſie recht eroͤrtere, maſſen dadurch vieler Schaden
verhuͤtet, und Nutzen entſtehen kan.
§. 151.
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