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Leupold, Jacob: Theatrum Machinarvm Generale. Schau-Platz Des Grundes Mechanischer Wissenschafften. Leipzig, 1724.

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Cap. IX. von der Kurbel. Tab. XXI.
bekommen würde, da nun aber diese Schraube nicht nur zu schnell steiget, sondern auch nicht
Vermögen genug hat, konte er solche gar nicht zu seinem Werck gebrauchen; woraus zu se-
hen wie nützlich die Wissenschafft der Mechanic ist.



Das IX. Lapitel.
Von der Kurbel oder krummen Zapffen.
§. 147.

Eine Kurbel ist nichts anders als ein Hebel, so in die Runde
beweget wird.

Die Materie ist mehrentheils Eisen, bißweilen auch, absonderlich in
Wasser-Künsten, Meßing, wofern aber solches nicht von recht gelben und
geschmeidigen ist, taugen solche wenig, und sind doch sehr kostbar; bißweilen ist
solche auch von Holtz, als bey denen Bergwercken an dem Haspel.

§. 148.

Die Figur oder der Arm der Kurbel ist entweder gerade, wie Fig. I. II. und III.
oder krumm, wie Fig. IV. Tab. XXI.

Der Effect aber der krummen und geraden Arme ist, wenn solche einerley Wei-
te oder Abstand vom Centro und Zapffen haben, allezeit einerley, und also Fig. IV. die
krumme Kurbel, dem würcklichen Effect nach, nicht anders anzusehen, als wenn sie gerade,
wie die Lini[@] a b wäre; nutzet also die Länge und Krümme zum Effect gar nichts. Daß
man aber solche krumm gemacht, erachte ich, daß es daher entstanden sey: Weil die Hand-
wercker allezeit im Wahn gestanden, und auch noch, die Kurbel werde dadurch länger, und
thue viel mehr Effect. Man hält ferner dafür, die krumme Kurbel biege sich nicht so
leichte als eine gerade, weil die Theile des Eisens durch das Biegen schon mehr gespannet
wären; alleine, weil ein lang Stück, als wie der Bogen ist, sich leichter biegen lässet, als ein
kurtzes, so zweiffele ich, ob dadurch was zu profitiren ist.

Ein krummer Zapffen, wie solcher in Künsten auf Berg-
wercken gebräuchlich

ist Fig. I. zu sehen, da A der Bley oder Tafel, so im Wellbaum mit eisernen Ringen feste
gemachet wird. B die Waltze oder Zapffen, so im Lager umgehet. C das krumme, und
E die Wartze. Ein solcher Zapffen ist bey starcken Künsten meist 2 Ellen lang, und macht
bey dem Umgehen einen Hub von 3 Fuß.

Von dem Effect der Kurbel ist unterschiedliches, und zwar, nachdem sie gebrauchet
wird, zu observiren, nemlich:

I. Da die Kurbel durch eine gerad-linigte Bewegung umgetrieben wird, als wie bey
denen Schleiff-Steinen und dergleichen Rädern, die durchs Drehen, Ziehen oder Stossen der
Menschen umgetrieben werden, wie Fig. V. VI. Tabula XXI. und Tab. XX. Fig. I.
II.
und III. zu sehen ist, da es alles durch Ziehen geschiehet, muß allezeit die Machine so
eingerichtet seyn, daß dem Stein Figura VI. bey dem Heruntertreten, oder Fig. I.
bey dem Herumziehen, so viel Krafft mitgetheilet werde, damit solcher auf der andern Seite
von sich selbst, ohne weitere äusserliche Krafft, hinauff steigen könne. Woraus zu sehen, daß
allezeit zum Tritt oder Zug wenigstens mehr als eine doppelte Krafft erfodert wird, als sonsten
zur Bewegung der Machine nöthig wäre. Dannenhero wann ihr dergleichen Machi-

nen
Pars Generalis. T

Cap. IX. von der Kurbel. Tab. XXI.
bekommen wuͤrde, da nun aber dieſe Schraube nicht nur zu ſchnell ſteiget, ſondern auch nicht
Vermoͤgen genug hat, konte er ſolche gar nicht zu ſeinem Werck gebrauchen; woraus zu ſe-
hen wie nuͤtzlich die Wiſſenſchafft der Mechanic iſt.



Das IX. Lapitel.
Von der Kurbel oder krummen Zapffen.
§. 147.

Eine Kurbel iſt nichts anders als ein Hebel, ſo in die Runde
beweget wird.

Die Materie iſt mehrentheils Eiſen, bißweilen auch, abſonderlich in
Waſſer-Kuͤnſten, Meßing, wofern aber ſolches nicht von recht gelben und
geſchmeidigen iſt, taugen ſolche wenig, und ſind doch ſehr koſtbar; bißweilen iſt
ſolche auch von Holtz, als bey denen Bergwercken an dem Haſpel.

§. 148.

Die Figur oder der Arm der Kurbel iſt entweder gerade, wie Fig. I. II. und III.
oder krumm, wie Fig. IV. Tab. XXI.

Der Effect aber der krummen und geraden Arme iſt, wenn ſolche einerley Wei-
te oder Abſtand vom Centro und Zapffen haben, allezeit einerley, und alſo Fig. IV. die
krumme Kurbel, dem wuͤrcklichen Effect nach, nicht anders anzuſehen, als wenn ſie gerade,
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man aber ſolche krumm gemacht, erachte ich, daß es daher entſtanden ſey: Weil die Hand-
wercker allezeit im Wahn geſtanden, und auch noch, die Kurbel werde dadurch laͤnger, und
thue viel mehr Effect. Man haͤlt ferner dafuͤr, die krumme Kurbel biege ſich nicht ſo
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kurtzes, ſo zweiffele ich, ob dadurch was zu profitiren iſt.

Ein krummer Zapffen, wie ſolcher in Kuͤnſten auf Berg-
wercken gebraͤuchlich

iſt Fig. I. zu ſehen, da A der Bley oder Tafel, ſo im Wellbaum mit eiſernen Ringen feſte
gemachet wird. B die Waltze oder Zapffen, ſo im Lager umgehet. C das krumme, und
E die Wartze. Ein ſolcher Zapffen iſt bey ſtarcken Kuͤnſten meiſt 2 Ellen lang, und macht
bey dem Umgehen einen Hub von 3 Fuß.

Von dem Effect der Kurbel iſt unterſchiedliches, und zwar, nachdem ſie gebrauchet
wird, zu obſerviren, nemlich:

I. Da die Kurbel durch eine gerad-linigte Bewegung umgetrieben wird, als wie bey
denen Schleiff-Steinen und dergleichen Raͤdern, die durchs Drehen, Ziehen oder Stoſſen der
Menſchen umgetrieben werden, wie Fig. V. VI. Tabula XXI. und Tab. XX. Fig. I.
II.
und III. zu ſehen iſt, da es alles durch Ziehen geſchiehet, muß allezeit die Machine ſo
eingerichtet ſeyn, daß dem Stein Figura VI. bey dem Heruntertreten, oder Fig. I.
bey dem Herumziehen, ſo viel Krafft mitgetheilet werde, damit ſolcher auf der andern Seite
von ſich ſelbſt, ohne weitere aͤuſſerliche Krafft, hinauff ſteigen koͤnne. Woraus zu ſehen, daß
allezeit zum Tritt oder Zug wenigſtens mehr als eine doppelte Krafft erfodert wird, als ſonſten
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nen
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[73/0093] Cap. IX. von der Kurbel. Tab. XXI. bekommen wuͤrde, da nun aber dieſe Schraube nicht nur zu ſchnell ſteiget, ſondern auch nicht Vermoͤgen genug hat, konte er ſolche gar nicht zu ſeinem Werck gebrauchen; woraus zu ſe- hen wie nuͤtzlich die Wiſſenſchafft der Mechanic iſt. Das IX. Lapitel. Von der Kurbel oder krummen Zapffen. §. 147. Eine Kurbel iſt nichts anders als ein Hebel, ſo in die Runde beweget wird. Die Materie iſt mehrentheils Eiſen, bißweilen auch, abſonderlich in Waſſer-Kuͤnſten, Meßing, wofern aber ſolches nicht von recht gelben und geſchmeidigen iſt, taugen ſolche wenig, und ſind doch ſehr koſtbar; bißweilen iſt ſolche auch von Holtz, als bey denen Bergwercken an dem Haſpel. §. 148. Die Figur oder der Arm der Kurbel iſt entweder gerade, wie Fig. I. II. und III. oder krumm, wie Fig. IV. Tab. XXI. Der Effect aber der krummen und geraden Arme iſt, wenn ſolche einerley Wei- te oder Abſtand vom Centro und Zapffen haben, allezeit einerley, und alſo Fig. IV. die krumme Kurbel, dem wuͤrcklichen Effect nach, nicht anders anzuſehen, als wenn ſie gerade, wie die Liniə a b waͤre; nutzet alſo die Laͤnge und Kruͤmme zum Effect gar nichts. Daß man aber ſolche krumm gemacht, erachte ich, daß es daher entſtanden ſey: Weil die Hand- wercker allezeit im Wahn geſtanden, und auch noch, die Kurbel werde dadurch laͤnger, und thue viel mehr Effect. Man haͤlt ferner dafuͤr, die krumme Kurbel biege ſich nicht ſo leichte als eine gerade, weil die Theile des Eiſens durch das Biegen ſchon mehr geſpannet waͤren; alleine, weil ein lang Stuͤck, als wie der Bogen iſt, ſich leichter biegen laͤſſet, als ein kurtzes, ſo zweiffele ich, ob dadurch was zu profitiren iſt. Ein krummer Zapffen, wie ſolcher in Kuͤnſten auf Berg- wercken gebraͤuchlich iſt Fig. I. zu ſehen, da A der Bley oder Tafel, ſo im Wellbaum mit eiſernen Ringen feſte gemachet wird. B die Waltze oder Zapffen, ſo im Lager umgehet. C das krumme, und E die Wartze. Ein ſolcher Zapffen iſt bey ſtarcken Kuͤnſten meiſt 2 Ellen lang, und macht bey dem Umgehen einen Hub von 3 Fuß. Von dem Effect der Kurbel iſt unterſchiedliches, und zwar, nachdem ſie gebrauchet wird, zu obſerviren, nemlich: I. Da die Kurbel durch eine gerad-linigte Bewegung umgetrieben wird, als wie bey denen Schleiff-Steinen und dergleichen Raͤdern, die durchs Drehen, Ziehen oder Stoſſen der Menſchen umgetrieben werden, wie Fig. V. VI. Tabula XXI. und Tab. XX. Fig. I. II. und III. zu ſehen iſt, da es alles durch Ziehen geſchiehet, muß allezeit die Machine ſo eingerichtet ſeyn, daß dem Stein Figura VI. bey dem Heruntertreten, oder Fig. I. bey dem Herumziehen, ſo viel Krafft mitgetheilet werde, damit ſolcher auf der andern Seite von ſich ſelbſt, ohne weitere aͤuſſerliche Krafft, hinauff ſteigen koͤnne. Woraus zu ſehen, daß allezeit zum Tritt oder Zug wenigſtens mehr als eine doppelte Krafft erfodert wird, als ſonſten zur Bewegung der Machine noͤthig waͤre. Dannenhero wann ihr dergleichen Machi- nen Pars Generalis. T

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Zitationshilfe: Leupold, Jacob: Theatrum Machinarvm Generale. Schau-Platz Des Grundes Mechanischer Wissenschafften. Leipzig, 1724, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/leupold_theatrum_1724/93>, abgerufen am 25.11.2024.