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Leupold, Jacob: Theatrum Machinarvm Generale. Schau-Platz Des Grundes Mechanischer Wissenschafften. Leipzig, 1724.

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Cap. III. von Scheiben- oder Flaschen-Zügen. Tab. IX.
64 Pfund können gehoben werden, A die Last von 640 Pfund, B die Krafft oder Gegen-
Gewicht von 10 Pfund.

Eben dergleichen wird bloß durch gleich-ärmige Hebel Fig. XVI. Tab. VIII. gezei-
get, da die Last 16 Pfund, davon das Seil a die Helffte 8 Pfund, b 4 Pfund, und c 2 Pfund
zu halten hat; der Hebel aber c d träget mehr bey, als die Krafft unter sich operiren kan.

Man mercke, daß das eine Theil des Seils allemahl an der einen Seite feste
gemachet ist,
als oben am Balcken bey D und E.

Eine Art einer Flaschen zu 7 Scheiben weiset die VIII. Figur in A vor-
wärts, in B seitwärts.

Eine Flasche, so meist geschlossen, mit 2 Scheiben, ist Fig. IX. solche sind
deswegen sehr gut, weil die Seile nicht so leichte ausspringen können.

Eine Art einer Flaschen, darinnen die Scheiben alle einerley Grösse seyn
können, und die Seile doch nicht übereinander zu liegen kommen,
ist zu sehen Fi-
gura X.
Die Flasche bestehet aus einem durchaus gleichen Cylinder, von Holtz oder Me-
tall, die Scheiben aber sind nach einer Schnecken-Linie eingesetzet, daß also die Seile neben-
nicht aber übereinander kommen; die untere Flasche muß nach der obern accommodiret
seyn, daß also die Scheibe A mit der nehesten darunter stehenden in gleiche Linie kömmt, und
also auch die andern.

Diese artige und curieuse Invention habe zuerst bey Herrn Gärtnern, Königl.
Pohln. und Churfürstl. Sächsischen Modell-Meister, in Dreßden gefunden, welchen ich
auch vor dem Inventor halte, weil dergleichen sonst nirgendswo gesehen; wie er denn sehr
viel besondere und nützliche Dinge inventiret hat, die vielen Nutzen schaffen könten, wenn er
solche der Welt communiciren wolte. Ich zwar vor meine Person muß seine Offenher-
tzigkeit gegen mich, rühmen, und verhoffe dahero die Freyheit zu erlangen, noch ein und das an-
dere von Ihm nach und nach bekandt zu machen.

Der Nutzen ist hauptsächlich dieser: Weil alle Scheiben von einerley Grösse
können gemachet werden;
welches bey andern, da solche untereinander an einer Flasche
stehen sollen, sich nicht practiciren läst, maßen sonst die Seile untereinander zu liegen kommen
und sich reiben. Je grösser auch die Scheibe, ie weniger Friction, und also ie besser.

Von dem Spatio, oder dem Raum und der Zeit
des Flaschen-Zugs.

§. 65.

Gleichwie bey dem Hebel der Raum oder Zeit, so wohl bey der Last als bey
Krafft mit der Last und Krafft, oder mit dem langen und kurtzen Theil accurat
überein kömmet, also geschiehet es auch bey Flaschen-Zügen.
Als: Figura IV.
Tab. VIII.
bey einer Scheibe und gleichem Gewichte ist der Raum und die Zeit einerley;
denn gehet das eine 1 Schuh ab, so steiget das andere hingegen eben in der Zeit um einen
Schuh hinauff.

Bey der VI. Figur dieser Tafel, da mit 5 Pfund zehen, oder mit 1 Pfund 2 Pfund
gehoben wird, ists schon anders; denn wenn die Last C einen Fuß hoch soll erhoben werden, so
muß das Seil in E 2 Fuß in die Höhe gezogen werden, und also noch einmahl so viel Zeit
seyn, als wenn 10 Pfund wieder mit 10 Pfund Krafft gehoben würden.

Bey der XIII. Figur Tab. VIII. da sich die Krafft gegen die Last wie 1 gegen 4 ver-
hält, muß das Seil von e 4 Fuß niedergezogen werden, ehe die Last A oder die Flasche B
1 Fuß steiget.

In
Pars Generalis. K

Cap. III. von Scheiben- oder Flaſchen-Zuͤgen. Tab. IX.
64 Pfund koͤnnen gehoben werden, A die Laſt von 640 Pfund, B die Krafft oder Gegen-
Gewicht von 10 Pfund.

Eben dergleichen wird bloß durch gleich-aͤrmige Hebel Fig. XVI. Tab. VIII. gezei-
get, da die Laſt 16 Pfund, davon das Seil a die Helffte 8 Pfund, b 4 Pfund, und c 2 Pfund
zu halten hat; der Hebel aber c d traͤget mehr bey, als die Krafft unter ſich operiren kan.

Man mercke, daß das eine Theil des Seils allemahl an der einen Seite feſte
gemachet iſt,
als oben am Balcken bey D und E.

Eine Art einer Flaſchen zu 7 Scheiben weiſet die VIII. Figur in A vor-
waͤrts, in B ſeitwaͤrts.

Eine Flaſche, ſo meiſt geſchloſſen, mit 2 Scheiben, iſt Fig. IX. ſolche ſind
deswegen ſehr gut, weil die Seile nicht ſo leichte ausſpringen koͤnnen.

Eine Art einer Flaſchen, darinnen die Scheiben alle einerley Groͤſſe ſeyn
koͤnnen, und die Seile doch nicht uͤbereinander zu liegen kommen,
iſt zu ſehen Fi-
gura X.
Die Flaſche beſtehet aus einem durchaus gleichen Cylinder, von Holtz oder Me-
tall, die Scheiben aber ſind nach einer Schnecken-Linie eingeſetzet, daß alſo die Seile neben-
nicht aber uͤbereinander kommen; die untere Flaſche muß nach der obern accommodiret
ſeyn, daß alſo die Scheibe A mit der neheſten darunter ſtehenden in gleiche Linie koͤmmt, und
alſo auch die andern.

Dieſe artige und curieuſe Invention habe zuerſt bey Herrn Gaͤrtnern, Koͤnigl.
Pohln. und Churfuͤrſtl. Saͤchſiſchen Modell-Meiſter, in Dreßden gefunden, welchen ich
auch vor dem Inventor halte, weil dergleichen ſonſt nirgendswo geſehen; wie er denn ſehr
viel beſondere und nuͤtzliche Dinge inventiret hat, die vielen Nutzen ſchaffen koͤnten, wenn er
ſolche der Welt communiciren wolte. Ich zwar vor meine Perſon muß ſeine Offenher-
tzigkeit gegen mich, ruͤhmen, und verhoffe dahero die Freyheit zu erlangen, noch ein und das an-
dere von Ihm nach und nach bekandt zu machen.

Der Nutzen iſt hauptſaͤchlich dieſer: Weil alle Scheiben von einerley Groͤſſe
koͤnnen gemachet werden;
welches bey andern, da ſolche untereinander an einer Flaſche
ſtehen ſollen, ſich nicht practiciren laͤſt, maßen ſonſt die Seile untereinander zu liegen kommen
und ſich reiben. Je groͤſſer auch die Scheibe, ie weniger Friction, und alſo ie beſſer.

Von dem Spatio, oder dem Raum und der Zeit
des Flaſchen-Zugs.

§. 65.

Gleichwie bey dem Hebel der Raum oder Zeit, ſo wohl bey der Laſt als bey
Krafft mit der Laſt und Krafft, oder mit dem langen und kurtzen Theil accurat
uͤberein koͤmmet, alſo geſchiehet es auch bey Flaſchen-Zuͤgen.
Als: Figura IV.
Tab. VIII.
bey einer Scheibe und gleichem Gewichte iſt der Raum und die Zeit einerley;
denn gehet das eine 1 Schuh ab, ſo ſteiget das andere hingegen eben in der Zeit um einen
Schuh hinauff.

Bey der VI. Figur dieſer Tafel, da mit 5 Pfund zehen, oder mit 1 Pfund 2 Pfund
gehoben wird, iſts ſchon anders; denn wenn die Laſt C einen Fuß hoch ſoll erhoben werden, ſo
muß das Seil in E 2 Fuß in die Hoͤhe gezogen werden, und alſo noch einmahl ſo viel Zeit
ſeyn, als wenn 10 Pfund wieder mit 10 Pfund Krafft gehoben wuͤrden.

Bey der XIII. Figur Tab. VIII. da ſich die Krafft gegen die Laſt wie 1 gegen 4 ver-
haͤlt, muß das Seil von e 4 Fuß niedergezogen werden, ehe die Laſt A oder die Flaſche B
1 Fuß ſteiget.

In
Pars Generalis. K
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[37/0057] Cap. III. von Scheiben- oder Flaſchen-Zuͤgen. Tab. IX. 64 Pfund koͤnnen gehoben werden, A die Laſt von 640 Pfund, B die Krafft oder Gegen- Gewicht von 10 Pfund. Eben dergleichen wird bloß durch gleich-aͤrmige Hebel Fig. XVI. Tab. VIII. gezei- get, da die Laſt 16 Pfund, davon das Seil a die Helffte 8 Pfund, b 4 Pfund, und c 2 Pfund zu halten hat; der Hebel aber c d traͤget mehr bey, als die Krafft unter ſich operiren kan. Man mercke, daß das eine Theil des Seils allemahl an der einen Seite feſte gemachet iſt, als oben am Balcken bey D und E. Eine Art einer Flaſchen zu 7 Scheiben weiſet die VIII. Figur in A vor- waͤrts, in B ſeitwaͤrts. Eine Flaſche, ſo meiſt geſchloſſen, mit 2 Scheiben, iſt Fig. IX. ſolche ſind deswegen ſehr gut, weil die Seile nicht ſo leichte ausſpringen koͤnnen. Eine Art einer Flaſchen, darinnen die Scheiben alle einerley Groͤſſe ſeyn koͤnnen, und die Seile doch nicht uͤbereinander zu liegen kommen, iſt zu ſehen Fi- gura X. Die Flaſche beſtehet aus einem durchaus gleichen Cylinder, von Holtz oder Me- tall, die Scheiben aber ſind nach einer Schnecken-Linie eingeſetzet, daß alſo die Seile neben- nicht aber uͤbereinander kommen; die untere Flaſche muß nach der obern accommodiret ſeyn, daß alſo die Scheibe A mit der neheſten darunter ſtehenden in gleiche Linie koͤmmt, und alſo auch die andern. Dieſe artige und curieuſe Invention habe zuerſt bey Herrn Gaͤrtnern, Koͤnigl. Pohln. und Churfuͤrſtl. Saͤchſiſchen Modell-Meiſter, in Dreßden gefunden, welchen ich auch vor dem Inventor halte, weil dergleichen ſonſt nirgendswo geſehen; wie er denn ſehr viel beſondere und nuͤtzliche Dinge inventiret hat, die vielen Nutzen ſchaffen koͤnten, wenn er ſolche der Welt communiciren wolte. Ich zwar vor meine Perſon muß ſeine Offenher- tzigkeit gegen mich, ruͤhmen, und verhoffe dahero die Freyheit zu erlangen, noch ein und das an- dere von Ihm nach und nach bekandt zu machen. Der Nutzen iſt hauptſaͤchlich dieſer: Weil alle Scheiben von einerley Groͤſſe koͤnnen gemachet werden; welches bey andern, da ſolche untereinander an einer Flaſche ſtehen ſollen, ſich nicht practiciren laͤſt, maßen ſonſt die Seile untereinander zu liegen kommen und ſich reiben. Je groͤſſer auch die Scheibe, ie weniger Friction, und alſo ie beſſer. Von dem Spatio, oder dem Raum und der Zeit des Flaſchen-Zugs. §. 65. Gleichwie bey dem Hebel der Raum oder Zeit, ſo wohl bey der Laſt als bey Krafft mit der Laſt und Krafft, oder mit dem langen und kurtzen Theil accurat uͤberein koͤmmet, alſo geſchiehet es auch bey Flaſchen-Zuͤgen. Als: Figura IV. Tab. VIII. bey einer Scheibe und gleichem Gewichte iſt der Raum und die Zeit einerley; denn gehet das eine 1 Schuh ab, ſo ſteiget das andere hingegen eben in der Zeit um einen Schuh hinauff. Bey der VI. Figur dieſer Tafel, da mit 5 Pfund zehen, oder mit 1 Pfund 2 Pfund gehoben wird, iſts ſchon anders; denn wenn die Laſt C einen Fuß hoch ſoll erhoben werden, ſo muß das Seil in E 2 Fuß in die Hoͤhe gezogen werden, und alſo noch einmahl ſo viel Zeit ſeyn, als wenn 10 Pfund wieder mit 10 Pfund Krafft gehoben wuͤrden. Bey der XIII. Figur Tab. VIII. da ſich die Krafft gegen die Laſt wie 1 gegen 4 ver- haͤlt, muß das Seil von e 4 Fuß niedergezogen werden, ehe die Laſt A oder die Flaſche B 1 Fuß ſteiget. In Pars Generalis. K

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Zitationshilfe: Leupold, Jacob: Theatrum Machinarvm Generale. Schau-Platz Des Grundes Mechanischer Wissenschafften. Leipzig, 1724, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/leupold_theatrum_1724/57>, abgerufen am 25.11.2024.