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Leupold, Jacob: Theatrum Machinarvm Generale. Schau-Platz Des Grundes Mechanischer Wissenschafften. Leipzig, 1724.

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Cap. II. von der Schnell-Waage. Tab. VII.
Gewichten nicht über 40 Pfund schwehr war, auch die Zapffen kaum eines Viertel-Zolls im
Diametro, der Diameter des Rades aber bey 3 Ellen, und war das Uber-Gewichte bestän-
dig 1 biß 2 Pfund. Und dieses hat verursachet, daß ich vor meine Person meist alle Hoffnung
fahren lassen.

Inzwischen halte es doch nicht vor ohnmöglich, absonderlich weil der Herr Rath Orffy-
reus
solches der Welt schon etliche Jahre gezeiget, auch Se. Hochfürstl. Durchl. der Landgraf
zu Hessen-Cassel solches mit Hohen Fürstlichen wahren Worten durch öffentliches hohes At-
testat
bekräfftiget, als ein Fürst, der selbst grosse Erfahrung und Wissenschafft in Mechani-
cis
besitzet, und die Structur des Perpetui mobilis genau und wohl observiret, auch in die
2 Monat Proben in einem versiegelten Zimmer damit machen lassen.

Im übrigen ist allen, die das Perpetuum mobile noch beständig suchen, zu hinter-
bringen:

(1) Da sie solches mit den allersimplesten Machinen thun, denn je mehr die Machi-
ne
übersetzet ist, je mehr sie Zapffen, Zähne und Materialien hat, je weniger wird der Motus
perpetuus
erhalten werden. Und wenn es nicht in der Simplicität geschiehet, wird es in
Compositione wohl ewig aussen bleiben.

Ferner (2) daß keiner sich an die Arbeit mache, er habe denn seine Invention auf dem
Papier wohl examiniret, Friction, Ruhe, die Centrifugation, oder daß die Cörper, so im
Circkel beweget werden, nach der Peripherie eilen, den Abstand, und alles wohl aus- und abge-
messen, und den Calculum gezogen.

Und (3) daß wer diese Berechnung nicht kan, und Mechanische Fundamente nicht
verstehet, gar davon bleibe, und es andern überlasse. Denn er wird nur Zeit und Geld dabey
verliehren, und niemahlen, welches noch das ärgste ist, dabey ruhig werden; wie ich viel Exem-
pel anführen könte.

Ob aber gleich unter so viel hundert ja tausend Suchenden kaum noch einer das Perpe-
tuum mobile
gefunden, so ist dennoch nicht alle Mühe umsonst, weil viele dadurch zur Me-
chanic
angeführet worden, die sonsten nicht daran gedacht hätten, oder haben erlernet, daß
der Mensch es in der Mechanic nicht höher bringen kan, als es GOtt geordnet, und daß mit
einem Pfund nicht mehr als wieder ein Pfund, ja nicht einmahl beweget, sondern nur in ae-
quilibrio
kan erhalten werden; so aber damit mehr geschehen soll, auch mehr Raum und Zeit
darzu seyn muß. Und sind dahero billig diejenigen, die noch mehr praestiren wollen, als nach
denen Fundamenten der Mechanic wohleingerichtete Künste schon thun, billich unter
Doctor Bechers weise Narrheit zu zehlen.

[Abbildung]

Das
Pars Generalis. J

Cap. II. von der Schnell-Waage. Tab. VII.
Gewichten nicht uͤber 40 Pfund ſchwehr war, auch die Zapffen kaum eines Viertel-Zolls im
Diametro, der Diameter des Rades aber bey 3 Ellen, und war das Uber-Gewichte beſtaͤn-
dig 1 biß 2 Pfund. Und dieſes hat verurſachet, daß ich vor meine Perſon meiſt alle Hoffnung
fahren laſſen.

Inzwiſchen halte es doch nicht vor ohnmoͤglich, abſonderlich weil der Herr Rath Orffy-
reus
ſolches der Welt ſchon etliche Jahre gezeiget, auch Se. Hochfuͤrſtl. Durchl. der Landgraf
zu Heſſen-Caſſel ſolches mit Hohen Fuͤrſtlichen wahren Worten durch oͤffentliches hohes At-
teſtat
bekraͤfftiget, als ein Fuͤrſt, der ſelbſt groſſe Erfahrung und Wiſſenſchafft in Mechani-
cis
beſitzet, und die Structur des Perpetui mobilis genau und wohl obſerviret, auch in die
2 Monat Proben in einem verſiegelten Zimmer damit machen laſſen.

Im uͤbrigen iſt allen, die das Perpetuum mobile noch beſtaͤndig ſuchen, zu hinter-
bringen:

(1) Da ſie ſolches mit den allerſimpleſten Machinen thun, denn je mehr die Machi-
ne
uͤberſetzet iſt, je mehr ſie Zapffen, Zaͤhne und Materialien hat, je weniger wird der Motus
perpetuus
erhalten werden. Und wenn es nicht in der Simplicitaͤt geſchiehet, wird es in
Compoſitione wohl ewig auſſen bleiben.

Ferner (2) daß keiner ſich an die Arbeit mache, er habe denn ſeine Invention auf dem
Papier wohl examiniret, Friction, Ruhe, die Centrifugation, oder daß die Coͤrper, ſo im
Circkel beweget werden, nach der Peripherie eilen, den Abſtand, und alles wohl aus- und abge-
meſſen, und den Calculum gezogen.

Und (3) daß wer dieſe Berechnung nicht kan, und Mechaniſche Fundamente nicht
verſtehet, gar davon bleibe, und es andern uͤberlaſſe. Denn er wird nur Zeit und Geld dabey
verliehren, und niemahlen, welches noch das aͤrgſte iſt, dabey ruhig werden; wie ich viel Exem-
pel anfuͤhren koͤnte.

Ob aber gleich unter ſo viel hundert ja tauſend Suchenden kaum noch einer das Perpe-
tuum mobile
gefunden, ſo iſt dennoch nicht alle Muͤhe umſonſt, weil viele dadurch zur Me-
chanic
angefuͤhret worden, die ſonſten nicht daran gedacht haͤtten, oder haben erlernet, daß
der Menſch es in der Mechanic nicht hoͤher bringen kan, als es GOtt geordnet, und daß mit
einem Pfund nicht mehr als wieder ein Pfund, ja nicht einmahl beweget, ſondern nur in æ-
quilibrio
kan erhalten werden; ſo aber damit mehr geſchehen ſoll, auch mehr Raum und Zeit
darzu ſeyn muß. Und ſind dahero billig diejenigen, die noch mehr præſtiren wollen, als nach
denen Fundamenten der Mechanic wohleingerichtete Kuͤnſte ſchon thun, billich unter
Doctor Bechers weiſe Narrheit zu zehlen.

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Pars Generalis. J
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[33/0053] Cap. II. von der Schnell-Waage. Tab. VII. Gewichten nicht uͤber 40 Pfund ſchwehr war, auch die Zapffen kaum eines Viertel-Zolls im Diametro, der Diameter des Rades aber bey 3 Ellen, und war das Uber-Gewichte beſtaͤn- dig 1 biß 2 Pfund. Und dieſes hat verurſachet, daß ich vor meine Perſon meiſt alle Hoffnung fahren laſſen. Inzwiſchen halte es doch nicht vor ohnmoͤglich, abſonderlich weil der Herr Rath Orffy- reus ſolches der Welt ſchon etliche Jahre gezeiget, auch Se. Hochfuͤrſtl. Durchl. der Landgraf zu Heſſen-Caſſel ſolches mit Hohen Fuͤrſtlichen wahren Worten durch oͤffentliches hohes At- teſtat bekraͤfftiget, als ein Fuͤrſt, der ſelbſt groſſe Erfahrung und Wiſſenſchafft in Mechani- cis beſitzet, und die Structur des Perpetui mobilis genau und wohl obſerviret, auch in die 2 Monat Proben in einem verſiegelten Zimmer damit machen laſſen. Im uͤbrigen iſt allen, die das Perpetuum mobile noch beſtaͤndig ſuchen, zu hinter- bringen: (1) Da ſie ſolches mit den allerſimpleſten Machinen thun, denn je mehr die Machi- ne uͤberſetzet iſt, je mehr ſie Zapffen, Zaͤhne und Materialien hat, je weniger wird der Motus perpetuus erhalten werden. Und wenn es nicht in der Simplicitaͤt geſchiehet, wird es in Compoſitione wohl ewig auſſen bleiben. Ferner (2) daß keiner ſich an die Arbeit mache, er habe denn ſeine Invention auf dem Papier wohl examiniret, Friction, Ruhe, die Centrifugation, oder daß die Coͤrper, ſo im Circkel beweget werden, nach der Peripherie eilen, den Abſtand, und alles wohl aus- und abge- meſſen, und den Calculum gezogen. Und (3) daß wer dieſe Berechnung nicht kan, und Mechaniſche Fundamente nicht verſtehet, gar davon bleibe, und es andern uͤberlaſſe. Denn er wird nur Zeit und Geld dabey verliehren, und niemahlen, welches noch das aͤrgſte iſt, dabey ruhig werden; wie ich viel Exem- pel anfuͤhren koͤnte. Ob aber gleich unter ſo viel hundert ja tauſend Suchenden kaum noch einer das Perpe- tuum mobile gefunden, ſo iſt dennoch nicht alle Muͤhe umſonſt, weil viele dadurch zur Me- chanic angefuͤhret worden, die ſonſten nicht daran gedacht haͤtten, oder haben erlernet, daß der Menſch es in der Mechanic nicht hoͤher bringen kan, als es GOtt geordnet, und daß mit einem Pfund nicht mehr als wieder ein Pfund, ja nicht einmahl beweget, ſondern nur in æ- quilibrio kan erhalten werden; ſo aber damit mehr geſchehen ſoll, auch mehr Raum und Zeit darzu ſeyn muß. Und ſind dahero billig diejenigen, die noch mehr præſtiren wollen, als nach denen Fundamenten der Mechanic wohleingerichtete Kuͤnſte ſchon thun, billich unter Doctor Bechers weiſe Narrheit zu zehlen. [Abbildung] Das Pars Generalis. J

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Zitationshilfe: Leupold, Jacob: Theatrum Machinarvm Generale. Schau-Platz Des Grundes Mechanischer Wissenschafften. Leipzig, 1724, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/leupold_theatrum_1724/53>, abgerufen am 25.11.2024.