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Leupold, Jacob: Theatrum Machinarvm Generale. Schau-Platz Des Grundes Mechanischer Wissenschafften. Leipzig, 1724.

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Cap. XVIII. von der Lufft und Wind. Tab. XXXVIII.
kümmert, wie wir uns dessen im menschlichen Leben zur Nothdurfft und auch Er-
götzlichkeit bey Machinen und Instrumenten bedienen mögen.

§. 285.

Hierbey kommen zweyerley Nahmen vor, nemlich: Wind und Lufft,
welches der Materie nach wohl einerley, aber dem Effect nach vor doppelt oder
zweyerley genommen wird. Durch Lufft wird verstanden die dünne und subtile
Materie,
die mit dem AEthere vermischet ist, und aus allerley Theilgen von Was-
ser, Erde, Saltz, Schwefel, oder aus dem was aus der Erde, Meer und von sel-
bigen auffsteiget und ausdünstet, bestehet, ohne welche kein Mensch, Thier, noch
andere Creatur, leben kan, ohne welche man weder Feuer anzünden, noch auch sol-
ches brennend erhalten kan, ohne welche weder Schall noch Klang zu hören, die
alle und iede leere Oerter erfüllet, wo sie nur die allergeringste Oeffnung findet.

§. 286.

Wenn nun diese sonst stillstehende Lufft von Kälte, Hitze, oder dergleichen Ur-
sachen, in Bewegung gebracht wird, so heisset es Wind. Als: der Wind gehet,
bläset, sausset, stürmet; wiewohl auch bey einem linden und sanfften Wind es
heisset: die Lufft wehet, die Lufft gehet kalt, warm, und so fort. Gleichwie nun
der Wind grosse Krafft und Gewalt ausübet, so kan gleichwohl mit der stillen
Lufft, wegen ihrer Schwehre und Expansion, oder Ausbreitung, Verdünnung
durch bequeme Machinen, mit leichter Mühe auch grosse Gewalt geschehen.

§. 287.

Die Lufft hat viele Eigenschafften an sich. Alleine wir wollen zu un-
sern ietzigen Vorhaben derer nur Viere, und so weit es bey diesem nöthig, bekandt ma-
chen. Als:

1. Daß sie schwehr ist.
2. Daß sie sich zusammen pressen lässet
3. Daß sie sich wieder auseinander begiebet oder verdünnet,
4. Daß sie sich aus einem Gefäß exantliren oder auspum-
pen lässet,
dadurch ein so genanntes Vacuum, oder lediger Orth,
entstehet.
§. 288.

1. Daß die Lufft schwehr, glaubet zwar nicht jedermann, weil fast nichts leichters
zu finden, als ein bißgen Lufft; alleine, eine kleine Feder, absonderlich eine Pflaumen-Feder,
ist auch sehr leicht, ja fast so leichte als die Lufft, weil sie in solcher schwebet, und dennoch, wenn
derer ein grosser Sack voll, schwehr genug sind; also ist zwar ein wenig Lufft, die in einem Ka-
sten von einen Fuß lang, breit und hoch ist, etwa ein paar Loth schwehr, wie zu sehen an ei-
ner Kugel von dergleichen Innhalt, wenn solche mit und ohne Lufft auf einer Waage gewo-
gen wird, aber die Menge der Lufft, die so viel Meilen übereinander stehet, beträget schon ein
viel mehrers. Daß sich

§. 289.

2. die Lufft zusammen pressen lässet, bezeugen ohne weitere Umstände die bekann-
ten Wind-Büchsen, da wohl 60 biß 100 Röhrenvoll Lufft eingepresset werden. Daß sie sich

§. 290.

Cap. XVIII. von der Lufft und Wind. Tab. XXXVIII.
kuͤmmert, wie wir uns deſſen im menſchlichen Leben zur Nothdurfft und auch Er-
goͤtzlichkeit bey Machinen und Inſtrumenten bedienen moͤgen.

§. 285.

Hierbey kommen zweyerley Nahmen vor, nemlich: Wind und Lufft,
welches der Materie nach wohl einerley, aber dem Effect nach vor doppelt oder
zweyerley genommen wird. Durch Lufft wird verſtanden die duͤnne und ſubtile
Materie,
die mit dem Æthere vermiſchet iſt, und aus allerley Theilgen von Waſ-
ſer, Erde, Saltz, Schwefel, oder aus dem was aus der Erde, Meer und von ſel-
bigen auffſteiget und ausduͤnſtet, beſtehet, ohne welche kein Menſch, Thier, noch
andere Creatur, leben kan, ohne welche man weder Feuer anzuͤnden, noch auch ſol-
ches brennend erhalten kan, ohne welche weder Schall noch Klang zu hoͤren, die
alle und iede leere Oerter erfuͤllet, wo ſie nur die allergeringſte Oeffnung findet.

§. 286.

Wenn nun dieſe ſonſt ſtillſtehende Lufft von Kaͤlte, Hitze, oder dergleichen Ur-
ſachen, in Bewegung gebracht wird, ſo heiſſet es Wind. Als: der Wind gehet,
blaͤſet, ſauſſet, ſtuͤrmet; wiewohl auch bey einem linden und ſanfften Wind es
heiſſet: die Lufft wehet, die Lufft gehet kalt, warm, und ſo fort. Gleichwie nun
der Wind groſſe Krafft und Gewalt ausuͤbet, ſo kan gleichwohl mit der ſtillen
Lufft, wegen ihrer Schwehre und Expanſion, oder Ausbreitung, Verduͤnnung
durch bequeme Machinen, mit leichter Muͤhe auch groſſe Gewalt geſchehen.

§. 287.

Die Lufft hat viele Eigenſchafften an ſich. Alleine wir wollen zu un-
ſern ietzigen Vorhaben derer nur Viere, und ſo weit es bey dieſem noͤthig, bekandt ma-
chen. Als:

1. Daß ſie ſchwehr iſt.
2. Daß ſie ſich zuſammen preſſen laͤſſet
3. Daß ſie ſich wieder auseinander begiebet oder verduͤnnet,
4. Daß ſie ſich aus einem Gefaͤß exantliren oder auspum-
pen laͤſſet,
dadurch ein ſo genanntes Vacuum, oder lediger Orth,
entſtehet.
§. 288.

1. Daß die Lufft ſchwehr, glaubet zwar nicht jedermann, weil faſt nichts leichters
zu finden, als ein bißgen Lufft; alleine, eine kleine Feder, abſonderlich eine Pflaumen-Feder,
iſt auch ſehr leicht, ja faſt ſo leichte als die Lufft, weil ſie in ſolcher ſchwebet, und dennoch, wenn
derer ein groſſer Sack voll, ſchwehr genug ſind; alſo iſt zwar ein wenig Lufft, die in einem Ka-
ſten von einen Fuß lang, breit und hoch iſt, etwa ein paar Loth ſchwehr, wie zu ſehen an ei-
ner Kugel von dergleichen Innhalt, wenn ſolche mit und ohne Lufft auf einer Waage gewo-
gen wird, aber die Menge der Lufft, die ſo viel Meilen uͤbereinander ſtehet, betraͤget ſchon ein
viel mehrers. Daß ſich

§. 289.

2. die Lufft zuſammen preſſen laͤſſet, bezeugen ohne weitere Umſtaͤnde die bekann-
ten Wind-Buͤchſen, da wohl 60 biß 100 Roͤhrenvoll Lufft eingepreſſet werden. Daß ſie ſich

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[123/0143] Cap. XVIII. von der Lufft und Wind. Tab. XXXVIII. kuͤmmert, wie wir uns deſſen im menſchlichen Leben zur Nothdurfft und auch Er- goͤtzlichkeit bey Machinen und Inſtrumenten bedienen moͤgen. §. 285. Hierbey kommen zweyerley Nahmen vor, nemlich: Wind und Lufft, welches der Materie nach wohl einerley, aber dem Effect nach vor doppelt oder zweyerley genommen wird. Durch Lufft wird verſtanden die duͤnne und ſubtile Materie, die mit dem Æthere vermiſchet iſt, und aus allerley Theilgen von Waſ- ſer, Erde, Saltz, Schwefel, oder aus dem was aus der Erde, Meer und von ſel- bigen auffſteiget und ausduͤnſtet, beſtehet, ohne welche kein Menſch, Thier, noch andere Creatur, leben kan, ohne welche man weder Feuer anzuͤnden, noch auch ſol- ches brennend erhalten kan, ohne welche weder Schall noch Klang zu hoͤren, die alle und iede leere Oerter erfuͤllet, wo ſie nur die allergeringſte Oeffnung findet. §. 286. Wenn nun dieſe ſonſt ſtillſtehende Lufft von Kaͤlte, Hitze, oder dergleichen Ur- ſachen, in Bewegung gebracht wird, ſo heiſſet es Wind. Als: der Wind gehet, blaͤſet, ſauſſet, ſtuͤrmet; wiewohl auch bey einem linden und ſanfften Wind es heiſſet: die Lufft wehet, die Lufft gehet kalt, warm, und ſo fort. Gleichwie nun der Wind groſſe Krafft und Gewalt ausuͤbet, ſo kan gleichwohl mit der ſtillen Lufft, wegen ihrer Schwehre und Expanſion, oder Ausbreitung, Verduͤnnung durch bequeme Machinen, mit leichter Muͤhe auch groſſe Gewalt geſchehen. §. 287. Die Lufft hat viele Eigenſchafften an ſich. Alleine wir wollen zu un- ſern ietzigen Vorhaben derer nur Viere, und ſo weit es bey dieſem noͤthig, bekandt ma- chen. Als: 1. Daß ſie ſchwehr iſt. 2. Daß ſie ſich zuſammen preſſen laͤſſet 3. Daß ſie ſich wieder auseinander begiebet oder verduͤnnet, 4. Daß ſie ſich aus einem Gefaͤß exantliren oder auspum- pen laͤſſet, dadurch ein ſo genanntes Vacuum, oder lediger Orth, entſtehet. §. 288. 1. Daß die Lufft ſchwehr, glaubet zwar nicht jedermann, weil faſt nichts leichters zu finden, als ein bißgen Lufft; alleine, eine kleine Feder, abſonderlich eine Pflaumen-Feder, iſt auch ſehr leicht, ja faſt ſo leichte als die Lufft, weil ſie in ſolcher ſchwebet, und dennoch, wenn derer ein groſſer Sack voll, ſchwehr genug ſind; alſo iſt zwar ein wenig Lufft, die in einem Ka- ſten von einen Fuß lang, breit und hoch iſt, etwa ein paar Loth ſchwehr, wie zu ſehen an ei- ner Kugel von dergleichen Innhalt, wenn ſolche mit und ohne Lufft auf einer Waage gewo- gen wird, aber die Menge der Lufft, die ſo viel Meilen uͤbereinander ſtehet, betraͤget ſchon ein viel mehrers. Daß ſich §. 289. 2. die Lufft zuſammen preſſen laͤſſet, bezeugen ohne weitere Umſtaͤnde die bekann- ten Wind-Buͤchſen, da wohl 60 biß 100 Roͤhrenvoll Lufft eingepreſſet werden. Daß ſie ſich §. 290.

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Zitationshilfe: Leupold, Jacob: Theatrum Machinarvm Generale. Schau-Platz Des Grundes Mechanischer Wissenschafften. Leipzig, 1724, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/leupold_theatrum_1724/143>, abgerufen am 25.11.2024.