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Leupold, Jacob: Theatrum Machinarvm Generale. Schau-Platz Des Grundes Mechanischer Wissenschafften. Leipzig, 1724.

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Vorrede.

Weil nun, zum siebenden, ein solches Werck nicht nur wegen ietzo
erzehlten Ursachen, sondern auch wegen folgender nicht auf einmahl zu
heben und in völligen Stand zu bringen; indem

(1) nicht alle Schrifften hiervon auf einmahl zu erlangen, oder
zu lesen,
(2) alle Einfälle und gute Gedancken zu einer Zeit ko&tm;en, auch
die letzten meist die besten sind, ingleichen
(3) unmöglich ist, daß ein Mensch alles wisse, und also immerdar
durch Experimente oder von andern lernen muß, auch
hoffentlich von einem und dem andern einige Anmerckungen
oder Beytrag dörffte zugeschicket werden;

so wird inskünfftige nöthig seyn, dieses Buch mit einem Anhang zu
vermehren. Dahero nochmahls ieder Kunst-Erfahrner ersuchet
wird, aus Liebe zur Kunst und Aufnahme des gemeinen Wesens, sich
die Mühe zu nehmen, und dieses Buch mit Fleiß und Attention zu
lesen und zu notiren

1. Was ihm unvollkommen oder undeutlich scheinet.
2. Wo ihm düncket, daß nöthige Demonstrationes, Experi-
menta
und Machinen weggelassen.
3. Wo man sich etwa gar geirret und vergangen; denn (irren
ist menschlich.)

und solches dem Autori gütigst zu communiciren, welcher solches
nicht nur mit schuldigem Danck annehmen, sondern auch im Anhang
oder Fortsetzung dessen mit Ruhm gedencken wird. Wie es denn des
Autoris Meynung im geringsten nicht ist, sich einige Ehre durch die-
ses Werck zu erjagen, sondern vielmehr nur den Kunst-liebenden und
Vaterlande zu dienen, auch einen Anfang zu machen, damit diese Wis-
senschafften und Künste inskünfftige nach und nach in besseres Aufneh-
men und Vollkommenheit gelangen mögen, maßen auch von ihm nicht
übel kan aufgenommen werden, wenn jemand ein tiefferes Einsehen
hat, und das Werck in bessern Stand zu setzen entweder mündlich oder
schrifftlich Gelegenheit an die Hand geben wird.

Wie denn auch der Autor viel lieber würde gesehen haben, wenn
ein anderer, wie er vorzwölff Jahren in öffentlichen Schrifften sich er-
bothen, ihm von dieser Mühe und Arbeit, welche aus vielen Ursachen
gewiß grösser ist, als sich mancher einbilden dürffte, überhoben hätte,
und er nur seine Inventiones und Anmerckungen beytragen dürffte.
Aber da sich niemand finden wollen, wird auch hoffentlich niemand so
unbescheiden seyn, dem Autori deswegen übel zu begegnen, wenn er

nicht
Vorrede.

Weil nun, zum ſiebenden, ein ſolches Werck nicht nur wegen ietzo
erzehlten Urſachen, ſondern auch wegen folgender nicht auf einmahl zu
heben und in voͤlligen Stand zu bringen; indem

(1) nicht alle Schrifften hiervon auf einmahl zu erlangen, oder
zu leſen,
(2) alle Einfaͤlle und gute Gedancken zu einer Zeit ko&tm;en, auch
die letzten meiſt die beſten ſind, ingleichen
(3) unmoͤglich iſt, daß ein Menſch alles wiſſe, und alſo immerdar
durch Experimente oder von andern lernen muß, auch
hoffentlich von einem und dem andern einige Anmerckungen
oder Beytrag doͤrffte zugeſchicket werden;

ſo wird inskuͤnfftige noͤthig ſeyn, dieſes Buch mit einem Anhang zu
vermehren. Dahero nochmahls ieder Kunſt-Erfahrner erſuchet
wird, aus Liebe zur Kunſt und Aufnahme des gemeinen Weſens, ſich
die Muͤhe zu nehmen, und dieſes Buch mit Fleiß und Attention zu
leſen und zu notiren

1. Was ihm unvollkommen oder undeutlich ſcheinet.
2. Wo ihm duͤncket, daß noͤthige Demonſtrationes, Experi-
menta
und Machinen weggelaſſen.
3. Wo man ſich etwa gar geirret und vergangen; denn (irren
iſt menſchlich.)

und ſolches dem Autori guͤtigſt zu communiciren, welcher ſolches
nicht nur mit ſchuldigem Danck annehmen, ſondern auch im Anhang
oder Fortſetzung deſſen mit Ruhm gedencken wird. Wie es denn des
Autoris Meynung im geringſten nicht iſt, ſich einige Ehre durch die-
ſes Werck zu erjagen, ſondern vielmehr nur den Kunſt-liebenden und
Vaterlande zu dienen, auch einen Anfang zu machen, damit dieſe Wiſ-
ſenſchafften und Kuͤnſte inskuͤnfftige nach und nach in beſſeres Aufneh-
men und Vollkommenheit gelangen moͤgen, maßen auch von ihm nicht
uͤbel kan aufgenommen werden, wenn jemand ein tiefferes Einſehen
hat, und das Werck in beſſern Stand zu ſetzen entweder muͤndlich oder
ſchrifftlich Gelegenheit an die Hand geben wird.

Wie denn auch der Autor viel lieber wuͤrde geſehen haben, wenn
ein anderer, wie er vorzwoͤlff Jahren in oͤffentlichen Schrifften ſich er-
bothen, ihm von dieſer Muͤhe und Arbeit, welche aus vielen Urſachen
gewiß groͤſſer iſt, als ſich mancher einbilden duͤrffte, uͤberhoben haͤtte,
und er nur ſeine Inventiones und Anmerckungen beytragen duͤrffte.
Aber da ſich niemand finden wollen, wird auch hoffentlich niemand ſo
unbeſcheiden ſeyn, dem Autori deswegen uͤbel zu begegnen, wenn er

nicht
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Zitationshilfe: Leupold, Jacob: Theatrum Machinarvm Generale. Schau-Platz Des Grundes Mechanischer Wissenschafften. Leipzig, 1724, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/leupold_theatrum_1724/14>, abgerufen am 03.05.2024.