[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.Leben und Thaten der liefländischen Ordensmeister, 1226Als die Deutschen auf Oesel mit der grossen Heidenbekehrung zu thun das nen Scholastikus von Stendel, Ludolph von Hanover Domherren zu Lübeck und Luder Humbrecht von Soest, welche die Fischerey beiden Theilen gemein- schaftlich zusprachen, die Anlegung einer Mühle aber an dem kleinen Bache, der aus der See Rodenpois gehet, nur den Mönchen verstatteten. Auch die Holzung blieb gemeinschaftlich, nur solten die Eichen für die Mönche unbeschädigt erhalten werden, vom 1sten April. Die Jnsel Ramesholm gehöret den Brüdern. Wir lernen hieraus eine See Laghen, einen Flus Pele, und noch einen, die Modizze, kennen. Als der Bischof und Meister zu weit in die bürgerlichen Rechte griffen, sprach er die neuen Ländereien der Selen der Stadt zu. Etliche geschworne von der Bürgerschaft solten jedes- mal die Frage entscheiden, welches alte oder neue Aecker seyn; die von Dünemünde solten disseits der Düne keine gebauete noch ungebauete Felder haben, vom 7ten May. Weil Joh. von Dohlen wieder Willen des Bischofs das bürgerliche Land angegrif- fen, wird ihm alle Begnadigung versaget, und das Schlos Dohlen samt allen ge- baueten Lande den rigischen Bürgern ertheilet, vom 1sten Jun. Die Volziehung dieser Befehle wird unter Bedrohung des kleinen Bannes den streitenden Parteien eingeschärft*). Der Papst Gregorius der IXte schickte 1234 diesen geschickten und wohlverdienten Mann mit einer Volmacht eines päpstlichen Legaten wieder nach Lief- land, wo er mit vielem Nachdruck die fernern Grenzstreitigkeiten auf alten Fus ent- schied, und die mehresten der vorigen Urkunden bestätigte. Jn Raynalds Kirchen- geschichte stehen unterschiedliche apostolische Verhaltungsbefehle an diesem Wilhelm, als vom Jahre 1236, worin ihm der Papst aufträget, dahin zu sehen, daß Liefland nicht zum Salzfelde**) werde und zu dem Ende heilsame Anstalten zu machen, den Neube- kehrten geziemende Freyheit zu lassen, den Kirchenzehnd zu erhalten, keine neue Lan- destheilung vorzunehmen, den Pilgern unter die Arme zu greifen, und sie wenigstens ein Jahr in Kriegsdiensten zu brauchen; Rayn. t. 13, p. 445, n. 62. So schenkte er auch dem neuen Bischof auf Oesel das dritte Theil des Landes, welches die Bürger zu Riga dem Legaten überlassen. Papst Alexander der IVte bestätigte es zu Viterbo am 13ten Merz 1257. 1240 führte Wilhelm den ehlosen Stand der Geistlichen in Schweden ein, der doch erst 8 Jahr nachher auf der schöningischen Kirchenver- samlung zum Gesetz wurde***). Er hatte vorher schon die Bistümer in Erme- land, Culm, Samland und Pomesanien eingerichtet. Huitfeld S. 204. Jn *) Gleich Anfangs hat die Stadt Riga ihre Mark und Grenzen mit vielem Eifer verfochten, worin ihr Albert und Wilhelm recht väterlich beigestanden. Jn folgenden Zeiten wurden sie durch den Geitz der Pfaffen hie und da beeinträchtiget, allein sie gewan immer den Rechtshandel. Da nach der evangelischen Reformation die Clerisey ein eigen Regiment anzufangen drohete, behauptete sich die Stadt auch in dem Besitz der Kirchengüter, und erhandelte einige vom Erzbischof Wilhelm, so sehr auch die Pfaffen sich dawider streubten. Sigism. August half anfänglich den Pfaffen über, und lies überaus harte Rescripte an die Stadt ergehen. Siehe unter desselben lateinischen Briefen den 185 und 186. Allein die Grosmuth des Königs Stephani befestigte sie in dem Besitz aller Stiftsgüter, als curiae archiepiscopalis, aedium Canonicorum et Capitularium cum vniuerso iure, dominio et proprietate unterm 7ten April 1582 zu Riga, so nachher in eben dem Jahr am 16ten Octobr. zu Warschau auf dem Reichstage bestätiget worden. **) Diese aus der lateinischen Bibel hergenommene Redensart, Psalm 107 v. 34, bedeutet eine Ge- gend wo Salzquellen sind und nichts Fruchtbares wachsen wil. Die Vulgate und die Mönche, welche dieselbe fast auswendig lernen, folgen dem hebräischen Texte. Dahin gehöret der im 1ten Theil vorkommende Ausdruck in millibus suis, der nichts anders sagen wil, als in ihrer ganzen Menge mit allen ihren Landsleuten; die deutsche Bibel hat Mich. 5 v. 1 diese Tausend in fast gleichem Verstande beibehalten. ***) Der Legat hatte dabey die Absicht, die Kirchenmobilien zu erhalten, welche mehrentheils von den
Kindern unter dem Titel der Erbschaft entwandt, da auch die Güter mit angegriffen wurden, wo- durch die Kirchen verarmten. Er verfiel aber auf den greulichen Abweg die Ehe der Geistlichen für eine Todsünde zu erklären. Jnnerhalb einem Jahre musten sich alle Ehefrauen der Clerisey wegpacken bey Strafe des härtesten Bannes. Priester und ihre Frauen, die beide über 50 Jahr alt waren, konten beisammen bleiben, musten aber eine schwere Geldbusse erlegen, und angeloben, niemals unter einem Dache oder in einem Hause zu schlafen. Der Papst Alexander der IVte er- lies den Bann, und gab dem Erzbischof zu Upsal Volmacht, den verehelichten Geistlichen eine andere heilsame Busse aufzulegen. Schwedischer Bibliothek zweites Stück S. 124. Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter, 1226Als die Deutſchen auf Oeſel mit der groſſen Heidenbekehrung zu thun das nen Scholaſtikus von Stendel, Ludolph von Hanover Domherren zu Luͤbeck und Luder Humbrecht von Soeſt, welche die Fiſcherey beiden Theilen gemein- ſchaftlich zuſprachen, die Anlegung einer Muͤhle aber an dem kleinen Bache, der aus der See Rodenpois gehet, nur den Moͤnchen verſtatteten. Auch die Holzung blieb gemeinſchaftlich, nur ſolten die Eichen fuͤr die Moͤnche unbeſchaͤdigt erhalten werden, vom 1ſten April. Die Jnſel Ramesholm gehoͤret den Bruͤdern. Wir lernen hieraus eine See Laghen, einen Flus Pele, und noch einen, die Modizze, kennen. Als der Biſchof und Meiſter zu weit in die buͤrgerlichen Rechte griffen, ſprach er die neuen Laͤndereien der Selen der Stadt zu. Etliche geſchworne von der Buͤrgerſchaft ſolten jedes- mal die Frage entſcheiden, welches alte oder neue Aecker ſeyn; die von Duͤnemuͤnde ſolten diſſeits der Duͤne keine gebauete noch ungebauete Felder haben, vom 7ten May. Weil Joh. von Dohlen wieder Willen des Biſchofs das buͤrgerliche Land angegrif- fen, wird ihm alle Begnadigung verſaget, und das Schlos Dohlen ſamt allen ge- baueten Lande den rigiſchen Buͤrgern ertheilet, vom 1ſten Jun. Die Volziehung dieſer Befehle wird unter Bedrohung des kleinen Bannes den ſtreitenden Parteien eingeſchaͤrft*). Der Papſt Gregorius der IXte ſchickte 1234 dieſen geſchickten und wohlverdienten Mann mit einer Volmacht eines paͤpſtlichen Legaten wieder nach Lief- land, wo er mit vielem Nachdruck die fernern Grenzſtreitigkeiten auf alten Fus ent- ſchied, und die mehreſten der vorigen Urkunden beſtaͤtigte. Jn Raynalds Kirchen- geſchichte ſtehen unterſchiedliche apoſtoliſche Verhaltungsbefehle an dieſem Wilhelm, als vom Jahre 1236, worin ihm der Papſt auftraͤget, dahin zu ſehen, daß Liefland nicht zum Salzfelde**) werde und zu dem Ende heilſame Anſtalten zu machen, den Neube- kehrten geziemende Freyheit zu laſſen, den Kirchenzehnd zu erhalten, keine neue Lan- destheilung vorzunehmen, den Pilgern unter die Arme zu greifen, und ſie wenigſtens ein Jahr in Kriegsdienſten zu brauchen; Rayn. t. 13, p. 445, n. 62. So ſchenkte er auch dem neuen Biſchof auf Oeſel das dritte Theil des Landes, welches die Buͤrger zu Riga dem Legaten uͤberlaſſen. Papſt Alexander der IVte beſtaͤtigte es zu Viterbo am 13ten Merz 1257. 1240 fuͤhrte Wilhelm den ehloſen Stand der Geiſtlichen in Schweden ein, der doch erſt 8 Jahr nachher auf der ſchoͤningiſchen Kirchenver- ſamlung zum Geſetz wurde***). Er hatte vorher ſchon die Biſtuͤmer in Erme- land, Culm, Samland und Pomeſanien eingerichtet. Huitfeld S. 204. Jn *) Gleich Anfangs hat die Stadt Riga ihre Mark und Grenzen mit vielem Eifer verfochten, worin ihr Albert und Wilhelm recht vaͤterlich beigeſtanden. Jn folgenden Zeiten wurden ſie durch den Geitz der Pfaffen hie und da beeintraͤchtiget, allein ſie gewan immer den Rechtshandel. Da nach der evangeliſchen Reformation die Cleriſey ein eigen Regiment anzufangen drohete, behauptete ſich die Stadt auch in dem Beſitz der Kirchenguͤter, und erhandelte einige vom Erzbiſchof Wilhelm, ſo ſehr auch die Pfaffen ſich dawider ſtreubten. Sigism. Auguſt half anfaͤnglich den Pfaffen uͤber, und lies uͤberaus harte Reſcripte an die Stadt ergehen. Siehe unter deſſelben lateiniſchen Briefen den 185 und 186. Allein die Grosmuth des Koͤnigs Stephani befeſtigte ſie in dem Beſitz aller Stiftsguͤter, als curiae archiepiſcopalis, aedium Canonicorum et Capitularium cum vniuerſo iure, dominio et proprietate unterm 7ten April 1582 zu Riga, ſo nachher in eben dem Jahr am 16ten Octobr. zu Warſchau auf dem Reichstage beſtaͤtiget worden. **) Dieſe aus der lateiniſchen Bibel hergenommene Redensart, Pſalm 107 v. 34, bedeutet eine Ge- gend wo Salzquellen ſind und nichts Fruchtbares wachſen wil. Die Vulgate und die Moͤnche, welche dieſelbe faſt auswendig lernen, folgen dem hebraͤiſchen Texte. Dahin gehoͤret der im 1ten Theil vorkommende Ausdruck in millibus ſuis, der nichts anders ſagen wil, als in ihrer ganzen Menge mit allen ihren Landsleuten; die deutſche Bibel hat Mich. 5 v. 1 dieſe Tauſend in faſt gleichem Verſtande beibehalten. ***) Der Legat hatte dabey die Abſicht, die Kirchenmobilien zu erhalten, welche mehrentheils von den
Kindern unter dem Titel der Erbſchaft entwandt, da auch die Guͤter mit angegriffen wurden, wo- durch die Kirchen verarmten. Er verfiel aber auf den greulichen Abweg die Ehe der Geiſtlichen fuͤr eine Todſuͤnde zu erklaͤren. Jnnerhalb einem Jahre muſten ſich alle Ehefrauen der Cleriſey wegpacken bey Strafe des haͤrteſten Bannes. Prieſter und ihre Frauen, die beide uͤber 50 Jahr alt waren, konten beiſammen bleiben, muſten aber eine ſchwere Geldbuſſe erlegen, und angeloben, niemals unter einem Dache oder in einem Hauſe zu ſchlafen. Der Papſt Alexander der IVte er- lies den Bann, und gab dem Erzbiſchof zu Upſal Volmacht, den verehelichten Geiſtlichen eine andere heilſame Buſſe aufzulegen. 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Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter,
Als die Deutſchen auf Oeſel mit der groſſen Heidenbekehrung zu thun
hatten, ſo paſſeten die Semgaller ihre Zeit ab, und gaben bey der ſchoͤnen
Winterbahn den Rigiſchen in ihrer Abweſenheit einen unangenehmen Beſuch.
Sie zerſtoͤrten das duͤnemuͤndiſche Kloſter, den Clausberg, machten die Pfaf-
fen nieder, und veruͤbten allen Muthwillen. Volquin hatte alſo nicht Zeit,
das
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l) nen Scholaſtikus von Stendel, Ludolph von Hanover Domherren zu Luͤbeck
und Luder Humbrecht von Soeſt, welche die Fiſcherey beiden Theilen gemein-
ſchaftlich zuſprachen, die Anlegung einer Muͤhle aber an dem kleinen Bache, der aus
der See Rodenpois gehet, nur den Moͤnchen verſtatteten. Auch die Holzung blieb
gemeinſchaftlich, nur ſolten die Eichen fuͤr die Moͤnche unbeſchaͤdigt erhalten werden,
vom 1ſten April. Die Jnſel Ramesholm gehoͤret den Bruͤdern. Wir lernen hieraus
eine See Laghen, einen Flus Pele, und noch einen, die Modizze, kennen. Als der
Biſchof und Meiſter zu weit in die buͤrgerlichen Rechte griffen, ſprach er die neuen
Laͤndereien der Selen der Stadt zu. Etliche geſchworne von der Buͤrgerſchaft ſolten jedes-
mal die Frage entſcheiden, welches alte oder neue Aecker ſeyn; die von Duͤnemuͤnde
ſolten diſſeits der Duͤne keine gebauete noch ungebauete Felder haben, vom 7ten May.
Weil Joh. von Dohlen wieder Willen des Biſchofs das buͤrgerliche Land angegrif-
fen, wird ihm alle Begnadigung verſaget, und das Schlos Dohlen ſamt allen ge-
baueten Lande den rigiſchen Buͤrgern ertheilet, vom 1ſten Jun. Die Volziehung
dieſer Befehle wird unter Bedrohung des kleinen Bannes den ſtreitenden Parteien
eingeſchaͤrft *). Der Papſt Gregorius der IXte ſchickte 1234 dieſen geſchickten und
wohlverdienten Mann mit einer Volmacht eines paͤpſtlichen Legaten wieder nach Lief-
land, wo er mit vielem Nachdruck die fernern Grenzſtreitigkeiten auf alten Fus ent-
ſchied, und die mehreſten der vorigen Urkunden beſtaͤtigte. Jn Raynalds Kirchen-
geſchichte ſtehen unterſchiedliche apoſtoliſche Verhaltungsbefehle an dieſem Wilhelm,
als vom Jahre 1236, worin ihm der Papſt auftraͤget, dahin zu ſehen, daß Liefland nicht
zum Salzfelde **) werde und zu dem Ende heilſame Anſtalten zu machen, den Neube-
kehrten geziemende Freyheit zu laſſen, den Kirchenzehnd zu erhalten, keine neue Lan-
destheilung vorzunehmen, den Pilgern unter die Arme zu greifen, und ſie wenigſtens
ein Jahr in Kriegsdienſten zu brauchen; Rayn. t. 13, p. 445, n. 62. So ſchenkte er
auch dem neuen Biſchof auf Oeſel das dritte Theil des Landes, welches die Buͤrger zu
Riga dem Legaten uͤberlaſſen. Papſt Alexander der IVte beſtaͤtigte es zu Viterbo
am 13ten Merz 1257. 1240 fuͤhrte Wilhelm den ehloſen Stand der Geiſtlichen in
Schweden ein, der doch erſt 8 Jahr nachher auf der ſchoͤningiſchen Kirchenver-
ſamlung zum Geſetz wurde ***). Er hatte vorher ſchon die Biſtuͤmer in Erme-
land, Culm, Samland und Pomeſanien eingerichtet. Huitfeld S. 204.
Jn
*) Gleich Anfangs hat die Stadt Riga ihre Mark und Grenzen mit vielem Eifer verfochten, worin
ihr Albert und Wilhelm recht vaͤterlich beigeſtanden. Jn folgenden Zeiten wurden ſie durch den
Geitz der Pfaffen hie und da beeintraͤchtiget, allein ſie gewan immer den Rechtshandel. Da nach
der evangeliſchen Reformation die Cleriſey ein eigen Regiment anzufangen drohete, behauptete ſich
die Stadt auch in dem Beſitz der Kirchenguͤter, und erhandelte einige vom Erzbiſchof Wilhelm,
ſo ſehr auch die Pfaffen ſich dawider ſtreubten. Sigism. Auguſt half anfaͤnglich den Pfaffen
uͤber, und lies uͤberaus harte Reſcripte an die Stadt ergehen. Siehe unter deſſelben lateiniſchen
Briefen den 185 und 186. Allein die Grosmuth des Koͤnigs Stephani befeſtigte ſie in dem
Beſitz aller Stiftsguͤter, als curiae archiepiſcopalis, aedium Canonicorum et Capitularium
cum vniuerſo iure, dominio et proprietate unterm 7ten April 1582 zu Riga, ſo nachher in
eben dem Jahr am 16ten Octobr. zu Warſchau auf dem Reichstage beſtaͤtiget worden.
**) Dieſe aus der lateiniſchen Bibel hergenommene Redensart, Pſalm 107 v. 34, bedeutet eine Ge-
gend wo Salzquellen ſind und nichts Fruchtbares wachſen wil. Die Vulgate und die Moͤnche,
welche dieſelbe faſt auswendig lernen, folgen dem hebraͤiſchen Texte. Dahin gehoͤret der im 1ten
Theil vorkommende Ausdruck in millibus ſuis, der nichts anders ſagen wil, als in ihrer ganzen
Menge mit allen ihren Landsleuten; die deutſche Bibel hat Mich. 5 v. 1 dieſe Tauſend in
faſt gleichem Verſtande beibehalten.
***) Der Legat hatte dabey die Abſicht, die Kirchenmobilien zu erhalten, welche mehrentheils von den
Kindern unter dem Titel der Erbſchaft entwandt, da auch die Guͤter mit angegriffen wurden, wo-
durch die Kirchen verarmten. Er verfiel aber auf den greulichen Abweg die Ehe der Geiſtlichen
fuͤr eine Todſuͤnde zu erklaͤren. Jnnerhalb einem Jahre muſten ſich alle Ehefrauen der Cleriſey
wegpacken bey Strafe des haͤrteſten Bannes. Prieſter und ihre Frauen, die beide uͤber 50 Jahr
alt waren, konten beiſammen bleiben, muſten aber eine ſchwere Geldbuſſe erlegen, und angeloben,
niemals unter einem Dache oder in einem Hauſe zu ſchlafen. Der Papſt Alexander der IVte er-
lies den Bann, und gab dem Erzbiſchof zu Upſal Volmacht, den verehelichten Geiſtlichen eine
andere heilſame Buſſe aufzulegen. Schwediſcher Bibliothek zweites Stuͤck S. 124.
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