[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.Erzbisch. Wilhelm. zur Zeit der Regierung Gotthard Kettlers. cher mit seiner Ritterschaft, so wie Liefland, von der gegenwärtigen Kriegeslast1561frey bleibet. Zum Abtrag seiner in-und ausländischen gemachten Schul- den versichert der König alle Beihülfe. Der Herzog präget auf seine Münzen das Bild des Königs, oder das Reichswapen, auf der andern Seite sein eigen Bildnis oder das kettlersche Wapen. Der Herzog kan Aemter verkaufen oder verpfänden, doch behält sich der König in solchem Fal das Näherrecht. Wenn der König Estland einbekomt, so empfängt der Herzog nach Abzug der Krieges- kosten die Helfte davon. Der König schaft nach geendigtem Kriege bey Räumung der Städte und Schlösser, das vorhandene Geschütz wieder von gleicher Grösse und Güte. Die Juden sollen in Liefland nicht handeln, noch Zölle pachten. Diese Stücke beschwor der König, dagegen ihm seine neue Provinz Liefland den Huldigungseid ablegte. Am 3ten Tage nachher, ward der König mit dem, was er mit dem Erzbi- Das s) Diese 2 wichtigen Privilegien von 28sten November und 6 Tage nach Catharinen findet man lateinisch gedruckt beim Chyträus, Boecler und andern; mit beigefüg- ter deutschen Uebersetzung aber bey Ceumern *) S. 30 und 62. Weil das letztere den deutlichen Jnhalt §. 10 hat, daß die auf beiden Seiten der Düne wohnende Ritter- schaft mit Anverwandten so wol als Fremden die gesamte Hand eingehen, ihre Güter verschenken, vergeben, verkaufen, veräussern und nach eignem Gefallen anwenden kan, ohne erforderte Bewilligung der Obrigkeit, und in Erbschaften dem harrischen und wirländischen so wol, als dem neuen Manlehnsrechte gefolget werden sol: so ist bald die Zeit nachzurechnen, wenn man die Wirklichkeit und das Daseyn besagten Pri- vilegii unterm 6 Tage nach Catharine zu bestreiten angefangen; zumal da das Origi- nal aus der liefländischen Canzley sich unsichtbar gemacht, oder auch in unrechte Hände gerathen seyn sol. *) Casparis von Ceumern, Salcensis Sorabi, (aus Salze im Magdeburgischen,) Theatridium Liuonicum oder kleine liefländische Schaubühne, ist bey Nollern zu Riga 1690 in 4 in Druck gekommen. Er hat erstlich als Advokat, darnach als Secretair, ferner als Assessor und Vice- präsident des dörptischen Hofgerichts und endlich als Landrath in Liefland bey einer 40 jährigen Uebung eine feine Kentnis des Landes erlanget. Sein Verzeichnis des liefländischen ausgestor- benen und noch lebenden Adels ist auf dem Landtage zu Wenden 1692 aus dem Grunde bestrit- ten worden, weil er einige ächte Familien ausgelassen, und einige ohne satsame Ursache unter den liefländischen Adel gezehlet haben sol. Daß nach seiner Zeit manche Familien aus Curland und andern Orten sich wieder in Liefland niedergelassen, die hier unter die ausgegangenen gerech- net worden, benimt dem Werthe seiner Arbeit nichts. Die Königin Christina verliehe ihm am 27sten November 1651 von Stockholm aus die Volmacht, alle liefländische Privilegien, Ver- ordnungen und Statuten zusammen zu tragen, wobey er grossen Fleis bewiesen, und sich dadurch eine Erfahrung zu wege gebracht. Jn der Vorrede urtheilet Ceumern von dem alten Russov, daß man ihn ohne den Liefländern zu viel zu thun nicht ganz durchlesen könne. Er meldet auch von D. Laur. Möllers Historien, die Liefland angehen, daß selbige zu des Au- ctoris Zeiten in Rostock ihrer Unrichtigkeiten halber unterdrückt worden. Es starb dieser geschick- te Man im 80sten Jahr seines Alters am 22sten November 1692 und liegt im Dom zu Riga begraben. Sein Wapen ist über der Treppe nach dem Studentenchor oben aufgehangen. t) Der Verfasser der kurzen Nachricht von der wahren Beschaffenheit der Landgüter in Est-Liefland und auf Oesel, so 1720 gedruckt worden, hat die Wirklichkeit dieses letztern Privilegii, denn vom ersten ist die Frage nicht, deutlich erwiesen 1) aus den Verhaltungsbefelen der nach Wilna geschickten Abgeordneten, welche die Verbesse- rung Z z z 2
Erzbiſch. Wilhelm. zur Zeit der Regierung Gotthard Kettlers. cher mit ſeiner Ritterſchaft, ſo wie Liefland, von der gegenwaͤrtigen Kriegeslaſt1561frey bleibet. Zum Abtrag ſeiner in-und auslaͤndiſchen gemachten Schul- den verſichert der Koͤnig alle Beihuͤlfe. Der Herzog praͤget auf ſeine Muͤnzen das Bild des Koͤnigs, oder das Reichswapen, auf der andern Seite ſein eigen Bildnis oder das kettlerſche Wapen. Der Herzog kan Aemter verkaufen oder verpfaͤnden, doch behaͤlt ſich der Koͤnig in ſolchem Fal das Naͤherrecht. Wenn der Koͤnig Eſtland einbekomt, ſo empfaͤngt der Herzog nach Abzug der Krieges- koſten die Helfte davon. Der Koͤnig ſchaft nach geendigtem Kriege bey Raͤumung der Staͤdte und Schloͤſſer, das vorhandene Geſchuͤtz wieder von gleicher Groͤſſe und Guͤte. Die Juden ſollen in Liefland nicht handeln, noch Zoͤlle pachten. Dieſe Stuͤcke beſchwor der Koͤnig, dagegen ihm ſeine neue Provinz Liefland den Huldigungseid ablegte. Am 3ten Tage nachher, ward der Koͤnig mit dem, was er mit dem Erzbi- Das s) Dieſe 2 wichtigen Privilegien von 28ſten November und 6 Tage nach Catharinen findet man lateiniſch gedruckt beim Chytraͤus, Boecler und andern; mit beigefuͤg- ter deutſchen Ueberſetzung aber bey Ceumern *) S. 30 und 62. Weil das letztere den deutlichen Jnhalt §. 10 hat, daß die auf beiden Seiten der Duͤne wohnende Ritter- ſchaft mit Anverwandten ſo wol als Fremden die geſamte Hand eingehen, ihre Guͤter verſchenken, vergeben, verkaufen, veraͤuſſern und nach eignem Gefallen anwenden kan, ohne erforderte Bewilligung der Obrigkeit, und in Erbſchaften dem harriſchen und wirlaͤndiſchen ſo wol, als dem neuen Manlehnsrechte gefolget werden ſol: ſo iſt bald die Zeit nachzurechnen, wenn man die Wirklichkeit und das Daſeyn beſagten Pri- vilegii unterm 6 Tage nach Catharine zu beſtreiten angefangen; zumal da das Origi- nal aus der lieflaͤndiſchen Canzley ſich unſichtbar gemacht, oder auch in unrechte Haͤnde gerathen ſeyn ſol. *) Caſparis von Ceumern, Salcenſis Sorabi, (aus Salze im Magdeburgiſchen,) Theatridium Liuonicum oder kleine lieflaͤndiſche Schaubuͤhne, iſt bey Nollern zu Riga 1690 in 4 in Druck gekommen. Er hat erſtlich als Advokat, darnach als Secretair, ferner als Aſſeſſor und Vice- praͤſident des doͤrptiſchen Hofgerichts und endlich als Landrath in Liefland bey einer 40 jaͤhrigen Uebung eine feine Kentnis des Landes erlanget. Sein Verzeichnis des lieflaͤndiſchen ausgeſtor- benen und noch lebenden Adels iſt auf dem Landtage zu Wenden 1692 aus dem Grunde beſtrit- ten worden, weil er einige aͤchte Familien ausgelaſſen, und einige ohne ſatſame Urſache unter den lieflaͤndiſchen Adel gezehlet haben ſol. Daß nach ſeiner Zeit manche Familien aus Curland und andern Orten ſich wieder in Liefland niedergelaſſen, die hier unter die ausgegangenen gerech- net worden, benimt dem Werthe ſeiner Arbeit nichts. Die Koͤnigin Chriſtina verliehe ihm am 27ſten November 1651 von Stockholm aus die Volmacht, alle lieflaͤndiſche Privilegien, Ver- ordnungen und Statuten zuſammen zu tragen, wobey er groſſen Fleis bewieſen, und ſich dadurch eine Erfahrung zu wege gebracht. Jn der Vorrede urtheilet Ceumern von dem alten Ruſſov, daß man ihn ohne den Lieflaͤndern zu viel zu thun nicht ganz durchleſen koͤnne. Er meldet auch von D. Laur. Moͤllers Hiſtorien, die Liefland angehen, daß ſelbige zu des Au- ctoris Zeiten in Roſtock ihrer Unrichtigkeiten halber unterdruͤckt worden. Es ſtarb dieſer geſchick- te Man im 80ſten Jahr ſeines Alters am 22ſten November 1692 und liegt im Dom zu Riga begraben. Sein Wapen iſt uͤber der Treppe nach dem Studentenchor oben aufgehangen. t) Der Verfaſſer der kurzen Nachricht von der wahren Beſchaffenheit der Landguͤter in Eſt-Liefland und auf Oeſel, ſo 1720 gedruckt worden, hat die Wirklichkeit dieſes letztern Privilegii, denn vom erſten iſt die Frage nicht, deutlich erwieſen 1) aus den Verhaltungsbefelen der nach Wilna geſchickten Abgeordneten, welche die Verbeſſe- rung Z z z 2
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Erzbiſch. Wilhelm. zur Zeit der Regierung Gotthard Kettlers.
cher mit ſeiner Ritterſchaft, ſo wie Liefland, von der gegenwaͤrtigen Kriegeslaſt
frey bleibet. Zum Abtrag ſeiner in-und auslaͤndiſchen gemachten Schul-
den verſichert der Koͤnig alle Beihuͤlfe. Der Herzog praͤget auf ſeine Muͤnzen
das Bild des Koͤnigs, oder das Reichswapen, auf der andern Seite ſein eigen
Bildnis oder das kettlerſche Wapen. Der Herzog kan Aemter verkaufen oder
verpfaͤnden, doch behaͤlt ſich der Koͤnig in ſolchem Fal das Naͤherrecht. Wenn
der Koͤnig Eſtland einbekomt, ſo empfaͤngt der Herzog nach Abzug der Krieges-
koſten die Helfte davon. Der Koͤnig ſchaft nach geendigtem Kriege bey Raͤumung
der Staͤdte und Schloͤſſer, das vorhandene Geſchuͤtz wieder von gleicher Groͤſſe
und Guͤte. Die Juden ſollen in Liefland nicht handeln, noch Zoͤlle pachten.
Dieſe Stuͤcke beſchwor der Koͤnig, dagegen ihm ſeine neue Provinz Liefland den
Huldigungseid ablegte.
1561
Am 3ten Tage nachher, ward der Koͤnig mit dem, was er mit dem Erzbi-
ſchof, dem Meiſter, und Staͤnden des Landes inſonderheit in Richtigkeit zu brin-
gen hatte, fertig. Viele Punkte des vorigen wichtigen Privilegii wurden in ein
mehreres Licht geſetzet, und die Materien von Verſorgung der Waiſen, von den
Jungfernkloͤſtern, dem algemeinen Land- und Lehnrechte, den verlohrnen Privi-
legien, der Soldatenloͤhnung, den Ackergrenzen nach der Hakenzahl, den Roß-
dienſtsgeldern, den Policey- und Handelsſachen, dem Landweſen und Bauren,
der Muͤnze, der Domaine und mehrere Stuͤcke in 26 Artikeln genauer erlaͤutert
und vom Koͤnig bekraͤftiget s). Ob es gleich der Koͤnig 3 Tage nach dem vorigen
verſiegelt, ſo wird doch das Datum nicht der 30ſte November, ſondern der 6te
Tag nach Catharinen genant, und dieſer Unterſchrift wegen heiſſen es die
Lieflaͤnder Priuilegium Sigism. Auguſti feria ſexta poſt feſtum S. Catharinae t).
Das
s) Dieſe 2 wichtigen Privilegien von 28ſten November und 6 Tage nach Catharinen
findet man lateiniſch gedruckt beim Chytraͤus, Boecler und andern; mit beigefuͤg-
ter deutſchen Ueberſetzung aber bey Ceumern *) S. 30 und 62. Weil das letztere den
deutlichen Jnhalt §. 10 hat, daß die auf beiden Seiten der Duͤne wohnende Ritter-
ſchaft mit Anverwandten ſo wol als Fremden die geſamte Hand eingehen, ihre Guͤter
verſchenken, vergeben, verkaufen, veraͤuſſern und nach eignem Gefallen anwenden kan,
ohne erforderte Bewilligung der Obrigkeit, und in Erbſchaften dem harriſchen und
wirlaͤndiſchen ſo wol, als dem neuen Manlehnsrechte gefolget werden ſol: ſo iſt
bald die Zeit nachzurechnen, wenn man die Wirklichkeit und das Daſeyn beſagten Pri-
vilegii unterm 6 Tage nach Catharine zu beſtreiten angefangen; zumal da das Origi-
nal aus der lieflaͤndiſchen Canzley ſich unſichtbar gemacht, oder auch in unrechte
Haͤnde gerathen ſeyn ſol.
*) Caſparis von Ceumern, Salcenſis Sorabi, (aus Salze im Magdeburgiſchen,) Theatridium
Liuonicum oder kleine lieflaͤndiſche Schaubuͤhne, iſt bey Nollern zu Riga 1690 in 4 in Druck
gekommen. Er hat erſtlich als Advokat, darnach als Secretair, ferner als Aſſeſſor und Vice-
praͤſident des doͤrptiſchen Hofgerichts und endlich als Landrath in Liefland bey einer 40 jaͤhrigen
Uebung eine feine Kentnis des Landes erlanget. Sein Verzeichnis des lieflaͤndiſchen ausgeſtor-
benen und noch lebenden Adels iſt auf dem Landtage zu Wenden 1692 aus dem Grunde beſtrit-
ten worden, weil er einige aͤchte Familien ausgelaſſen, und einige ohne ſatſame Urſache unter den
lieflaͤndiſchen Adel gezehlet haben ſol. Daß nach ſeiner Zeit manche Familien aus Curland
und andern Orten ſich wieder in Liefland niedergelaſſen, die hier unter die ausgegangenen gerech-
net worden, benimt dem Werthe ſeiner Arbeit nichts. Die Koͤnigin Chriſtina verliehe ihm am
27ſten November 1651 von Stockholm aus die Volmacht, alle lieflaͤndiſche Privilegien, Ver-
ordnungen und Statuten zuſammen zu tragen, wobey er groſſen Fleis bewieſen, und ſich dadurch
eine Erfahrung zu wege gebracht. Jn der Vorrede urtheilet Ceumern von dem alten Ruſſov,
daß man ihn ohne den Lieflaͤndern zu viel zu thun nicht ganz durchleſen koͤnne. Er
meldet auch von D. Laur. Moͤllers Hiſtorien, die Liefland angehen, daß ſelbige zu des Au-
ctoris Zeiten in Roſtock ihrer Unrichtigkeiten halber unterdruͤckt worden. Es ſtarb dieſer geſchick-
te Man im 80ſten Jahr ſeines Alters am 22ſten November 1692 und liegt im Dom zu Riga
begraben. Sein Wapen iſt uͤber der Treppe nach dem Studentenchor oben aufgehangen.
t) Der Verfaſſer der kurzen Nachricht von der wahren Beſchaffenheit der Landguͤter in
Eſt-Liefland und auf Oeſel, ſo 1720 gedruckt worden, hat die Wirklichkeit dieſes
letztern Privilegii, denn vom erſten iſt die Frage nicht, deutlich erwieſen 1) aus den
Verhaltungsbefelen der nach Wilna geſchickten Abgeordneten, welche die Verbeſſe-
rung
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