Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.

Bild:
<< vorherige Seite

Bisch. Albert. zur Zeit der Regierung des Volquin.
bleibt bey dem männlichen Geschlecht in absteigender Linie, nach welcher ungetheil-1215
te Brüder einer auf den andern erben. Das Lehngut fält, im Fall keine männliche
Erben vorhanden sind, an den Lehnsherren zurück, ohne dessen Einwilligung es
nicht veräussert werden kan e).

Des-
Ver-
nicht im tägl. Umgang brauchen, ausser wenn sie mit Estländern sprechen müssen.
Es muß also noch der Grund untersuchet werden, warum der Este in seiner Sprache
sich selbst einen Esten und sein Land Eesti-ma benennet. Wir haben sonst eine ge-
schriebene Nachricht vom Fürstenthum Esten, welche wegen ihrer Kürze und magern
Jnhalts hier kaum erwehnet zu werden verdienet. Da die Sprache der Esten in weit-
läufigem Verstande was besonders, Estland aber geschickte Männer hat, so wäre zu
wünschen, daß einmal ein Kunstrichter, dem es weder an einer gehörigen Stärke in
der Sprachkunde, noch an regelmäßigem Witz fehlete, sich an eine solche Materie machte.
Die europäischen Sprachen verrathen ihre ehmalige Verschwisterung wenigstens in
Zahlwörtern; der Este aber fängt, vom Salisstrom bis gar weit nach Norden und
Nordosten hinauf, die Zahlen mit einem gar ungewohnten üks, kaks, kolm, nelli
an, welcher Umstand wohl einer genauern Untersuchung werth wäre.
Es haben schon verschiedene bemerken wollen, daß die Esten durchgängig etwas
stärker vom Leibe und länger von Statur seyn als die Letten, wie sich denn auch diese
Nationen in der Tracht unterscheiden. Doch mus man diese letztern nicht zu ausgehunger-
ten Zwergen machen. Der Dichtkunst wollen wirs zu gute halten, wenn Pistorius die
Letten nicht in allen Zeilen richtig getroffen. Er schreibt nemlich so:
[Spaltenumbruch] Vix homines dicas hos, si gens culta videres.
Corpora sunt illis attenuata fame,
Et breuia, assiduo multum suppressa labore,
Artubus et iusta pro ratione carent.
His potus lympha est, panis de furfure co-
ctus.
Pro plumis ceruix mollibus vrget humum.
[Spaltenumbruch] Et bene conueniens vestitus iungitur illis,
Calceus est cortex, cetera lana tegit;
Quae tamen haud magna contexta cohae-
reat arte,
Velleribus similis tergoribusque boum.
Atque premunt humiles infirmo corpore
mannos,
His equitant simili foemina virque modo.

Man vergleiche hiemit Paul Einhorns Historia Lettica, die bey Joh. Vogeln
zu Dörpt 1649 in 4 gedruckt und dem Herzog Jacob von Curland und Semgallen
zugeschrieben ist. Mehrere Nachrichten findet man in den beckerischen zu Witten-
berg
gehaltenen Disputationen von liefländischen Völkern, deren Sprache und Ge-
bräuchen, beim Rumpäus in der Nachricht vom curischen Glauben, Hartknoch in
dissert. de Curonorum et Semgallorum republica
und Joh. Menecius im libro de sacrificiis
et Idololatria veterum Curonum, Regiomont.
1551. Jn ganz Curland und Lettland
gilt die lettische Sprache, in Estland und auf Oesel die estnische. An manchen
Orten in diesen Provinzen findet man eigene Worte und eine geänderte Aussprache; wo-
durch in diesen zweien Sprachen nur unterschiedliche Mundarten entstehen, die man
deswegen gar nicht für eine eigene Sprache ausgeben kan, wenn auch die Mundart et-
was unterschieden ist.
Es komt wol natürlicher heraus, wenn man die Namen der Länder von ihren Be-
wonern herführet, als von der Beschaffenheit des Landes. Der Este und Finne
nent Finnland Some-ma, das ist: der Somen Land, obgleich einige es erklären
wollen se omma-ma das ist unser Land, welches nur der Finne sagen könte. Der
Este und Finne spricht: Rootsi-ma der Rootzen Land, von den Einwohnern
der Provinz Roslagen, und versteht das Königreich Schweden darunter, weil
ehmals die alten Roxolanen da gewohnt haben. Er sagt Leto-ma d. i. Litthauen,
oder der Leten Land; Wenne-ma, Rußland, entweder der Wenden Land, die
zum Theil rußische Vasallen waren, oder auch Brüderland, wie die Römer sagten
Germania. Saxa-ma Deutschland, das ist der Sachsen Land.
e) Dieses Lehnrecht ist das erste in dem so genanten rothen Buche zu Revel*) Der
*) Jm Jahr 1546 liessen die estländischen Herren Landräthe, namentlich Joh. Taube zu Marth,
Bruns Wettberg, Herman Anrep, Reinhold von Rosen,
und Claas Mecks, als Rä-
the in Harrien, und Jacob von Löwenwolde, Thube Bremen, Herman Lode zu As-
sery, Peter von Tisenhausen, Otto Taube
zu Kochtel, und Robert von Gilsen, Räthe
in
C 2

Biſch. Albert. zur Zeit der Regierung des Volquin.
bleibt bey dem maͤnnlichen Geſchlecht in abſteigender Linie, nach welcher ungetheil-1215
te Bruͤder einer auf den andern erben. Das Lehngut faͤlt, im Fall keine maͤnnliche
Erben vorhanden ſind, an den Lehnsherren zuruͤck, ohne deſſen Einwilligung es
nicht veraͤuſſert werden kan e).

Des-
Ver-
nicht im taͤgl. Umgang brauchen, auſſer wenn ſie mit Eſtlaͤndern ſprechen muͤſſen.
Es muß alſo noch der Grund unterſuchet werden, warum der Eſte in ſeiner Sprache
ſich ſelbſt einen Eſten und ſein Land Eeſti-ma benennet. Wir haben ſonſt eine ge-
ſchriebene Nachricht vom Fuͤrſtenthum Eſten, welche wegen ihrer Kuͤrze und magern
Jnhalts hier kaum erwehnet zu werden verdienet. Da die Sprache der Eſten in weit-
laͤufigem Verſtande was beſonders, Eſtland aber geſchickte Maͤnner hat, ſo waͤre zu
wuͤnſchen, daß einmal ein Kunſtrichter, dem es weder an einer gehoͤrigen Staͤrke in
der Sprachkunde, noch an regelmaͤßigem Witz fehlete, ſich an eine ſolche Materie machte.
Die europaͤiſchen Sprachen verrathen ihre ehmalige Verſchwiſterung wenigſtens in
Zahlwoͤrtern; der Eſte aber faͤngt, vom Salisſtrom bis gar weit nach Norden und
Nordoſten hinauf, die Zahlen mit einem gar ungewohnten uͤks, kaks, kolm, nelli
an, welcher Umſtand wohl einer genauern Unterſuchung werth waͤre.
Es haben ſchon verſchiedene bemerken wollen, daß die Eſten durchgaͤngig etwas
ſtaͤrker vom Leibe und laͤnger von Statur ſeyn als die Letten, wie ſich denn auch dieſe
Nationen in der Tracht unterſcheiden. Doch mus man dieſe letztern nicht zu ausgehunger-
ten Zwergen machen. Der Dichtkunſt wollen wirs zu gute halten, wenn Piſtorius die
Letten nicht in allen Zeilen richtig getroffen. Er ſchreibt nemlich ſo:
[Spaltenumbruch] Vix homines dicas hos, ſi gens culta videres.
Corpora ſunt illis attenuata fame,
Et breuia, aſſiduo multum ſuppreſſa labore,
Artubus et iuſta pro ratione carent.
His potus lympha eſt, panis de furfure co-
ctus.
Pro plumis ceruix mollibus vrget humum.
[Spaltenumbruch] Et bene conueniens veſtitus iungitur illis,
Calceus eſt cortex, cetera lana tegit;
Quae tamen haud magna contexta cohae-
reat arte,
Velleribus ſimilis tergoribusque boum.
Atque premunt humiles infirmo corpore
mannos,
His equitant ſimili foemina virque modo.

Man vergleiche hiemit Paul Einhorns Hiſtoria Lettica, die bey Joh. Vogeln
zu Doͤrpt 1649 in 4 gedruckt und dem Herzog Jacob von Curland und Semgallen
zugeſchrieben iſt. Mehrere Nachrichten findet man in den beckeriſchen zu Witten-
berg
gehaltenen Diſputationen von lieflaͤndiſchen Voͤlkern, deren Sprache und Ge-
braͤuchen, beim Rumpaͤus in der Nachricht vom curiſchen Glauben, Hartknoch in
diſſert. de Curonorum et Semgallorum republica
und Joh. Menecius im libro de ſacrificiis
et Idololatria veterum Curonum, Regiomont.
1551. Jn ganz Curland und Lettland
gilt die lettiſche Sprache, in Eſtland und auf Oeſel die eſtniſche. An manchen
Orten in dieſen Provinzen findet man eigene Worte und eine geaͤnderte Ausſprache; wo-
durch in dieſen zweien Sprachen nur unterſchiedliche Mundarten entſtehen, die man
deswegen gar nicht fuͤr eine eigene Sprache ausgeben kan, wenn auch die Mundart et-
was unterſchieden iſt.
Es komt wol natuͤrlicher heraus, wenn man die Namen der Laͤnder von ihren Be-
wonern herfuͤhret, als von der Beſchaffenheit des Landes. Der Eſte und Finne
nent Finnland Some-ma, das iſt: der Somen Land, obgleich einige es erklaͤren
wollen ſe omma-ma das iſt unſer Land, welches nur der Finne ſagen koͤnte. Der
Eſte und Finne ſpricht: Rootſi-ma der Rootzen Land, von den Einwohnern
der Provinz Roslagen, und verſteht das Koͤnigreich Schweden darunter, weil
ehmals die alten Roxolanen da gewohnt haben. Er ſagt Leto-ma d. i. Litthauen,
oder der Leten Land; Wenne-ma, Rußland, entweder der Wenden Land, die
zum Theil rußiſche Vaſallen waren, oder auch Bruͤderland, wie die Roͤmer ſagten
Germania. Saxa-ma Deutſchland, das iſt der Sachſen Land.
e) Dieſes Lehnrecht iſt das erſte in dem ſo genanten rothen Buche zu Revel*) Der
*) Jm Jahr 1546 lieſſen die eſtlaͤndiſchen Herren Landraͤthe, namentlich Joh. Taube zu Marth,
Bruns Wettberg, Herman Anrep, Reinhold von Roſen,
und Claas Mecks, als Raͤ-
the in Harrien, und Jacob von Loͤwenwolde, Thube Bremen, Herman Lode zu Aſ-
ſery, Peter von Tiſenhauſen, Otto Taube
zu Kochtel, und Robert von Gilſen, Raͤthe
in
C 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0029" n="11"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Bi&#x017F;ch. Albert. zur Zeit der Regierung des Volquin.</hi></fw><lb/>
bleibt bey dem ma&#x0364;nnlichen Ge&#x017F;chlecht in ab&#x017F;teigender Linie, nach welcher ungetheil-<note place="right">1215</note><lb/>
te Bru&#x0364;der einer auf den andern erben. Das Lehngut fa&#x0364;lt, im Fall keine ma&#x0364;nnliche<lb/>
Erben vorhanden &#x017F;ind, an den Lehnsherren zuru&#x0364;ck, ohne de&#x017F;&#x017F;en Einwilligung es<lb/>
nicht vera&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ert werden kan <note xml:id="g15" next="#g16" place="foot" n="e)">Die&#x017F;es Lehnrecht i&#x017F;t das er&#x017F;te in dem &#x017F;o genanten <hi rendition="#fr">rothen Buche</hi> zu <hi rendition="#fr">Revel</hi><p><note xml:id="f16" next="#f17" place="foot" n="*)">Jm Jahr 1546 lie&#x017F;&#x017F;en die <hi rendition="#fr">e&#x017F;tla&#x0364;ndi&#x017F;chen</hi> Herren Landra&#x0364;the, namentlich <hi rendition="#fr">Joh. Taube</hi> zu <hi rendition="#fr">Marth,<lb/>
Bruns Wettberg, Herman Anrep, Reinhold von Ro&#x017F;en,</hi> und <hi rendition="#fr">Claas Mecks,</hi> als Ra&#x0364;-<lb/>
the in <hi rendition="#fr">Harrien,</hi> und <hi rendition="#fr">Jacob von Lo&#x0364;wenwolde, Thube Bremen, Herman Lode</hi> zu <hi rendition="#fr">A&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ery, Peter von Ti&#x017F;enhau&#x017F;en, Otto Taube</hi> zu <hi rendition="#fr">Kochtel,</hi> und <hi rendition="#fr">Robert von Gil&#x017F;en,</hi> Ra&#x0364;the<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">in</fw></note></p> Der</note>.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Des-</fw><lb/>
        <note xml:id="g14" prev="#g13" place="foot" n="d)">nicht im ta&#x0364;gl. Umgang brauchen, au&#x017F;&#x017F;er wenn &#x017F;ie mit <hi rendition="#fr">E&#x017F;tla&#x0364;ndern</hi> &#x017F;prechen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Es muß al&#x017F;o noch der Grund unter&#x017F;uchet werden, warum der <hi rendition="#fr">E&#x017F;te</hi> in &#x017F;einer Sprache<lb/>
&#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t einen <hi rendition="#fr">E&#x017F;ten</hi> und &#x017F;ein Land <hi rendition="#fr">Ee&#x017F;ti-ma</hi> benennet. Wir haben &#x017F;on&#x017F;t eine ge-<lb/>
&#x017F;chriebene Nachricht vom Fu&#x0364;r&#x017F;tenthum <hi rendition="#fr">E&#x017F;ten,</hi> welche wegen ihrer Ku&#x0364;rze und magern<lb/>
Jnhalts hier kaum erwehnet zu werden verdienet. Da die Sprache der <hi rendition="#fr">E&#x017F;ten</hi> in weit-<lb/>
la&#x0364;ufigem Ver&#x017F;tande was be&#x017F;onders, <hi rendition="#fr">E&#x017F;tland</hi> aber ge&#x017F;chickte Ma&#x0364;nner hat, &#x017F;o wa&#x0364;re zu<lb/>
wu&#x0364;n&#x017F;chen, daß einmal ein Kun&#x017F;trichter, dem es weder an einer geho&#x0364;rigen Sta&#x0364;rke in<lb/>
der Sprachkunde, noch an regelma&#x0364;ßigem Witz fehlete, &#x017F;ich an eine &#x017F;olche Materie machte.<lb/>
Die <hi rendition="#fr">europa&#x0364;i&#x017F;chen</hi> Sprachen verrathen ihre ehmalige Ver&#x017F;chwi&#x017F;terung wenig&#x017F;tens in<lb/>
Zahlwo&#x0364;rtern; der <hi rendition="#fr">E&#x017F;te</hi> aber fa&#x0364;ngt, vom <hi rendition="#fr">Salis</hi>&#x017F;trom bis gar weit nach <hi rendition="#fr">Norden</hi> und<lb/><hi rendition="#fr">Nordo&#x017F;ten</hi> hinauf, die Zahlen mit einem gar ungewohnten <hi rendition="#fr">u&#x0364;ks, kaks, kolm, nelli</hi><lb/>
an, welcher Um&#x017F;tand wohl einer genauern Unter&#x017F;uchung werth wa&#x0364;re.<lb/>
Es haben &#x017F;chon ver&#x017F;chiedene bemerken wollen, daß die <hi rendition="#fr">E&#x017F;ten</hi> durchga&#x0364;ngig etwas<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;rker vom Leibe und la&#x0364;nger von Statur &#x017F;eyn als die <hi rendition="#fr">Letten,</hi> wie &#x017F;ich denn auch die&#x017F;e<lb/>
Nationen in der Tracht unter&#x017F;cheiden. Doch mus man die&#x017F;e letztern nicht zu ausgehunger-<lb/>
ten Zwergen machen. Der Dichtkun&#x017F;t wollen wirs zu gute halten, wenn <hi rendition="#fr">Pi&#x017F;torius</hi> die<lb/><hi rendition="#fr">Letten</hi> nicht in allen Zeilen richtig getroffen. Er &#x017F;chreibt nemlich &#x017F;o:<lb/><cit><quote><lg type="poem"><cb/><l><hi rendition="#aq">Vix homines dicas hos, &#x017F;i gens culta videres.</hi></l><lb/><l><hi rendition="#aq">Corpora &#x017F;unt illis attenuata fame,</hi></l><lb/><l><hi rendition="#aq">Et breuia, a&#x017F;&#x017F;iduo multum &#x017F;uppre&#x017F;&#x017F;a labore,</hi></l><lb/><l><hi rendition="#aq">Artubus et iu&#x017F;ta pro ratione carent.</hi></l><lb/><l><hi rendition="#aq">His potus lympha e&#x017F;t, panis de furfure co-</hi></l><lb/><l><hi rendition="#aq"><hi rendition="#et">ctus.</hi></hi></l><lb/><l><hi rendition="#aq">Pro plumis ceruix mollibus vrget humum.</hi></l><lb/><cb/><l><hi rendition="#aq">Et bene conueniens ve&#x017F;titus iungitur illis,</hi></l><lb/><l><hi rendition="#aq">Calceus e&#x017F;t cortex, cetera lana tegit;</hi></l><lb/><l><hi rendition="#aq">Quae tamen haud magna contexta cohae-</hi></l><lb/><l><hi rendition="#aq"><hi rendition="#et">reat arte,</hi></hi></l><lb/><l><hi rendition="#aq">Velleribus &#x017F;imilis tergoribusque boum.</hi></l><lb/><l><hi rendition="#aq">Atque premunt humiles infirmo corpore</hi></l><lb/><l><hi rendition="#aq"><hi rendition="#et">mannos,</hi></hi></l><lb/><l><hi rendition="#aq">His equitant &#x017F;imili foemina virque modo.</hi></l></lg></quote></cit><lb/>
Man vergleiche hiemit <hi rendition="#fr">Paul Einhorns</hi> <hi rendition="#aq">Hi&#x017F;toria <hi rendition="#i">Lettica</hi>,</hi> die bey <hi rendition="#fr">Joh. Vogeln</hi><lb/>
zu <hi rendition="#fr">Do&#x0364;rpt</hi> 1649 in 4 gedruckt und dem Herzog <hi rendition="#fr">Jacob</hi> von <hi rendition="#fr">Curland</hi> und <hi rendition="#fr">Semgallen</hi><lb/>
zuge&#x017F;chrieben i&#x017F;t. Mehrere Nachrichten findet man in den <hi rendition="#fr">beckeri&#x017F;chen</hi> zu <hi rendition="#fr">Witten-<lb/>
berg</hi> gehaltenen Di&#x017F;putationen von <hi rendition="#fr">liefla&#x0364;ndi&#x017F;chen</hi> Vo&#x0364;lkern, deren Sprache und Ge-<lb/>
bra&#x0364;uchen, beim <hi rendition="#fr">Rumpa&#x0364;us</hi> in der Nachricht vom <hi rendition="#fr">curi&#x017F;chen</hi> Glauben, <hi rendition="#fr">Hartknoch</hi> <hi rendition="#aq">in<lb/>
di&#x017F;&#x017F;ert. de <hi rendition="#i">Curonorum</hi> et <hi rendition="#i">Semgallorum</hi> republica</hi> und <hi rendition="#fr">Joh. Menecius</hi> im <hi rendition="#aq">libro de &#x017F;acrificiis<lb/>
et Idololatria veterum <hi rendition="#i">Curonum, Regiomont.</hi></hi> 1551. Jn ganz <hi rendition="#fr">Curland</hi> und <hi rendition="#fr">Lettland</hi><lb/>
gilt die <hi rendition="#fr">letti&#x017F;che</hi> Sprache, in <hi rendition="#fr">E&#x017F;tland</hi> und auf <hi rendition="#fr">Oe&#x017F;el</hi> die <hi rendition="#fr">e&#x017F;tni&#x017F;che.</hi> An manchen<lb/>
Orten in die&#x017F;en Provinzen findet man eigene Worte und eine gea&#x0364;nderte Aus&#x017F;prache; wo-<lb/>
durch in die&#x017F;en zweien Sprachen nur unter&#x017F;chiedliche Mundarten ent&#x017F;tehen, die man<lb/>
deswegen gar nicht fu&#x0364;r eine eigene Sprache ausgeben kan, wenn auch die Mundart et-<lb/>
was unter&#x017F;chieden i&#x017F;t.<lb/>
Es komt wol natu&#x0364;rlicher heraus, wenn man die Namen der La&#x0364;nder von ihren Be-<lb/>
wonern herfu&#x0364;hret, als von der Be&#x017F;chaffenheit des Landes. Der <hi rendition="#fr">E&#x017F;te</hi> und <hi rendition="#fr">Finne</hi><lb/>
nent <hi rendition="#fr">Finnland Some-ma,</hi> das i&#x017F;t: der Somen Land, obgleich einige es erkla&#x0364;ren<lb/>
wollen <hi rendition="#fr">&#x017F;e omma-ma</hi> das i&#x017F;t un&#x017F;er Land, welches nur der <hi rendition="#fr">Finne</hi> &#x017F;agen ko&#x0364;nte. Der<lb/><hi rendition="#fr">E&#x017F;te</hi> und <hi rendition="#fr">Finne</hi> &#x017F;pricht: <hi rendition="#fr">Root&#x017F;i-ma</hi> der Rootzen Land, von den Einwohnern<lb/>
der Provinz <hi rendition="#fr">Roslagen,</hi> und ver&#x017F;teht das Ko&#x0364;nigreich <hi rendition="#fr">Schweden</hi> darunter, weil<lb/>
ehmals die alten <hi rendition="#fr">Roxolanen</hi> da gewohnt haben. Er &#x017F;agt <hi rendition="#fr">Leto-ma</hi> d. i. <hi rendition="#fr">Litthauen,</hi><lb/>
oder der <hi rendition="#fr">Leten</hi> Land; <hi rendition="#fr">Wenne-ma, Rußland,</hi> entweder der <hi rendition="#fr">Wenden</hi> Land, die<lb/>
zum Theil <hi rendition="#fr">rußi&#x017F;che</hi> Va&#x017F;allen waren, oder auch Bru&#x0364;derland, wie die <hi rendition="#fr">Ro&#x0364;mer</hi> &#x017F;agten<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Germania.</hi></hi> <hi rendition="#fr">Saxa-ma</hi> Deut&#x017F;chland, das i&#x017F;t der <hi rendition="#fr">Sach&#x017F;en</hi> Land.</note><lb/><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">C 2</fw>
        <fw place="bottom" type="catch">Ver-</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[11/0029] Biſch. Albert. zur Zeit der Regierung des Volquin. bleibt bey dem maͤnnlichen Geſchlecht in abſteigender Linie, nach welcher ungetheil- te Bruͤder einer auf den andern erben. Das Lehngut faͤlt, im Fall keine maͤnnliche Erben vorhanden ſind, an den Lehnsherren zuruͤck, ohne deſſen Einwilligung es nicht veraͤuſſert werden kan e). 1215 Des- d) Ver- e) Dieſes Lehnrecht iſt das erſte in dem ſo genanten rothen Buche zu Revel *) Der *) Jm Jahr 1546 lieſſen die eſtlaͤndiſchen Herren Landraͤthe, namentlich Joh. Taube zu Marth, Bruns Wettberg, Herman Anrep, Reinhold von Roſen, und Claas Mecks, als Raͤ- the in Harrien, und Jacob von Loͤwenwolde, Thube Bremen, Herman Lode zu Aſ- ſery, Peter von Tiſenhauſen, Otto Taube zu Kochtel, und Robert von Gilſen, Raͤthe in d) nicht im taͤgl. Umgang brauchen, auſſer wenn ſie mit Eſtlaͤndern ſprechen muͤſſen. Es muß alſo noch der Grund unterſuchet werden, warum der Eſte in ſeiner Sprache ſich ſelbſt einen Eſten und ſein Land Eeſti-ma benennet. Wir haben ſonſt eine ge- ſchriebene Nachricht vom Fuͤrſtenthum Eſten, welche wegen ihrer Kuͤrze und magern Jnhalts hier kaum erwehnet zu werden verdienet. Da die Sprache der Eſten in weit- laͤufigem Verſtande was beſonders, Eſtland aber geſchickte Maͤnner hat, ſo waͤre zu wuͤnſchen, daß einmal ein Kunſtrichter, dem es weder an einer gehoͤrigen Staͤrke in der Sprachkunde, noch an regelmaͤßigem Witz fehlete, ſich an eine ſolche Materie machte. Die europaͤiſchen Sprachen verrathen ihre ehmalige Verſchwiſterung wenigſtens in Zahlwoͤrtern; der Eſte aber faͤngt, vom Salisſtrom bis gar weit nach Norden und Nordoſten hinauf, die Zahlen mit einem gar ungewohnten uͤks, kaks, kolm, nelli an, welcher Umſtand wohl einer genauern Unterſuchung werth waͤre. Es haben ſchon verſchiedene bemerken wollen, daß die Eſten durchgaͤngig etwas ſtaͤrker vom Leibe und laͤnger von Statur ſeyn als die Letten, wie ſich denn auch dieſe Nationen in der Tracht unterſcheiden. Doch mus man dieſe letztern nicht zu ausgehunger- ten Zwergen machen. Der Dichtkunſt wollen wirs zu gute halten, wenn Piſtorius die Letten nicht in allen Zeilen richtig getroffen. Er ſchreibt nemlich ſo: Vix homines dicas hos, ſi gens culta videres. Corpora ſunt illis attenuata fame, Et breuia, aſſiduo multum ſuppreſſa labore, Artubus et iuſta pro ratione carent. His potus lympha eſt, panis de furfure co- ctus. Pro plumis ceruix mollibus vrget humum. Et bene conueniens veſtitus iungitur illis, Calceus eſt cortex, cetera lana tegit; Quae tamen haud magna contexta cohae- reat arte, Velleribus ſimilis tergoribusque boum. Atque premunt humiles infirmo corpore mannos, His equitant ſimili foemina virque modo. Man vergleiche hiemit Paul Einhorns Hiſtoria Lettica, die bey Joh. Vogeln zu Doͤrpt 1649 in 4 gedruckt und dem Herzog Jacob von Curland und Semgallen zugeſchrieben iſt. Mehrere Nachrichten findet man in den beckeriſchen zu Witten- berg gehaltenen Diſputationen von lieflaͤndiſchen Voͤlkern, deren Sprache und Ge- braͤuchen, beim Rumpaͤus in der Nachricht vom curiſchen Glauben, Hartknoch in diſſert. de Curonorum et Semgallorum republica und Joh. Menecius im libro de ſacrificiis et Idololatria veterum Curonum, Regiomont. 1551. Jn ganz Curland und Lettland gilt die lettiſche Sprache, in Eſtland und auf Oeſel die eſtniſche. An manchen Orten in dieſen Provinzen findet man eigene Worte und eine geaͤnderte Ausſprache; wo- durch in dieſen zweien Sprachen nur unterſchiedliche Mundarten entſtehen, die man deswegen gar nicht fuͤr eine eigene Sprache ausgeben kan, wenn auch die Mundart et- was unterſchieden iſt. Es komt wol natuͤrlicher heraus, wenn man die Namen der Laͤnder von ihren Be- wonern herfuͤhret, als von der Beſchaffenheit des Landes. Der Eſte und Finne nent Finnland Some-ma, das iſt: der Somen Land, obgleich einige es erklaͤren wollen ſe omma-ma das iſt unſer Land, welches nur der Finne ſagen koͤnte. Der Eſte und Finne ſpricht: Rootſi-ma der Rootzen Land, von den Einwohnern der Provinz Roslagen, und verſteht das Koͤnigreich Schweden darunter, weil ehmals die alten Roxolanen da gewohnt haben. Er ſagt Leto-ma d. i. Litthauen, oder der Leten Land; Wenne-ma, Rußland, entweder der Wenden Land, die zum Theil rußiſche Vaſallen waren, oder auch Bruͤderland, wie die Roͤmer ſagten Germania. Saxa-ma Deutſchland, das iſt der Sachſen Land. C 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik02_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik02_1753/29
Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik02_1753/29>, abgerufen am 27.11.2024.