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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.

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Leben und Thaten der liefländischen Ordensmeister,
1215

Estland d) sol nach dem Zeugniß des rothen Buchs in Revel sein erstes
schriftliches Lehnrecht vom König Waldemar dem Zweiten in Dännemark erhal-
ten haben. Es besteht aus 53 Puncten, und erstreckt sich auf alle angesessene Män-
ner in Riga, Dörpt, Oesel und in den Bruderländern. Die Güterfolge

bleibt
scriptio per Nicolaum Widemannum nicht heben lies, weil es gleich in die Augen fält,
daß Neringa daselbst die frische Nehrung bezeichne. Zuletzt half mir die recht saube-
re Handschrift des Herrn Pastor Skodaiski zu Riga, welche an diesem Orte Vero-
nia
und gleich darauf gar Veronensis quidam hatte. Warum solte wol Verona nicht
der Begräbnisort dieses ratzeburgischen Bischofs seyn können? Doch da Herr
Gruber seinen Widerspruch nicht so ausdrücklich gemacht haben würde, wenn er
durch die Stärke seiner Gegengründe nicht gesichert wäre, so wollen wir Lesern, die
scharfsichtiger sind als wir, eine zu Nerona datirte Urkunde darlegen, ob sie vielleicht
glücklicher sind, diesen Ort aus den darin vorkommenden Umständen herauszubringen.
Qualiter Domnus Marquardus Brede, Miles, post mortem regis Danorum
Christophori, resignat ordini Liuoniensi castra Estthoniae. Actum
Anno 1334.

Vniuersis Christi fidelibus, ad quos praesentes litterae peruenerint, Iacobus Dei
gratia, Osiliensis ecclesiae Episcopus salutem in Domino sempiternam. Teno-
re praesentium publice protestamur, quod defuncto illustri principe, Domino Chri-
stophero
quondam rege Daciae, dum Dominus Marquardus Breyde, Miles, castra,
quae eiusdem regis nomine tenuerat in Estonia, resignaret, compositionem cum
fratribus Theutonicis Liuoniac in hunc modum iniuit, scilicet quod ipse Dominus
Marquardus promisit dictis fratribus data side, quod nunquam vllo tempore malum
seu damnum eorum vel ordinis eorundem scire aut procurare deberet, sed ipsos
diligere semper et honorare et fideliter in omnibus promouere. Et illud idem di-
cto Domino Marquardo per fratrem Reynerum Mumme tunc Aduocatum Ierviae
extiterat repromissum, ex parte fratrum et ordinis praedictorum. Et quia eidem
compositioni praesentialiter interfuimus, sigillum nostrum praesentibus duximus ap-
ponendum in maiorem euidentiam praemissorum. Dat. Neronae anno Domini
MCCCXXXIIII seria secunda ante natiuitatem beatae Mariae virginis, celebrato ge-
nerali inibi parlamento.
d) Estland heist in den lateinischen Briefen Jnnocentii des IIIten Estia, welche
Schreibart die älteste zu seyn scheinet, dahingegen andre Estonia setzen. Tacitus,
Solinus
und Jornandes nennen die Nation Aestier, Eginhard zu Carls des
grossen Zeiten Aisten, und Caßiodorus Hästen, wo andre Aesten lesen, Saxo der See-
länder
aber Estones. Diejenigen welche auf den Namensursprung der Provinz se-
hen, schreiben Oestland; der Aussprache nach höret man Eesten und Eestland.
Hermelin
*) macht es S. 14 u. f. de Origine Linonorum warscheinlich, daß die aus-
gebreitete Nation der Esten von Osten ihren Namen füre. Nur läst sich hiebey fragen:
ob ein Volk seine ursprüngliche Benennung fahren lassen, und den ihm von seinen
Nachbarn beigelegten Namen, als seinen eigenen, gebrauchen werde? Der Finne nent
sich Some-mees einen Morastkerl, der Live Liwe-mees einen Sandmann, bei-
de von der natürlichen Beschaffenheit ihres Landes; und diese machen mit den Esten ei-
ne Nation aus. Von den Finnen beweisets die noch lebende Sprache. Was aber
die Ueberbleibsel der alten Liven in der so genanten livischen Wacke am Salisstrom
betrift, welche ihre alte Sprache noch unter sich gebrauchen; so hat der Herr Pastor
Joh. Conrad Burchard zu Salis auf unser Ansuchen uns solche Proben zuge-
schickt, die offenbar erhärten, daß die livische Sprache ein gebrochener dörptischer
Dialect sey. Und da diese Liven sich beim Gottesdienst der lettischen Sprache bedie-
nen, so zeigen die unter ihre Haussprache mit untergemengten lettischen Wörter, daß
sie ihre alte Sprache nicht einmal mehr zu reden verstehen, wie sie selbige auch
nicht
*) Olaus Hermelin, Professor der Beredsamkeit und Poesie zu Dörpt, königl. schwedischer Hi-
storiographus, und endlich geheimer Kanzleyrath, ein Mann von ausnehmenden Gaben und ei-
ner weitläufigen Gelehrsamkeit, blieb, in Begleitung des Königs auf seinen Feldzügen, bey Pul-
tawa
am 27sten Jan. 1709, wo ihm die Cosaken den Rest gaben. Wir haben uns seiner Di-
sputation de Origine Liuonorum in 4 bedienet, wie sie Gustav Adolph Humble aus Jön-
köping
in Schweden vertheidiget, und Joh. Brendeken 1693 in Dörpt gedruckt. Mag.
Caspari hat sie zu Leipzig 1717 in 8 wieder auflegen lassen.
Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter,
1215

Eſtland d) ſol nach dem Zeugniß des rothen Buchs in Revel ſein erſtes
ſchriftliches Lehnrecht vom Koͤnig Waldemar dem Zweiten in Daͤnnemark erhal-
ten haben. Es beſteht aus 53 Puncten, und erſtreckt ſich auf alle angeſeſſene Maͤn-
ner in Riga, Doͤrpt, Oeſel und in den Bruderlaͤndern. Die Guͤterfolge

bleibt
ſcriptio per Nicolaum Widemannum nicht heben lies, weil es gleich in die Augen faͤlt,
daß Neringa daſelbſt die friſche Nehrung bezeichne. Zuletzt half mir die recht ſaube-
re Handſchrift des Herrn Paſtor Skodaiski zu Riga, welche an dieſem Orte Vero-
nia
und gleich darauf gar Veronenſis quidam hatte. Warum ſolte wol Verona nicht
der Begraͤbnisort dieſes ratzeburgiſchen Biſchofs ſeyn koͤnnen? Doch da Herr
Gruber ſeinen Widerſpruch nicht ſo ausdruͤcklich gemacht haben wuͤrde, wenn er
durch die Staͤrke ſeiner Gegengruͤnde nicht geſichert waͤre, ſo wollen wir Leſern, die
ſcharfſichtiger ſind als wir, eine zu Nerona datirte Urkunde darlegen, ob ſie vielleicht
gluͤcklicher ſind, dieſen Ort aus den darin vorkommenden Umſtaͤnden herauszubringen.
Qualiter Domnus Marquardus Brede, Miles, poſt mortem regis Danorum
Chriſtophori, reſignat ordini Liuonienſi caſtra Eſtthoniae. Actum
Anno 1334.

Vniuerſis Chriſti fidelibus, ad quos praeſentes litterae peruenerint, Iacobus Dei
gratia, Oſilienſis eccleſiae Epiſcopus ſalutem in Domino ſempiternam. Teno-
re praeſentium publice proteſtamur, quod defuncto illuſtri principe, Domino Chri-
ſtophero
quondam rege Daciae, dum Dominus Marquardus Breyde, Miles, caſtra,
quae eiusdem regis nomine tenuerat in Eſtonia, reſignaret, compoſitionem cum
fratribus Theutonicis Liuoniac in hunc modum iniuit, ſcilicet quod ipſe Dominus
Marquardus promiſit dictis fratribus data ſide, quod nunquam vllo tempore malum
ſeu damnum eorum vel ordinis eorundem ſcire aut procurare deberet, ſed ipſos
diligere ſemper et honorare et fideliter in omnibus promouere. Et illud idem di-
cto Domino Marquardo per fratrem Reynerum Mumme tunc Aduocatum Ierviae
extiterat repromiſſum, ex parte fratrum et ordinis praedictorum. Et quia eidem
compoſitioni praeſentialiter interfuimus, ſigillum noſtrum praeſentibus duximus ap-
ponendum in maiorem euidentiam praemiſſorum. Dat. Neronae anno Domini
MCCCXXXIIII ſeria ſecunda ante natiuitatem beatae Mariae virginis, celebrato ge-
nerali inibi parlamento.
d) Eſtland heiſt in den lateiniſchen Briefen Jnnocentii des IIIten Eſtia, welche
Schreibart die aͤlteſte zu ſeyn ſcheinet, dahingegen andre Eſtonia ſetzen. Tacitus,
Solinus
und Jornandes nennen die Nation Aeſtier, Eginhard zu Carls des
groſſen Zeiten Aiſten, und Caßiodorus Haͤſten, wo andre Aeſten leſen, Saxo der See-
laͤnder
aber Eſtones. Diejenigen welche auf den Namensurſprung der Provinz ſe-
hen, ſchreiben Oeſtland; der Ausſprache nach hoͤret man Eeſten und Eeſtland.
Hermelin
*) macht es S. 14 u. f. de Origine Linonorum warſcheinlich, daß die aus-
gebreitete Nation der Eſten von Oſten ihren Namen fuͤre. Nur laͤſt ſich hiebey fragen:
ob ein Volk ſeine urſpruͤngliche Benennung fahren laſſen, und den ihm von ſeinen
Nachbarn beigelegten Namen, als ſeinen eigenen, gebrauchen werde? Der Finne nent
ſich Some-mees einen Moraſtkerl, der Live Liwe-mees einen Sandmann, bei-
de von der natuͤrlichen Beſchaffenheit ihres Landes; und dieſe machen mit den Eſten ei-
ne Nation aus. Von den Finnen beweiſets die noch lebende Sprache. Was aber
die Ueberbleibſel der alten Liven in der ſo genanten liviſchen Wacke am Salisſtrom
betrift, welche ihre alte Sprache noch unter ſich gebrauchen; ſo hat der Herr Paſtor
Joh. Conrad Burchard zu Salis auf unſer Anſuchen uns ſolche Proben zuge-
ſchickt, die offenbar erhaͤrten, daß die liviſche Sprache ein gebrochener doͤrptiſcher
Dialect ſey. Und da dieſe Liven ſich beim Gottesdienſt der lettiſchen Sprache bedie-
nen, ſo zeigen die unter ihre Hausſprache mit untergemengten lettiſchen Woͤrter, daß
ſie ihre alte Sprache nicht einmal mehr zu reden verſtehen, wie ſie ſelbige auch
nicht
*) Olaus Hermelin, Profeſſor der Beredſamkeit und Poeſie zu Doͤrpt, koͤnigl. ſchwediſcher Hi-
ſtoriographus, und endlich geheimer Kanzleyrath, ein Mann von ausnehmenden Gaben und ei-
ner weitläufigen Gelehrſamkeit, blieb, in Begleitung des Koͤnigs auf ſeinen Feldzuͤgen, bey Pul-
tawa
am 27ſten Jan. 1709, wo ihm die Coſaken den Reſt gaben. Wir haben uns ſeiner Di-
ſputation de Origine Liuonorum in 4 bedienet, wie ſie Guſtav Adolph Humble aus Joͤn-
koͤping
in Schweden vertheidiget, und Joh. Brendeken 1693 in Doͤrpt gedruckt. Mag.
Caſpari hat ſie zu Leipzig 1717 in 8 wieder auflegen laſſen.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik02_1753/28>, abgerufen am 23.04.2024.