[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.Erzb. Wilhelm. zur Zeit der Regierung Hinrichs von Galen. Am Sontage Exaudi kam auf dem Dom zu Revel bey einem Fleischer,1553 Jn diesem Jahr sandten die Stände eine Gesandschaft nach Moskau, den Auf dem Landtage zu Wolmer erwehlten die Stände am 6ten Jenner den1554 Am 17ten Jenner fasten der Erzbischof, die Bischöfe und der Ordensmeister Jn der Fastenzeit giengen also die Gesandten ab, nemlich Joh. von Bock- Ein c) Diese Kreuzküssung ist gezeichnet im Monat Junius des 7062sten Jahrs. Der Stadt- halter zu Nogarden, Knees Demitri Fedrowitz, der Stadthalter zu Plescow, Jwan Petrowitz, und sein Unterstadthalter Wasili Petrowitz erhalten darin Befehl, mit Liefland Friede zu halten, weil sich die Stände anheischich gemacht, nicht zu dem König von Pohlen zu treten, der Bischof von Dörpt auch seinen Zins mit den rückständigen Schulden abzutragen, und für jeden Kopf eine deutsche Mark zu erlegen, ver- sprochen. Die rußischen Kirchen und das Land der Kirchen wird gereiniget, der Handel bis auf die Einführung der Panzer frey gegeben, die Grenze nach den Holmen im Narva- strom eingerichtet, jedem klagenden Theil Recht geschaffet, alles nach dem Alten. Es be- J i i
Erzb. Wilhelm. zur Zeit der Regierung Hinrichs von Galen. Am Sontage Exaudi kam auf dem Dom zu Revel bey einem Fleiſcher,1553 Jn dieſem Jahr ſandten die Staͤnde eine Geſandſchaft nach Moskau, den Auf dem Landtage zu Wolmer erwehlten die Staͤnde am 6ten Jenner den1554 Am 17ten Jenner faſten der Erzbiſchof, die Biſchoͤfe und der Ordensmeiſter Jn der Faſtenzeit giengen alſo die Geſandten ab, nemlich Joh. von Bock- Ein c) Dieſe Kreuzkuͤſſung iſt gezeichnet im Monat Junius des 7062ſten Jahrs. Der Stadt- halter zu Nogarden, Knees Demitri Fedrowitz, der Stadthalter zu Plescow, Jwan Petrowitz, und ſein Unterſtadthalter Waſili Petrowitz erhalten darin Befehl, mit Liefland Friede zu halten, weil ſich die Staͤnde anheiſchich gemacht, nicht zu dem Koͤnig von Pohlen zu treten, der Biſchof von Doͤrpt auch ſeinen Zins mit den ruͤckſtaͤndigen Schulden abzutragen, und fuͤr jeden Kopf eine deutſche Mark zu erlegen, ver- ſprochen. Die rußiſchen Kirchen und das Land der Kirchen wird gereiniget, der Handel bis auf die Einfuͤhrung der Panzer frey gegeben, die Grenze nach den Holmen im Narva- ſtrom eingerichtet, jedem klagenden Theil Recht geſchaffet, alles nach dem Alten. Es be- J i i
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Erzb. Wilhelm. zur Zeit der Regierung Hinrichs von Galen.
Am Sontage Exaudi kam auf dem Dom zu Revel bey einem Fleiſcher,
welcher am Sontage Bier braute, Feuer aus, wodurch die meiſten Haͤuſer des
Doms, und viele in der Stadt bis in die Staveſtraſſe verzehret, und der
Hochzeitſchmaus auf der groſſen Gildenſtube manchem verſalzen wurde.
1553
Jn dieſem Jahr ſandten die Staͤnde eine Geſandſchaft nach Moskau, den
Frieden mit dieſer Krone zu verlaͤngern. Allein ſie kam unverrichteter Sache wie-
der zuruͤck, weil ſie wegen des Zinſes des chriſtlichen Glaubens keine Verhal-
tungsbefehle gehabt.
Auf dem Landtage zu Wolmer erwehlten die Staͤnde am 6ten Jenner den
jungen Gotthard Kettler fuͤr ſeine dem Orden oft mit Lebensgefahr geleiſteten
Dienſte zum Comtur zu Duͤneburg, wozu ihm der ehmalige Comtur zu Vellin,
Henrich von Thulen, der zu Tarvaſt ſein Alter in Ruhe zubringen wolte,
ſeinen ganzen Staat an Meublen, Geſchmeide und Pferden verehrte, damit der
Empfang der pohlniſchen Geſandtſchaft dadurch praͤchtiger und die ſtarke Aus-
gabe fuͤr die freie Zehrung ſo anſehnlicher Durchreiſenden, weil Duͤneburg das
Grenzſchlos gegen Litthauen war, einiger maſſen erſetzet wuͤrde. Auch dieſer
Umſtand fiel gleich dem Orden verdaͤchtig, indem man den Ueberlauf der Pohlen
nicht noch mehr befoͤrdern wolte, als deren Koͤnig, Sigism. Auguſtus, den
Herzog Chriſtoph von Mecklenburg durch ſeinen Geſandten Caſper Lonski
nachdruͤcklich und mit allen Rednerkuͤnſten zum Coadiutor des Erzbiſtums empfe-
len lies.
1554
Am 17ten Jenner faſten der Erzbiſchof, die Biſchoͤfe und der Ordensmeiſter
von Liefland zu Wolmer einen Schlus ab, worin feſt geſetzt ward, daß man der
Religion bis zur Eroͤrterung eines algemeinen Concilii freien Lauf laſſen, keine
Prediger und Seelſorger ohne rechtmaͤßigen Beruf und Zeugnis von ihrer Lehre und
Leben annehmen, die unehlichen Beiwohnungen unter den Bauren mit Ernſt ab-
ſchaffen; in keine bis ins 4te Glied verbotene Grade des Gebluͤts heirathen, und
keine neue Stroͤme und Hafen verſtatten wolte. Wegen der Muͤnzen wird ein
geſchworner Wardein beſtellet, der nur halbe Marke, ganze Ferdinge und das
Drittheil an Schillingen und Pfennigen praͤgen laͤſt. Jeder Kaufman mus den
6ten Theil ſeines Silbers auf die Muͤnze liefern. Aller Aufwechſel mit kleinem Gol-
de iſt verboten. Den Botſchaftern nach Rußland ward Volmacht ertheilet,
einen Frieden auf 30 Jahr beim Czaar zu ſuchen, nur daß ſie wegen der Zufuhr
der verbotenen Waaren nichts nachgeben, in keine Paͤſſe fuͤr die Auslaͤnder und
fuͤr die fremde Kriegsruͤſtung willigen, und daß der Ruſſe ſeine Waaren verlie-
re, wenn er ſie von den Lieflaͤndern kaufe, dafuͤr dieſe hoch geſtrafet werden
muͤſten. Lauter Verhaltungsbefehle, die zur Verlaͤngerung des Friedens ſehr zu-
traͤglich geweſen ſeyn wuͤrden, wenn nicht der Czaar, alles puͤnktlich bey dem Alten
zu laſſen, ernſtlich verlanget haͤtte.
Jn der Faſtenzeit giengen alſo die Geſandten ab, nemlich Joh. von Bock-
horſt, Otto Grothuſen, Benedict Foͤrſtenaw, und der Dolmetſcher
Melchior Grothuſen von Seiten des Erzbiſchofs und Herrn Meiſters. Der
Biſchof von Doͤrpt ſandte Wolmer Wrangeln, Didrich Kawern, und
Blaſius Becke, die nichts weiter als einen Stilſtand auf 15 Jahr erlangten,
und innerhalb 3 Jahren ſich mit der Zinſemuͤnze einfinden ſolten c).
Ein
c) Dieſe Kreuzkuͤſſung iſt gezeichnet im Monat Junius des 7062ſten Jahrs. Der Stadt-
halter zu Nogarden, Knees Demitri Fedrowitz, der Stadthalter zu Plescow,
Jwan Petrowitz, und ſein Unterſtadthalter Waſili Petrowitz erhalten darin
Befehl, mit Liefland Friede zu halten, weil ſich die Staͤnde anheiſchich gemacht, nicht
zu dem Koͤnig von Pohlen zu treten, der Biſchof von Doͤrpt auch ſeinen Zins mit den
ruͤckſtaͤndigen Schulden abzutragen, und fuͤr jeden Kopf eine deutſche Mark zu erlegen, ver-
ſprochen. Die rußiſchen Kirchen und das Land der Kirchen wird gereiniget, der Handel bis
auf die Einfuͤhrung der Panzer frey gegeben, die Grenze nach den Holmen im Narva-
ſtrom eingerichtet, jedem klagenden Theil Recht geſchaffet, alles nach dem Alten. Es
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