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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.

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Erzb. Wilhelm. zur Zeit der Regierung Hinrichs von Galen.

Am Sontage Exaudi kam auf dem Dom zu Revel bey einem Fleischer,1553
welcher am Sontage Bier braute, Feuer aus, wodurch die meisten Häuser des
Doms, und viele in der Stadt bis in die Stavestrasse verzehret, und der
Hochzeitschmaus auf der grossen Gildenstube manchem versalzen wurde.

Jn diesem Jahr sandten die Stände eine Gesandschaft nach Moskau, den
Frieden mit dieser Krone zu verlängern. Allein sie kam unverrichteter Sache wie-
der zurück, weil sie wegen des Zinses des christlichen Glaubens keine Verhal-
tungsbefehle gehabt.

Auf dem Landtage zu Wolmer erwehlten die Stände am 6ten Jenner den1554
jungen Gotthard Kettler für seine dem Orden oft mit Lebensgefahr geleisteten
Dienste zum Comtur zu Düneburg, wozu ihm der ehmalige Comtur zu Vellin,
Henrich
von Thulen, der zu Tarvast sein Alter in Ruhe zubringen wolte,
seinen ganzen Staat an Meublen, Geschmeide und Pferden verehrte, damit der
Empfang der pohlnischen Gesandtschaft dadurch prächtiger und die starke Aus-
gabe für die freie Zehrung so ansehnlicher Durchreisenden, weil Düneburg das
Grenzschlos gegen Litthauen war, einiger massen ersetzet würde. Auch dieser
Umstand fiel gleich dem Orden verdächtig, indem man den Ueberlauf der Pohlen
nicht noch mehr befördern wolte, als deren König, Sigism. Augustus, den
Herzog Christoph von Mecklenburg durch seinen Gesandten Casper Lonski
nachdrücklich und mit allen Rednerkünsten zum Coadiutor des Erzbistums empfe-
len lies.

Am 17ten Jenner fasten der Erzbischof, die Bischöfe und der Ordensmeister
von Liefland zu Wolmer einen Schlus ab, worin fest gesetzt ward, daß man der
Religion bis zur Erörterung eines algemeinen Concilii freien Lauf lassen, keine
Prediger und Seelsorger ohne rechtmäßigen Beruf und Zeugnis von ihrer Lehre und
Leben annehmen, die unehlichen Beiwohnungen unter den Bauren mit Ernst ab-
schaffen; in keine bis ins 4te Glied verbotene Grade des Geblüts heirathen, und
keine neue Ströme und Hafen verstatten wolte. Wegen der Münzen wird ein
geschworner Wardein bestellet, der nur halbe Marke, ganze Ferdinge und das
Drittheil an Schillingen und Pfennigen prägen läst. Jeder Kaufman mus den
6ten Theil seines Silbers auf die Münze liefern. Aller Aufwechsel mit kleinem Gol-
de ist verboten. Den Botschaftern nach Rußland ward Volmacht ertheilet,
einen Frieden auf 30 Jahr beim Czaar zu suchen, nur daß sie wegen der Zufuhr
der verbotenen Waaren nichts nachgeben, in keine Pässe für die Ausländer und
für die fremde Kriegsrüstung willigen, und daß der Russe seine Waaren verlie-
re, wenn er sie von den Liefländern kaufe, dafür diese hoch gestrafet werden
müsten. Lauter Verhaltungsbefehle, die zur Verlängerung des Friedens sehr zu-
träglich gewesen seyn würden, wenn nicht der Czaar, alles pünktlich bey dem Alten
zu lassen, ernstlich verlanget hätte.

Jn der Fastenzeit giengen also die Gesandten ab, nemlich Joh. von Bock-
horst, Otto Grothusen, Benedict Förstenaw,
und der Dolmetscher
Melchior Grothusen von Seiten des Erzbischofs und Herrn Meisters. Der
Bischof von Dörpt sandte Wolmer Wrangeln, Didrich Kawern, und
Blasius Becke, die nichts weiter als einen Stilstand auf 15 Jahr erlangten,
und innerhalb 3 Jahren sich mit der Zinsemünze einfinden solten c).

Ein
c) Diese Kreuzküssung ist gezeichnet im Monat Junius des 7062sten Jahrs. Der Stadt-
halter zu Nogarden, Knees Demitri Fedrowitz, der Stadthalter zu Plescow,
Jwan Petrowitz,
und sein Unterstadthalter Wasili Petrowitz erhalten darin
Befehl, mit Liefland Friede zu halten, weil sich die Stände anheischich gemacht, nicht
zu dem König von Pohlen zu treten, der Bischof von Dörpt auch seinen Zins mit den
rückständigen Schulden abzutragen, und für jeden Kopf eine deutsche Mark zu erlegen, ver-
sprochen. Die rußischen Kirchen und das Land der Kirchen wird gereiniget, der Handel bis
auf die Einführung der Panzer frey gegeben, die Grenze nach den Holmen im Narva-
strom eingerichtet, jedem klagenden Theil Recht geschaffet, alles nach dem Alten. Es
be-
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Erzb. Wilhelm. zur Zeit der Regierung Hinrichs von Galen.

Am Sontage Exaudi kam auf dem Dom zu Revel bey einem Fleiſcher,1553
welcher am Sontage Bier braute, Feuer aus, wodurch die meiſten Haͤuſer des
Doms, und viele in der Stadt bis in die Staveſtraſſe verzehret, und der
Hochzeitſchmaus auf der groſſen Gildenſtube manchem verſalzen wurde.

Jn dieſem Jahr ſandten die Staͤnde eine Geſandſchaft nach Moskau, den
Frieden mit dieſer Krone zu verlaͤngern. Allein ſie kam unverrichteter Sache wie-
der zuruͤck, weil ſie wegen des Zinſes des chriſtlichen Glaubens keine Verhal-
tungsbefehle gehabt.

Auf dem Landtage zu Wolmer erwehlten die Staͤnde am 6ten Jenner den1554
jungen Gotthard Kettler fuͤr ſeine dem Orden oft mit Lebensgefahr geleiſteten
Dienſte zum Comtur zu Duͤneburg, wozu ihm der ehmalige Comtur zu Vellin,
Henrich
von Thulen, der zu Tarvaſt ſein Alter in Ruhe zubringen wolte,
ſeinen ganzen Staat an Meublen, Geſchmeide und Pferden verehrte, damit der
Empfang der pohlniſchen Geſandtſchaft dadurch praͤchtiger und die ſtarke Aus-
gabe fuͤr die freie Zehrung ſo anſehnlicher Durchreiſenden, weil Duͤneburg das
Grenzſchlos gegen Litthauen war, einiger maſſen erſetzet wuͤrde. Auch dieſer
Umſtand fiel gleich dem Orden verdaͤchtig, indem man den Ueberlauf der Pohlen
nicht noch mehr befoͤrdern wolte, als deren Koͤnig, Sigism. Auguſtus, den
Herzog Chriſtoph von Mecklenburg durch ſeinen Geſandten Caſper Lonski
nachdruͤcklich und mit allen Rednerkuͤnſten zum Coadiutor des Erzbiſtums empfe-
len lies.

Am 17ten Jenner faſten der Erzbiſchof, die Biſchoͤfe und der Ordensmeiſter
von Liefland zu Wolmer einen Schlus ab, worin feſt geſetzt ward, daß man der
Religion bis zur Eroͤrterung eines algemeinen Concilii freien Lauf laſſen, keine
Prediger und Seelſorger ohne rechtmaͤßigen Beruf und Zeugnis von ihrer Lehre und
Leben annehmen, die unehlichen Beiwohnungen unter den Bauren mit Ernſt ab-
ſchaffen; in keine bis ins 4te Glied verbotene Grade des Gebluͤts heirathen, und
keine neue Stroͤme und Hafen verſtatten wolte. Wegen der Muͤnzen wird ein
geſchworner Wardein beſtellet, der nur halbe Marke, ganze Ferdinge und das
Drittheil an Schillingen und Pfennigen praͤgen laͤſt. Jeder Kaufman mus den
6ten Theil ſeines Silbers auf die Muͤnze liefern. Aller Aufwechſel mit kleinem Gol-
de iſt verboten. Den Botſchaftern nach Rußland ward Volmacht ertheilet,
einen Frieden auf 30 Jahr beim Czaar zu ſuchen, nur daß ſie wegen der Zufuhr
der verbotenen Waaren nichts nachgeben, in keine Paͤſſe fuͤr die Auslaͤnder und
fuͤr die fremde Kriegsruͤſtung willigen, und daß der Ruſſe ſeine Waaren verlie-
re, wenn er ſie von den Lieflaͤndern kaufe, dafuͤr dieſe hoch geſtrafet werden
muͤſten. Lauter Verhaltungsbefehle, die zur Verlaͤngerung des Friedens ſehr zu-
traͤglich geweſen ſeyn wuͤrden, wenn nicht der Czaar, alles puͤnktlich bey dem Alten
zu laſſen, ernſtlich verlanget haͤtte.

Jn der Faſtenzeit giengen alſo die Geſandten ab, nemlich Joh. von Bock-
horſt, Otto Grothuſen, Benedict Foͤrſtenaw,
und der Dolmetſcher
Melchior Grothuſen von Seiten des Erzbiſchofs und Herrn Meiſters. Der
Biſchof von Doͤrpt ſandte Wolmer Wrangeln, Didrich Kawern, und
Blaſius Becke, die nichts weiter als einen Stilſtand auf 15 Jahr erlangten,
und innerhalb 3 Jahren ſich mit der Zinſemuͤnze einfinden ſolten c).

Ein
c) Dieſe Kreuzkuͤſſung iſt gezeichnet im Monat Junius des 7062ſten Jahrs. Der Stadt-
halter zu Nogarden, Knees Demitri Fedrowitz, der Stadthalter zu Plescow,
Jwan Petrowitz,
und ſein Unterſtadthalter Waſili Petrowitz erhalten darin
Befehl, mit Liefland Friede zu halten, weil ſich die Staͤnde anheiſchich gemacht, nicht
zu dem Koͤnig von Pohlen zu treten, der Biſchof von Doͤrpt auch ſeinen Zins mit den
ruͤckſtaͤndigen Schulden abzutragen, und fuͤr jeden Kopf eine deutſche Mark zu erlegen, ver-
ſprochen. Die rußiſchen Kirchen und das Land der Kirchen wird gereiniget, der Handel bis
auf die Einfuͤhrung der Panzer frey gegeben, die Grenze nach den Holmen im Narva-
ſtrom eingerichtet, jedem klagenden Theil Recht geſchaffet, alles nach dem Alten. Es
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[217/0235] Erzb. Wilhelm. zur Zeit der Regierung Hinrichs von Galen. Am Sontage Exaudi kam auf dem Dom zu Revel bey einem Fleiſcher, welcher am Sontage Bier braute, Feuer aus, wodurch die meiſten Haͤuſer des Doms, und viele in der Stadt bis in die Staveſtraſſe verzehret, und der Hochzeitſchmaus auf der groſſen Gildenſtube manchem verſalzen wurde. 1553 Jn dieſem Jahr ſandten die Staͤnde eine Geſandſchaft nach Moskau, den Frieden mit dieſer Krone zu verlaͤngern. Allein ſie kam unverrichteter Sache wie- der zuruͤck, weil ſie wegen des Zinſes des chriſtlichen Glaubens keine Verhal- tungsbefehle gehabt. Auf dem Landtage zu Wolmer erwehlten die Staͤnde am 6ten Jenner den jungen Gotthard Kettler fuͤr ſeine dem Orden oft mit Lebensgefahr geleiſteten Dienſte zum Comtur zu Duͤneburg, wozu ihm der ehmalige Comtur zu Vellin, Henrich von Thulen, der zu Tarvaſt ſein Alter in Ruhe zubringen wolte, ſeinen ganzen Staat an Meublen, Geſchmeide und Pferden verehrte, damit der Empfang der pohlniſchen Geſandtſchaft dadurch praͤchtiger und die ſtarke Aus- gabe fuͤr die freie Zehrung ſo anſehnlicher Durchreiſenden, weil Duͤneburg das Grenzſchlos gegen Litthauen war, einiger maſſen erſetzet wuͤrde. Auch dieſer Umſtand fiel gleich dem Orden verdaͤchtig, indem man den Ueberlauf der Pohlen nicht noch mehr befoͤrdern wolte, als deren Koͤnig, Sigism. Auguſtus, den Herzog Chriſtoph von Mecklenburg durch ſeinen Geſandten Caſper Lonski nachdruͤcklich und mit allen Rednerkuͤnſten zum Coadiutor des Erzbiſtums empfe- len lies. 1554 Am 17ten Jenner faſten der Erzbiſchof, die Biſchoͤfe und der Ordensmeiſter von Liefland zu Wolmer einen Schlus ab, worin feſt geſetzt ward, daß man der Religion bis zur Eroͤrterung eines algemeinen Concilii freien Lauf laſſen, keine Prediger und Seelſorger ohne rechtmaͤßigen Beruf und Zeugnis von ihrer Lehre und Leben annehmen, die unehlichen Beiwohnungen unter den Bauren mit Ernſt ab- ſchaffen; in keine bis ins 4te Glied verbotene Grade des Gebluͤts heirathen, und keine neue Stroͤme und Hafen verſtatten wolte. Wegen der Muͤnzen wird ein geſchworner Wardein beſtellet, der nur halbe Marke, ganze Ferdinge und das Drittheil an Schillingen und Pfennigen praͤgen laͤſt. Jeder Kaufman mus den 6ten Theil ſeines Silbers auf die Muͤnze liefern. Aller Aufwechſel mit kleinem Gol- de iſt verboten. Den Botſchaftern nach Rußland ward Volmacht ertheilet, einen Frieden auf 30 Jahr beim Czaar zu ſuchen, nur daß ſie wegen der Zufuhr der verbotenen Waaren nichts nachgeben, in keine Paͤſſe fuͤr die Auslaͤnder und fuͤr die fremde Kriegsruͤſtung willigen, und daß der Ruſſe ſeine Waaren verlie- re, wenn er ſie von den Lieflaͤndern kaufe, dafuͤr dieſe hoch geſtrafet werden muͤſten. Lauter Verhaltungsbefehle, die zur Verlaͤngerung des Friedens ſehr zu- traͤglich geweſen ſeyn wuͤrden, wenn nicht der Czaar, alles puͤnktlich bey dem Alten zu laſſen, ernſtlich verlanget haͤtte. Jn der Faſtenzeit giengen alſo die Geſandten ab, nemlich Joh. von Bock- horſt, Otto Grothuſen, Benedict Foͤrſtenaw, und der Dolmetſcher Melchior Grothuſen von Seiten des Erzbiſchofs und Herrn Meiſters. Der Biſchof von Doͤrpt ſandte Wolmer Wrangeln, Didrich Kawern, und Blaſius Becke, die nichts weiter als einen Stilſtand auf 15 Jahr erlangten, und innerhalb 3 Jahren ſich mit der Zinſemuͤnze einfinden ſolten c). Ein c) Dieſe Kreuzkuͤſſung iſt gezeichnet im Monat Junius des 7062ſten Jahrs. Der Stadt- halter zu Nogarden, Knees Demitri Fedrowitz, der Stadthalter zu Plescow, Jwan Petrowitz, und ſein Unterſtadthalter Waſili Petrowitz erhalten darin Befehl, mit Liefland Friede zu halten, weil ſich die Staͤnde anheiſchich gemacht, nicht zu dem Koͤnig von Pohlen zu treten, der Biſchof von Doͤrpt auch ſeinen Zins mit den ruͤckſtaͤndigen Schulden abzutragen, und fuͤr jeden Kopf eine deutſche Mark zu erlegen, ver- ſprochen. Die rußiſchen Kirchen und das Land der Kirchen wird gereiniget, der Handel bis auf die Einfuͤhrung der Panzer frey gegeben, die Grenze nach den Holmen im Narva- ſtrom eingerichtet, jedem klagenden Theil Recht geſchaffet, alles nach dem Alten. Es be- J i i

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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik02_1753/235>, abgerufen am 28.04.2024.