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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.

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Erzb. Thom. Schöning. zur Zeit der Reg. Wolther v. Plettenberg.

Ob nun gleich die Ritterschaft und Stände gegen den neuen Coadiutor1530
Wilhelmen protestirten, daß er ohne ihre Einwilligung und wider die aufge-
richteten Recesse erwehlet worden; so fand sich Wilhelm dem ungeachtet ein,
und nahm Mitwochs nach Michaelis von dem Schlosse Ronneburg Besitz.1531
Ausser dem behielt er auch noch die Schlösser Schmilten, Pebalg, Serben,
Wainsel, Lemsel
und Salis. Der Erzbischof Thomas aber behalf sich
mit Treyden, Uxkül, Lennewarden, Kokenhausen, Creutzburg, Lau-
don, Seswegen, Schwanenburg, Marienhausen
und Luban t).

Carl
t) Es kam auch schon das Jahr vorher so weit mit seiner Wahl zu Stande, daß der
Huldigungseid abgefasset wurde, den man in dem lemselschen Vertrag in Richtigkeit
zu bringen suchte. Dieser Tractat ist nach Andreas Knöpkens Zeugnis ohngefähr
am Sontage nach Laurentii 1530 zwischen dem Erzbischof und der Stadt Riga we-
gen Erstattung aller entwendeten und eingenommenen Güter zu Dahlen erst entworfen,
und hat von dem Bestätigungsorte Lemsel 1542 vermuthlich seine Benennung erhalten.
Die Huldigung, welche dem Erzbischof von Seiten der Stadt zugesaget war, ward
bis 1546 ausgesetzet. Jndessen kan dieses Blat zu einem Muster der Formalien dienen,
mit welchen die Stadt ihrem Erzbischof zu huldigen pflegte.
Der Lembselsche Vertrag.
Wir von GOttes Gnaden Wilhelm, confirmirter und belehnter Erzbischof, Marg-
graf zu Brandenburg etc. Johan Storbach, Thumprobst, und Matthias
Unvorfert,
Senior von uns im Namen und wegen des ganzen würdigen Capitels
der heiligen Kirche zu Riga; dazu Wir Bürgermeister, Rath, ganze Gemeine und
Einwohner der Stadt Riga thun kund, zeugen und bekennen vor allen männiglich, so
diesen unsern ofnen Brief sehen, hören und lesen zu ewiger künftiger Gedächtnis. Nach-
dem sich aus entstandener Neuerung der Lehre und Cerimonien unsrer christlichen Reli-
gion, Enderung so wol in Liefland als ausserhalb, fürnehmlich im heil. römischen
Reiche deutscher Nation zugetragen, derowegen sich ein ehrbarer Rath und Gemeine
unsrer Stadt Riga unsere lieben getreuen sich beschweret, hinfüro einen Herrn Erzbi-
schof nebst dem hochwürdigen Herrn Meister deutschen Ordens für ihren Herrn zu ha-
ben, darum daß derselbige Erzbischof, so wol als andre Bischöfe und andre Erzbischö-
fe mehr, als der gedachte Herr Meister mit zweifacher, als weltlicher und geistlicher
Jurisdiction und Obrigkeit behaftet, davon Sie die Geistlichen, als der jetzigen Lehre
ihres Vermeinens streitige und widrige, keinesweges wüsten zu erdulden, und sonder-
lich, weil sie dazu neben der Einnehmung etlicher unser, des Erzbischofs, und unsers
würdigen Capitels Güter über dis von etlichen unsern Vorfahren verursachet zu seyn ver-
meinet, um welcher Jrrung willen wir uns denn aus gnädiger Hülfe und Schickung des
Almächtigen unter einander gütlich vergleichet und vertragen haben nach folgender Wei-
se, nemlich: Dieweil sich diese obgemeldte Unsre Lieben Getreuen von wegen unsrer
geistlichen Jurisdiction, dermassen wie oben stehet, thun beschweren, so haben wir zur
Aufhebung solcher Beschwerde, und auf daß die Verhindernisse unsrer erzbischöflichen
Person halber hinten angesetzet werde, und ein ehrbarer Rath und ganze Gemeine
mehrgemeldter Stadt Riga desto gefüglicher uns und unsern Nachkommen wiederum
neben gemeldten Herr Meistern für ihren Herrn und Obrigkeit erkennen, annehmen und
huldigen mögen mit Rath, Wissen und Consenz und Vorbort unsers würdigen Capitels
und ehrenvesten Ritterschaft uns desfals mit vorgedachter Stadt Riga also entrichtet
und vergleichet, also daß das Exercitium oder Uebung unsrer geistlichen Jurisdiction,
Herrlichkeit, Stand und Wesens über und in derselben Stadt Riga und derselben
Mark, ohne alle Hindernis rechtlich oder thätlich zu einhelliger Erkentnis und Oerte-
rung eines gemeinen, freien, christlichen Concilii oder National-Versamlung stehen
und beruhen solle. Worauf die gesamte Stadt Riga uns und unsern Nachkommen
als ihrem gnädigsten Landesfürsten und Herrn geredet und gelobet die schuldige Eides-
pflicht und Huldigung, so bald wir GOtt helfende in Riga kommen von wegen unsrer
Herrlichkeit und Gerechtigkeit zu thun in Form und Gestalt, wie folget:
Jch N. N. gelobe und schwere Euch dem Hochwürdigsten, Durchlauchtigsten und Hoch-
gebornen Fürsten und Herrn, Herrn Wilhelm, confirmirten und belehnten Herrn Erz-
bischof des Stiftes Riga, Marggrafen zu Brandenburg, und auf die insinuirte kai-
serliche Regalien als einen belehnten Fürsten des heil. römischen Reichs zu Jhrer
Fürstl. Gnaden gebührenden halben Antheil der Stadt Riga treu und hold zu seyn zu
Wasser
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Erzb. Thom. Schoͤning. zur Zeit der Reg. Wolther v. Plettenberg.

Ob nun gleich die Ritterſchaft und Staͤnde gegen den neuen Coadiutor1530
Wilhelmen proteſtirten, daß er ohne ihre Einwilligung und wider die aufge-
richteten Receſſe erwehlet worden; ſo fand ſich Wilhelm dem ungeachtet ein,
und nahm Mitwochs nach Michaelis von dem Schloſſe Ronneburg Beſitz.1531
Auſſer dem behielt er auch noch die Schloͤſſer Schmilten, Pebalg, Serben,
Wainſel, Lemſel
und Salis. Der Erzbiſchof Thomas aber behalf ſich
mit Treyden, Uxkuͤl, Lennewarden, Kokenhauſen, Creutzburg, Lau-
don, Seswegen, Schwanenburg, Marienhauſen
und Luban t).

Carl
t) Es kam auch ſchon das Jahr vorher ſo weit mit ſeiner Wahl zu Stande, daß der
Huldigungseid abgefaſſet wurde, den man in dem lemſelſchen Vertrag in Richtigkeit
zu bringen ſuchte. Dieſer Tractat iſt nach Andreas Knoͤpkens Zeugnis ohngefaͤhr
am Sontage nach Laurentii 1530 zwiſchen dem Erzbiſchof und der Stadt Riga we-
gen Erſtattung aller entwendeten und eingenommenen Guͤter zu Dahlen erſt entworfen,
und hat von dem Beſtaͤtigungsorte Lemſel 1542 vermuthlich ſeine Benennung erhalten.
Die Huldigung, welche dem Erzbiſchof von Seiten der Stadt zugeſaget war, ward
bis 1546 ausgeſetzet. Jndeſſen kan dieſes Blat zu einem Muſter der Formalien dienen,
mit welchen die Stadt ihrem Erzbiſchof zu huldigen pflegte.
Der Lembſelſche Vertrag.
Wir von GOttes Gnaden Wilhelm, confirmirter und belehnter Erzbiſchof, Marg-
graf zu Brandenburg ꝛc. Johan Storbach, Thumprobſt, und Matthias
Unvorfert,
Senior von uns im Namen und wegen des ganzen wuͤrdigen Capitels
der heiligen Kirche zu Riga; dazu Wir Buͤrgermeiſter, Rath, ganze Gemeine und
Einwohner der Stadt Riga thun kund, zeugen und bekennen vor allen maͤnniglich, ſo
dieſen unſern ofnen Brief ſehen, hoͤren und leſen zu ewiger kuͤnftiger Gedaͤchtnis. Nach-
dem ſich aus entſtandener Neuerung der Lehre und Cerimonien unſrer chriſtlichen Reli-
gion, Enderung ſo wol in Liefland als auſſerhalb, fuͤrnehmlich im heil. roͤmiſchen
Reiche deutſcher Nation zugetragen, derowegen ſich ein ehrbarer Rath und Gemeine
unſrer Stadt Riga unſere lieben getreuen ſich beſchweret, hinfuͤro einen Herrn Erzbi-
ſchof nebſt dem hochwuͤrdigen Herrn Meiſter deutſchen Ordens fuͤr ihren Herrn zu ha-
ben, darum daß derſelbige Erzbiſchof, ſo wol als andre Biſchoͤfe und andre Erzbiſchoͤ-
fe mehr, als der gedachte Herr Meiſter mit zweifacher, als weltlicher und geiſtlicher
Jurisdiction und Obrigkeit behaftet, davon Sie die Geiſtlichen, als der jetzigen Lehre
ihres Vermeinens ſtreitige und widrige, keinesweges wuͤſten zu erdulden, und ſonder-
lich, weil ſie dazu neben der Einnehmung etlicher unſer, des Erzbiſchofs, und unſers
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meinet, um welcher Jrrung willen wir uns denn aus gnaͤdiger Huͤlfe und Schickung des
Almaͤchtigen unter einander guͤtlich vergleichet und vertragen haben nach folgender Wei-
ſe, nemlich: Dieweil ſich dieſe obgemeldte Unſre Lieben Getreuen von wegen unſrer
geiſtlichen Jurisdiction, dermaſſen wie oben ſtehet, thun beſchweren, ſo haben wir zur
Aufhebung ſolcher Beſchwerde, und auf daß die Verhinderniſſe unſrer erzbiſchoͤflichen
Perſon halber hinten angeſetzet werde, und ein ehrbarer Rath und ganze Gemeine
mehrgemeldter Stadt Riga deſto gefuͤglicher uns und unſern Nachkommen wiederum
neben gemeldten Herr Meiſtern fuͤr ihren Herrn und Obrigkeit erkennen, annehmen und
huldigen moͤgen mit Rath, Wiſſen und Conſenz und Vorbort unſers wuͤrdigen Capitels
und ehrenveſten Ritterſchaft uns desfals mit vorgedachter Stadt Riga alſo entrichtet
und vergleichet, alſo daß das Exercitium oder Uebung unſrer geiſtlichen Jurisdiction,
Herrlichkeit, Stand und Weſens uͤber und in derſelben Stadt Riga und derſelben
Mark, ohne alle Hindernis rechtlich oder thaͤtlich zu einhelliger Erkentnis und Oerte-
rung eines gemeinen, freien, chriſtlichen Concilii oder National-Verſamlung ſtehen
und beruhen ſolle. Worauf die geſamte Stadt Riga uns und unſern Nachkommen
als ihrem gnaͤdigſten Landesfuͤrſten und Herrn geredet und gelobet die ſchuldige Eides-
pflicht und Huldigung, ſo bald wir GOtt helfende in Riga kommen von wegen unſrer
Herrlichkeit und Gerechtigkeit zu thun in Form und Geſtalt, wie folget:
Jch N. N. gelobe und ſchwere Euch dem Hochwuͤrdigſten, Durchlauchtigſten und Hoch-
gebornen Fuͤrſten und Herrn, Herrn Wilhelm, confirmirten und belehnten Herrn Erz-
biſchof des Stiftes Riga, Marggrafen zu Brandenburg, und auf die inſinuirte kai-
ſerliche Regalien als einen belehnten Fuͤrſten des heil. roͤmiſchen Reichs zu Jhrer
Fuͤrſtl. Gnaden gebuͤhrenden halben Antheil der Stadt Riga treu und hold zu ſeyn zu
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[197/0215] Erzb. Thom. Schoͤning. zur Zeit der Reg. Wolther v. Plettenberg. Ob nun gleich die Ritterſchaft und Staͤnde gegen den neuen Coadiutor Wilhelmen proteſtirten, daß er ohne ihre Einwilligung und wider die aufge- richteten Receſſe erwehlet worden; ſo fand ſich Wilhelm dem ungeachtet ein, und nahm Mitwochs nach Michaelis von dem Schloſſe Ronneburg Beſitz. Auſſer dem behielt er auch noch die Schloͤſſer Schmilten, Pebalg, Serben, Wainſel, Lemſel und Salis. Der Erzbiſchof Thomas aber behalf ſich mit Treyden, Uxkuͤl, Lennewarden, Kokenhauſen, Creutzburg, Lau- don, Seswegen, Schwanenburg, Marienhauſen und Luban t). 1530 1531 Carl t) Es kam auch ſchon das Jahr vorher ſo weit mit ſeiner Wahl zu Stande, daß der Huldigungseid abgefaſſet wurde, den man in dem lemſelſchen Vertrag in Richtigkeit zu bringen ſuchte. Dieſer Tractat iſt nach Andreas Knoͤpkens Zeugnis ohngefaͤhr am Sontage nach Laurentii 1530 zwiſchen dem Erzbiſchof und der Stadt Riga we- gen Erſtattung aller entwendeten und eingenommenen Guͤter zu Dahlen erſt entworfen, und hat von dem Beſtaͤtigungsorte Lemſel 1542 vermuthlich ſeine Benennung erhalten. Die Huldigung, welche dem Erzbiſchof von Seiten der Stadt zugeſaget war, ward bis 1546 ausgeſetzet. Jndeſſen kan dieſes Blat zu einem Muſter der Formalien dienen, mit welchen die Stadt ihrem Erzbiſchof zu huldigen pflegte. Der Lembſelſche Vertrag. Wir von GOttes Gnaden Wilhelm, confirmirter und belehnter Erzbiſchof, Marg- graf zu Brandenburg ꝛc. Johan Storbach, Thumprobſt, und Matthias Unvorfert, Senior von uns im Namen und wegen des ganzen wuͤrdigen Capitels der heiligen Kirche zu Riga; dazu Wir Buͤrgermeiſter, Rath, ganze Gemeine und Einwohner der Stadt Riga thun kund, zeugen und bekennen vor allen maͤnniglich, ſo dieſen unſern ofnen Brief ſehen, hoͤren und leſen zu ewiger kuͤnftiger Gedaͤchtnis. Nach- dem ſich aus entſtandener Neuerung der Lehre und Cerimonien unſrer chriſtlichen Reli- gion, Enderung ſo wol in Liefland als auſſerhalb, fuͤrnehmlich im heil. roͤmiſchen Reiche deutſcher Nation zugetragen, derowegen ſich ein ehrbarer Rath und Gemeine unſrer Stadt Riga unſere lieben getreuen ſich beſchweret, hinfuͤro einen Herrn Erzbi- ſchof nebſt dem hochwuͤrdigen Herrn Meiſter deutſchen Ordens fuͤr ihren Herrn zu ha- ben, darum daß derſelbige Erzbiſchof, ſo wol als andre Biſchoͤfe und andre Erzbiſchoͤ- fe mehr, als der gedachte Herr Meiſter mit zweifacher, als weltlicher und geiſtlicher Jurisdiction und Obrigkeit behaftet, davon Sie die Geiſtlichen, als der jetzigen Lehre ihres Vermeinens ſtreitige und widrige, keinesweges wuͤſten zu erdulden, und ſonder- lich, weil ſie dazu neben der Einnehmung etlicher unſer, des Erzbiſchofs, und unſers wuͤrdigen Capitels Guͤter uͤber dis von etlichen unſern Vorfahren verurſachet zu ſeyn ver- meinet, um welcher Jrrung willen wir uns denn aus gnaͤdiger Huͤlfe und Schickung des Almaͤchtigen unter einander guͤtlich vergleichet und vertragen haben nach folgender Wei- ſe, nemlich: Dieweil ſich dieſe obgemeldte Unſre Lieben Getreuen von wegen unſrer geiſtlichen Jurisdiction, dermaſſen wie oben ſtehet, thun beſchweren, ſo haben wir zur Aufhebung ſolcher Beſchwerde, und auf daß die Verhinderniſſe unſrer erzbiſchoͤflichen Perſon halber hinten angeſetzet werde, und ein ehrbarer Rath und ganze Gemeine mehrgemeldter Stadt Riga deſto gefuͤglicher uns und unſern Nachkommen wiederum neben gemeldten Herr Meiſtern fuͤr ihren Herrn und Obrigkeit erkennen, annehmen und huldigen moͤgen mit Rath, Wiſſen und Conſenz und Vorbort unſers wuͤrdigen Capitels und ehrenveſten Ritterſchaft uns desfals mit vorgedachter Stadt Riga alſo entrichtet und vergleichet, alſo daß das Exercitium oder Uebung unſrer geiſtlichen Jurisdiction, Herrlichkeit, Stand und Weſens uͤber und in derſelben Stadt Riga und derſelben Mark, ohne alle Hindernis rechtlich oder thaͤtlich zu einhelliger Erkentnis und Oerte- rung eines gemeinen, freien, chriſtlichen Concilii oder National-Verſamlung ſtehen und beruhen ſolle. Worauf die geſamte Stadt Riga uns und unſern Nachkommen als ihrem gnaͤdigſten Landesfuͤrſten und Herrn geredet und gelobet die ſchuldige Eides- pflicht und Huldigung, ſo bald wir GOtt helfende in Riga kommen von wegen unſrer Herrlichkeit und Gerechtigkeit zu thun in Form und Geſtalt, wie folget: Jch N. N. gelobe und ſchwere Euch dem Hochwuͤrdigſten, Durchlauchtigſten und Hoch- gebornen Fuͤrſten und Herrn, Herrn Wilhelm, confirmirten und belehnten Herrn Erz- biſchof des Stiftes Riga, Marggrafen zu Brandenburg, und auf die inſinuirte kai- ſerliche Regalien als einen belehnten Fuͤrſten des heil. roͤmiſchen Reichs zu Jhrer Fuͤrſtl. Gnaden gebuͤhrenden halben Antheil der Stadt Riga treu und hold zu ſeyn zu Waſſer D d d

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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik02_1753/215>, abgerufen am 27.04.2024.