[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.Leben und Thaten der liefländischen Ordensmeister, 1509auf, lies für die Kirchen viel Geschmeide und Zierrathen machen, und schenkteder rigischen Domkirche ein grosses silbernes Marienbild. Bey allem diesen Staat lies er volle Magazine und Kasse nach, welches lauter Früchte des Friedens und der blühenden Handlung waren. Der hohe Thurm zu Ronneburg, der nachher einfiel, hies nach seinem Namen der grosse Casper. Plettenberg unterzeichnete am Johannistage e) eine Einigung wegen Am e) Da alle Documente und selbst das rothe Buch die Jahrzahl 1509 haben, so wird beim Kelch S. 165 das Jahr 1516 wol unrichtig angegeben seyn, und die Bestätigung des Hakenrichteramts älter werden. Vielleicht hat Kelch einen eigenen Vertrag mit dem Bischof Johan zu Revel gesehen, den auch Menius S. 12 anführet. Die Hakenrichter wurden schon 1509 ernennet. f) Zur Probe wollen wir doch dis herrmeisterliche Patent hier volständig zu lesen geben,
so über die Einung oder Jnnung, d. i. über die Statuten für die Bauren zu Revel am St. Johannistage nieder geschrieben worden. Wir Wolter von Plettenberg, Meister in Liefland deutschen Ordens, thun kund, bekennen und bezeugen offenbar in und mit diesem Briefe, daß wir mit Wissen und ganzer Vollbort der ehrsamen unserer Gemeine Mitgebietigern eine Einigung gemacht haben zu ewigen Zeiten und Tagen, nach dato dieses Briefes, mit dem ehrwürdigen in GOtt Vater und HErren, Herrn Gotschalck Hagen, Electus der Kirche zu Reval, seinen Nachkömlingen und seinem Capitel, Herrn Abt zu Padis, den Ge- bietigern als zu Vellin, Reval, Pernaw, Lehal, den Comthuren zu Narwe, Wesenberg, Jerwen, Oberpahl, Carkus, Poyde mit ihren Lehnleuten und Untersassen, und mit den gemeinen Rittern, Knechten und Einwohnern in Harrien und Wirland, beide geistlich und weltlich, inmassen als hiernach beschrieben steht, und ist gegeben und geendet nach Christi Geburt 1509 am Tage Johannis des Täu- fers, mitten im Sommer. Zum ersten, die Leute und Untersassen, die ihrer Herrschaft entgangen sind, oder hernach noch entgehen werden, wo ihr Herr die Leute spüret, mag er zu demjenigen ziehen oder senden, welcher die Leute unter sich hat, eine Zeitlang innerhalb 4 Wochen auszurichten. Wäre es Sache, daß es nicht geschähe, so sol der Kläger zum Haken- richter ziehen, oder schicken; der sol ihm innerhalb den nechsten 14 Tagen eine Zeit le- gen in das Gut, da die Leute seyn, und ihm die Leute mit ihrer Haabe ansantworten, und dazu, alles gewonnene Korn und Heu, ausbeschieden, gelehnet oder geheuret, Queck auch ausbeschieden, was Erd- und Nagelfest ist. Und wäre es Sache, daß der Bauer Roggen gesäet hätte, der Roggen sol demselbigen Bauren folgen, und sol den Zehnden der Herrschaft geben, dem das Land gehöret. Fortmehr, wäre es Sache, daß jemand ein Haken Mann zukäme, mit allen seinem Gesinde und Hofe, so sol derjenige, da der Mann unter kömt, das lassen zu wissen thun demjenigen, dem der Mann entgangen ist, innerhalb 4 Wochen sich mit ihm vergleichen, seinen Willen zu machen, oder den Mann ausantworten sonder Wie- derrede. Wäre es Sache, daß es nicht geschähe innerhalb sothaner vorbenanten Zeit, und der andre seines Gesindes oder Mannes| nachkäme; so sol er ihm den Mann ohne Wiederrede ausantworten, und ob er ihm einige Schuld auferleget hätte, der darf er ihm nicht bezahlen. Wäre Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter, 1509auf, lies fuͤr die Kirchen viel Geſchmeide und Zierrathen machen, und ſchenkteder rigiſchen Domkirche ein groſſes ſilbernes Marienbild. Bey allem dieſen Staat lies er volle Magazine und Kaſſe nach, welches lauter Fruͤchte des Friedens und der bluͤhenden Handlung waren. Der hohe Thurm zu Ronneburg, der nachher einfiel, hies nach ſeinem Namen der groſſe Caſper. Plettenberg unterzeichnete am Johannistage e) eine Einigung wegen Am e) Da alle Documente und ſelbſt das rothe Buch die Jahrzahl 1509 haben, ſo wird beim Kelch S. 165 das Jahr 1516 wol unrichtig angegeben ſeyn, und die Beſtaͤtigung des Hakenrichteramts aͤlter werden. Vielleicht hat Kelch einen eigenen Vertrag mit dem Biſchof Johan zu Revel geſehen, den auch Menius S. 12 anfuͤhret. Die Hakenrichter wurden ſchon 1509 ernennet. f) Zur Probe wollen wir doch dis herrmeiſterliche Patent hier volſtaͤndig zu leſen geben,
ſo uͤber die Einung oder Jnnung, d. i. uͤber die Statuten fuͤr die Bauren zu Revel am St. Johannistage nieder geſchrieben worden. Wir Wolter von Plettenberg, Meiſter in Liefland deutſchen Ordens, thun kund, bekennen und bezeugen offenbar in und mit dieſem Briefe, daß wir mit Wiſſen und ganzer Vollbort der ehrſamen unſerer Gemeine Mitgebietigern eine Einigung gemacht haben zu ewigen Zeiten und Tagen, nach dato dieſes Briefes, mit dem ehrwuͤrdigen in GOtt Vater und HErren, Herrn Gotſchalck Hagen, Electus der Kirche zu Reval, ſeinen Nachkoͤmlingen und ſeinem Capitel, Herrn Abt zu Padis, den Ge- bietigern als zu Vellin, Reval, Pernaw, Lehal, den Comthuren zu Narwe, Weſenberg, Jerwen, Oberpahl, Carkus, Poyde mit ihren Lehnleuten und Unterſaſſen, und mit den gemeinen Rittern, Knechten und Einwohnern in Harrien und Wirland, beide geiſtlich und weltlich, inmaſſen als hiernach beſchrieben ſteht, und iſt gegeben und geendet nach Chriſti Geburt 1509 am Tage Johannis des Taͤu- fers, mitten im Sommer. Zum erſten, die Leute und Unterſaſſen, die ihrer Herrſchaft entgangen ſind, oder hernach noch entgehen werden, wo ihr Herr die Leute ſpuͤret, mag er zu demjenigen ziehen oder ſenden, welcher die Leute unter ſich hat, eine Zeitlang innerhalb 4 Wochen auszurichten. Waͤre es Sache, daß es nicht geſchaͤhe, ſo ſol der Klaͤger zum Haken- richter ziehen, oder ſchicken; der ſol ihm innerhalb den nechſten 14 Tagen eine Zeit le- gen in das Gut, da die Leute ſeyn, und ihm die Leute mit ihrer Haabe ansantworten, und dazu, alles gewonnene Korn und Heu, ausbeſchieden, gelehnet oder geheuret, Queck auch ausbeſchieden, was Erd- und Nagelfeſt iſt. Und waͤre es Sache, daß der Bauer Roggen geſaͤet haͤtte, der Roggen ſol demſelbigen Bauren folgen, und ſol den Zehnden der Herrſchaft geben, dem das Land gehoͤret. Fortmehr, waͤre es Sache, daß jemand ein Haken Mann zukaͤme, mit allen ſeinem Geſinde und Hofe, ſo ſol derjenige, da der Mann unter koͤmt, das laſſen zu wiſſen thun demjenigen, dem der Mann entgangen iſt, innerhalb 4 Wochen ſich mit ihm vergleichen, ſeinen Willen zu machen, oder den Mann ausantworten ſonder Wie- derrede. Waͤre es Sache, daß es nicht geſchaͤhe innerhalb ſothaner vorbenanten Zeit, und der andre ſeines Geſindes oder Mannes| nachkaͤme; ſo ſol er ihm den Mann ohne Wiederrede ausantworten, und ob er ihm einige Schuld auferleget haͤtte, der darf er ihm nicht bezahlen. Waͤre <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0198" n="179"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter,</hi></fw><lb/><note place="left">1509</note>auf, lies fuͤr die Kirchen viel Geſchmeide und Zierrathen machen, und ſchenkte<lb/> der <hi rendition="#fr">rigiſchen</hi> Domkirche ein groſſes ſilbernes <hi rendition="#fr">Marienbild.</hi> Bey allem dieſen<lb/> Staat lies er volle Magazine und Kaſſe nach, welches lauter Fruͤchte des Friedens<lb/> und der bluͤhenden Handlung waren. Der hohe Thurm zu <hi rendition="#fr">Ronneburg,</hi> der<lb/> nachher einfiel, hies nach ſeinem Namen <hi rendition="#fr">der groſſe Caſper.</hi></p><lb/> <p><hi rendition="#fr">Plettenberg</hi> unterzeichnete am <hi rendition="#fr">Johannistage</hi> <note place="foot" n="e)">Da alle Documente und ſelbſt das rothe Buch die Jahrzahl 1509 haben, ſo wird<lb/> beim <hi rendition="#fr">Kelch</hi> S. 165 das Jahr 1516 wol unrichtig angegeben ſeyn, und die Beſtaͤtigung<lb/> des Hakenrichteramts aͤlter werden. Vielleicht hat <hi rendition="#fr">Kelch</hi> einen eigenen Vertrag mit<lb/> dem Biſchof <hi rendition="#fr">Johan</hi> zu <hi rendition="#fr">Revel</hi> geſehen, den auch <hi rendition="#fr">Menius</hi> S. 12 anfuͤhret. Die<lb/> Hakenrichter wurden ſchon 1509 ernennet.</note> eine Einigung wegen<lb/> der Bauren, welche der <hi rendition="#fr">revelſche</hi> Biſchof <hi rendition="#fr">Gottſchalck Hagen</hi> mit ſeinen<lb/> geiſtlichen Herren und allen Comturen und Gebietigern von <hi rendition="#fr">Eſtland,</hi> die von<lb/><hi rendition="#fr">Harrien</hi> und <hi rendition="#fr">Wierland</hi> mit eingeſchloſſen, verabredet hatte. Sie enthaͤlt 17<lb/> Artikel, und wird darin den Hakenrichtern die Gerichtsbarkeit uͤber verlaufene<lb/> Bauren, Fuͤßlinge und Lostreiber mit uͤbertragen. Alle unter 30 Jahren Ver-<lb/> laufene werden an den Eigenthuͤmer eingeliefert. Wer ſeine Leute an Hals und<lb/> Haut richten wil, nimt zwey des Herrmeiſters Maͤnner dazu, denen das Land-<lb/> recht bekant iſt. Die <hi rendition="#fr">Schweden</hi> bleiben bey ihrem alten Rechte. Der<lb/> Hakenrichter ſind nur zwey, einer in <hi rendition="#fr">Harrien</hi> und der andre in <hi rendition="#fr">Wierland,</hi><lb/> die ſich deſſen nicht weigern duͤrfen bey 6 Mark Strafe, denen nachher der dritte<lb/> zu <hi rendition="#fr">Jerwen</hi> beigefuͤget wird. Dieſe laſſen in angeſchuldigten Halsverbrechen den<lb/> Bauren das heiſſe Eiſen tragen; der Klaͤger ſetzt nach alter Gewonheit eine neue<lb/> Mark entgegen <note xml:id="h84" next="#h85" place="foot" n="f)">Zur Probe wollen wir doch dis herrmeiſterliche Patent hier volſtaͤndig zu leſen geben,<lb/> ſo uͤber die Einung oder Jnnung, d. i. uͤber die Statuten fuͤr die Bauren zu <hi rendition="#fr">Revel</hi><lb/> am St. <hi rendition="#fr">Johannis</hi>tage nieder geſchrieben worden.<lb/><hi rendition="#in">W</hi>ir <hi rendition="#fr">Wolter</hi> von <hi rendition="#fr">Plettenberg,</hi> Meiſter in <hi rendition="#fr">Liefland deutſchen</hi> Ordens, thun kund,<lb/> bekennen und bezeugen offenbar in und mit dieſem Briefe, daß wir mit Wiſſen und<lb/> ganzer Vollbort der ehrſamen unſerer Gemeine Mitgebietigern eine Einigung gemacht<lb/> haben zu ewigen Zeiten und Tagen, nach dato dieſes Briefes, mit dem ehrwuͤrdigen<lb/> in GOtt Vater und HErren, Herrn <hi rendition="#fr">Gotſchalck Hagen, Electus</hi> der Kirche zu<lb/><hi rendition="#fr">Reval,</hi> ſeinen Nachkoͤmlingen und ſeinem Capitel, Herrn Abt zu <hi rendition="#fr">Padis,</hi> den Ge-<lb/> bietigern als zu <hi rendition="#fr">Vellin, Reval, Pernaw, Lehal,</hi> den Comthuren zu <hi rendition="#fr">Narwe,<lb/> Weſenberg, Jerwen, Oberpahl, Carkus, Poyde</hi> mit ihren Lehnleuten und<lb/> Unterſaſſen, und mit den gemeinen Rittern, Knechten und Einwohnern in <hi rendition="#fr">Harrien</hi><lb/> und <hi rendition="#fr">Wirland,</hi> beide geiſtlich und weltlich, inmaſſen als hiernach beſchrieben ſteht,<lb/> und iſt gegeben und geendet nach Chriſti Geburt 1509 am Tage <hi rendition="#fr">Johannis</hi> des Taͤu-<lb/> fers, mitten im Sommer.<lb/> Zum erſten, die Leute und Unterſaſſen, die ihrer Herrſchaft entgangen ſind, oder<lb/> hernach noch entgehen werden, wo ihr Herr die Leute ſpuͤret, mag er zu demjenigen<lb/> ziehen oder ſenden, welcher die Leute unter ſich hat, eine Zeitlang innerhalb 4 Wochen<lb/> auszurichten. Waͤre es Sache, daß es nicht geſchaͤhe, ſo ſol der Klaͤger zum Haken-<lb/> richter ziehen, oder ſchicken; der ſol ihm innerhalb den nechſten 14 Tagen eine Zeit le-<lb/> gen in das Gut, da die Leute ſeyn, und ihm die Leute mit ihrer Haabe ansantworten,<lb/> und dazu, alles gewonnene Korn und Heu, ausbeſchieden, gelehnet oder geheuret,<lb/> Queck auch ausbeſchieden, was Erd- und Nagelfeſt iſt. Und waͤre es Sache, daß<lb/> der Bauer Roggen geſaͤet haͤtte, der Roggen ſol demſelbigen Bauren folgen, und ſol<lb/> den Zehnden der Herrſchaft geben, dem das Land gehoͤret.<lb/> Fortmehr, waͤre es Sache, daß jemand ein Haken Mann zukaͤme, mit allen<lb/> ſeinem Geſinde und Hofe, ſo ſol derjenige, da der Mann unter koͤmt, das laſſen zu<lb/> wiſſen thun demjenigen, dem der Mann entgangen iſt, innerhalb 4 Wochen ſich mit<lb/> ihm vergleichen, ſeinen Willen zu machen, oder den Mann ausantworten ſonder Wie-<lb/> derrede. Waͤre es Sache, daß es nicht geſchaͤhe innerhalb ſothaner vorbenanten Zeit,<lb/> und der andre ſeines Geſindes oder Mannes| nachkaͤme; ſo ſol er ihm den Mann ohne<lb/> Wiederrede ausantworten, und ob er ihm einige Schuld auferleget haͤtte, der darf er<lb/> ihm nicht bezahlen.<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Waͤre</fw></note>.</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Am</fw><lb/><lb/><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [179/0198]
Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter,
auf, lies fuͤr die Kirchen viel Geſchmeide und Zierrathen machen, und ſchenkte
der rigiſchen Domkirche ein groſſes ſilbernes Marienbild. Bey allem dieſen
Staat lies er volle Magazine und Kaſſe nach, welches lauter Fruͤchte des Friedens
und der bluͤhenden Handlung waren. Der hohe Thurm zu Ronneburg, der
nachher einfiel, hies nach ſeinem Namen der groſſe Caſper.
1509
Plettenberg unterzeichnete am Johannistage e) eine Einigung wegen
der Bauren, welche der revelſche Biſchof Gottſchalck Hagen mit ſeinen
geiſtlichen Herren und allen Comturen und Gebietigern von Eſtland, die von
Harrien und Wierland mit eingeſchloſſen, verabredet hatte. Sie enthaͤlt 17
Artikel, und wird darin den Hakenrichtern die Gerichtsbarkeit uͤber verlaufene
Bauren, Fuͤßlinge und Lostreiber mit uͤbertragen. Alle unter 30 Jahren Ver-
laufene werden an den Eigenthuͤmer eingeliefert. Wer ſeine Leute an Hals und
Haut richten wil, nimt zwey des Herrmeiſters Maͤnner dazu, denen das Land-
recht bekant iſt. Die Schweden bleiben bey ihrem alten Rechte. Der
Hakenrichter ſind nur zwey, einer in Harrien und der andre in Wierland,
die ſich deſſen nicht weigern duͤrfen bey 6 Mark Strafe, denen nachher der dritte
zu Jerwen beigefuͤget wird. Dieſe laſſen in angeſchuldigten Halsverbrechen den
Bauren das heiſſe Eiſen tragen; der Klaͤger ſetzt nach alter Gewonheit eine neue
Mark entgegen f).
Am
e) Da alle Documente und ſelbſt das rothe Buch die Jahrzahl 1509 haben, ſo wird
beim Kelch S. 165 das Jahr 1516 wol unrichtig angegeben ſeyn, und die Beſtaͤtigung
des Hakenrichteramts aͤlter werden. Vielleicht hat Kelch einen eigenen Vertrag mit
dem Biſchof Johan zu Revel geſehen, den auch Menius S. 12 anfuͤhret. Die
Hakenrichter wurden ſchon 1509 ernennet.
f) Zur Probe wollen wir doch dis herrmeiſterliche Patent hier volſtaͤndig zu leſen geben,
ſo uͤber die Einung oder Jnnung, d. i. uͤber die Statuten fuͤr die Bauren zu Revel
am St. Johannistage nieder geſchrieben worden.
Wir Wolter von Plettenberg, Meiſter in Liefland deutſchen Ordens, thun kund,
bekennen und bezeugen offenbar in und mit dieſem Briefe, daß wir mit Wiſſen und
ganzer Vollbort der ehrſamen unſerer Gemeine Mitgebietigern eine Einigung gemacht
haben zu ewigen Zeiten und Tagen, nach dato dieſes Briefes, mit dem ehrwuͤrdigen
in GOtt Vater und HErren, Herrn Gotſchalck Hagen, Electus der Kirche zu
Reval, ſeinen Nachkoͤmlingen und ſeinem Capitel, Herrn Abt zu Padis, den Ge-
bietigern als zu Vellin, Reval, Pernaw, Lehal, den Comthuren zu Narwe,
Weſenberg, Jerwen, Oberpahl, Carkus, Poyde mit ihren Lehnleuten und
Unterſaſſen, und mit den gemeinen Rittern, Knechten und Einwohnern in Harrien
und Wirland, beide geiſtlich und weltlich, inmaſſen als hiernach beſchrieben ſteht,
und iſt gegeben und geendet nach Chriſti Geburt 1509 am Tage Johannis des Taͤu-
fers, mitten im Sommer.
Zum erſten, die Leute und Unterſaſſen, die ihrer Herrſchaft entgangen ſind, oder
hernach noch entgehen werden, wo ihr Herr die Leute ſpuͤret, mag er zu demjenigen
ziehen oder ſenden, welcher die Leute unter ſich hat, eine Zeitlang innerhalb 4 Wochen
auszurichten. Waͤre es Sache, daß es nicht geſchaͤhe, ſo ſol der Klaͤger zum Haken-
richter ziehen, oder ſchicken; der ſol ihm innerhalb den nechſten 14 Tagen eine Zeit le-
gen in das Gut, da die Leute ſeyn, und ihm die Leute mit ihrer Haabe ansantworten,
und dazu, alles gewonnene Korn und Heu, ausbeſchieden, gelehnet oder geheuret,
Queck auch ausbeſchieden, was Erd- und Nagelfeſt iſt. Und waͤre es Sache, daß
der Bauer Roggen geſaͤet haͤtte, der Roggen ſol demſelbigen Bauren folgen, und ſol
den Zehnden der Herrſchaft geben, dem das Land gehoͤret.
Fortmehr, waͤre es Sache, daß jemand ein Haken Mann zukaͤme, mit allen
ſeinem Geſinde und Hofe, ſo ſol derjenige, da der Mann unter koͤmt, das laſſen zu
wiſſen thun demjenigen, dem der Mann entgangen iſt, innerhalb 4 Wochen ſich mit
ihm vergleichen, ſeinen Willen zu machen, oder den Mann ausantworten ſonder Wie-
derrede. Waͤre es Sache, daß es nicht geſchaͤhe innerhalb ſothaner vorbenanten Zeit,
und der andre ſeines Geſindes oder Mannes| nachkaͤme; ſo ſol er ihm den Mann ohne
Wiederrede ausantworten, und ob er ihm einige Schuld auferleget haͤtte, der darf er
ihm nicht bezahlen.
Waͤre
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |