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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.

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Erzb. Joh. v. Sinten. zur Zeit der Reg. Wennemars v. Brüggene.

Das gute Wetter für die Brüder dauerte in Rom nicht gar lange. Bo-1393
nifacius der IXte schrieb im fünften Jahr seiner Regierung am 13ten März an
den Meister und seinen Orden, sie möchten sich mit der Bezahlung und Rech-
nung einfinden, weil er nach Abzug des Patriarchen und Hirten zu Antiochien d)
in weit abgelegene Länder, und nach der Flucht einiger Domherren, eine Besatzung in
die erzbischöflichen Güter geleget, welche jährlich 11500*) Goldgülden eingebracht,
worauf nur 5000 entrichtet wären. Wennemar solte den Rest der 6500 Gold-
gülden zwischen hier und dem letzten October in die apostolische Kammer liefern,
sonst würde der Bann erfolgen, und man den weltlichen Arm zu Hülfe rufen.
Allein vorerwehnte Procuratores des Ordens gewannen mit ihrer Vorstellung so1394
viel, daß ihnen der Papst den Rest der ausgefegten Ordenskasse schenkte, und
am 26ten März dem Orden eine algemeine Vergebung der Sünden zukommen
lies. Er sandte auch des Hochmeisters Bruder, Johan von Wallenrade e),
nach Riga, die erzbischöfliche Stelle zu bekleiden: weil aber selbiger seiner Nei-
gung gegen den Orden wegen bey den Domherren und Vasallen des Erzstifts ver-
dächtig war, muste er eine Zeitlang auf die Huldigung warten.

Jn diesem Jahr nahm die Stadt Revel nebst 6 andern Städten eine be-
denkliche Bürgschaft auf sich, mit welcher es folgende Bewandnis hatte. Die
Stadt Lübeck nebst andern Abgeordneten der Hanseestädte hatte 2 Bürgermei-
ster, Hinrich Westhoffen und Johan Nieburen an die Königin Marga-
retha
nach Schonen abgefertiget, die um die Erledigung des gefangenen

schwe-
nigstens die Jahrzahl und der Name des Bischofs verdächtig. Lehrbegierige Liebhaber
haben schon lange vergebliche Mühe angewandt, dieses älteste Document von Lief-
land
auszuforschen, indessen hat es doch Gelegenheit gegeben, daß unterschiedene Scri-
benten uns Riga etliche Jahr zu früh erbauet. Das ist das merkwürdigste, daß schon
Carl der IVte, römischer Kaiser, die vorgezeigte |Urkunde davon für ungültig erklä-
ret. Der Bischof zu Lübeck, Eberhard, hat selbige 1393 mit vielen Formalien in
Beiseyn des Mag. Heinrich Wolers, des Propstes Anscharius von Bremen, der
Domherren Albert Rodenbogs und Engelberts von Oyen transsumiret. Sie
hat keine andre Jahrzahl als bey Nürnberg am 1sten Decemb. in der 14ten Jndiction,
welche sich der Umstände halben weder zum Jahr 1196 noch 1226 passen wil.
d) Da der Papst in etlichen Briefen den Erzbischof Patriarcham Alexandrinum nennet,
und seine ferne Reise beschreibet; so irren wol Cranz und andre Scribenten, welche
ihn zum Patriarchen von Litthauen machen, und ihn auf der Hinreise nach diesem
Lande in der Stadt Stettin sterben lassen, alwo er zu St. Otto begraben liegen sol.
*) Die Einkünfte des rigischen Erzbistums sind zu 11500 Gülden angegeben, mit welcher Summe die
Documenten mit den Quitungen übereinstimmen. Theodoricus von Niem, ein Westphälin-
ger
und Secretair vieler Päpste, der um diese Zeit gelebet, und erst auf der costnitzer Kirchen-
versamlung gestorben, hat also wol in seinem andern Buche de Schismate p, 95, unrecht, wenn
er setzet, daß Bonifacius die Stadt Riga um 15000 Goldgülden dem Meister und seinem Orden
in assisium perpetuum verkaufet; weil ja die Erzbischöfe weder abgedankt, noch an einen Verkauf
gedacht haben. Jndessen hielt es der Orden selbst für eine Art des Verkaufs, weswegen sich der
Erzbischof, Marggraf Wilhem 1544 durch Jürgen von Rosen, und seinen Kanzler Matthias
Unverfehrt
bey dem Churfürsten Johan Friedrich von Sachsen, und Landgraf Philip von
Hessen über den Orden und die Stadt Riga stark beschweren lassen. Seckendorf in der Histo-
rie des Luterthums
beziehet sich deshalb auf das weimarsche Archiv. Es betraf aber die Kla-
ge keine entzogene Einkünfte des Stifts, sondern einen Theil der Gerichtbarkeit über die Stadt,
welche man dem Erzbischof wider alle historische Warheit streitig machen wolte.
e) Dieser Johan, wie er eigentlich heist, von Wallrade, war ein Bruder von dem
Orden, ein geborner Franke, und leiblicher Bruder von dem Hochmeister Conrad
von Wallrade. Von seinem Ansehen bey dem Papst Bonifacius dem IXten so wol
als bey dem Kaiser Sigismund auf der costnitzer Kirchenversamlung, sind die
Acta concilii Constantiensis zu vergleichen. Sein Wapen folget daselbst gleich auf das
salzburgische, und bestehet in einem viereckigten Schilde, dessen erstes Feld schwarz
ist, und das weisse Ordenscreutz führet. Das andre und dritte rothe Feld hat eine sil-
berne Schnalle als das Geschlechtswapen, das vierte Feld ist gleichfals roth, und zei-
get das rigische Capitelswapen, nemlich ein langes silbernes Creutz mit dem Krum-
stab. Auf dem Schilde stehet die erzbischöfliche Mütze, hinter demselben das Patriar-
chenkreutz und der Krumstab schräge gegen einander gestellet.
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Erzb. Joh. v. Sinten. zur Zeit der Reg. Wennemars v. Bruͤggene.

Das gute Wetter fuͤr die Bruͤder dauerte in Rom nicht gar lange. Bo-1393
nifacius der IXte ſchrieb im fuͤnften Jahr ſeiner Regierung am 13ten Maͤrz an
den Meiſter und ſeinen Orden, ſie moͤchten ſich mit der Bezahlung und Rech-
nung einfinden, weil er nach Abzug des Patriarchen und Hirten zu Antiochien d)
in weit abgelegene Laͤnder, und nach der Flucht einiger Domherren, eine Beſatzung in
die erzbiſchoͤflichen Guͤter geleget, welche jaͤhrlich 11500*) Goldguͤlden eingebracht,
worauf nur 5000 entrichtet waͤren. Wennemar ſolte den Reſt der 6500 Gold-
guͤlden zwiſchen hier und dem letzten October in die apoſtoliſche Kammer liefern,
ſonſt wuͤrde der Bann erfolgen, und man den weltlichen Arm zu Huͤlfe rufen.
Allein vorerwehnte Procuratores des Ordens gewannen mit ihrer Vorſtellung ſo1394
viel, daß ihnen der Papſt den Reſt der ausgefegten Ordenskaſſe ſchenkte, und
am 26ten Maͤrz dem Orden eine algemeine Vergebung der Suͤnden zukommen
lies. Er ſandte auch des Hochmeiſters Bruder, Johan von Wallenrade e),
nach Riga, die erzbiſchoͤfliche Stelle zu bekleiden: weil aber ſelbiger ſeiner Nei-
gung gegen den Orden wegen bey den Domherren und Vaſallen des Erzſtifts ver-
daͤchtig war, muſte er eine Zeitlang auf die Huldigung warten.

Jn dieſem Jahr nahm die Stadt Revel nebſt 6 andern Staͤdten eine be-
denkliche Buͤrgſchaft auf ſich, mit welcher es folgende Bewandnis hatte. Die
Stadt Luͤbeck nebſt andern Abgeordneten der Hanſeeſtaͤdte hatte 2 Buͤrgermei-
ſter, Hinrich Weſthoffen und Johan Nieburen an die Koͤnigin Marga-
retha
nach Schonen abgefertiget, die um die Erledigung des gefangenen

ſchwe-
nigſtens die Jahrzahl und der Name des Biſchofs verdaͤchtig. Lehrbegierige Liebhaber
haben ſchon lange vergebliche Muͤhe angewandt, dieſes aͤlteſte Document von Lief-
land
auszuforſchen, indeſſen hat es doch Gelegenheit gegeben, daß unterſchiedene Scri-
benten uns Riga etliche Jahr zu fruͤh erbauet. Das iſt das merkwuͤrdigſte, daß ſchon
Carl der IVte, roͤmiſcher Kaiſer, die vorgezeigte |Urkunde davon fuͤr unguͤltig erklaͤ-
ret. Der Biſchof zu Luͤbeck, Eberhard, hat ſelbige 1393 mit vielen Formalien in
Beiſeyn des Mag. Heinrich Wolers, des Propſtes Anſcharius von Bremen, der
Domherren Albert Rodenbogs und Engelberts von Oyen transſumiret. Sie
hat keine andre Jahrzahl als bey Nuͤrnberg am 1ſten Decemb. in der 14ten Jndiction,
welche ſich der Umſtaͤnde halben weder zum Jahr 1196 noch 1226 paſſen wil.
d) Da der Papſt in etlichen Briefen den Erzbiſchof Patriarcham Alexandrinum nennet,
und ſeine ferne Reiſe beſchreibet; ſo irren wol Cranz und andre Scribenten, welche
ihn zum Patriarchen von Litthauen machen, und ihn auf der Hinreiſe nach dieſem
Lande in der Stadt Stettin ſterben laſſen, alwo er zu St. Otto begraben liegen ſol.
*) Die Einkuͤnfte des rigiſchen Erzbiſtums ſind zu 11500 Guͤlden angegeben, mit welcher Summe die
Documenten mit den Quitungen uͤbereinſtimmen. Theodoricus von Niem, ein Weſtphaͤlin-
ger
und Secretair vieler Paͤpſte, der um dieſe Zeit gelebet, und erſt auf der coſtnitzer Kirchen-
verſamlung geſtorben, hat alſo wol in ſeinem andern Buche de Schiſmate p, 95, unrecht, wenn
er ſetzet, daß Bonifacius die Stadt Riga um 15000 Goldguͤlden dem Meiſter und ſeinem Orden
in aſſiſium perpetuum verkaufet; weil ja die Erzbiſchoͤfe weder abgedankt, noch an einen Verkauf
gedacht haben. Jndeſſen hielt es der Orden ſelbſt fuͤr eine Art des Verkaufs, weswegen ſich der
Erzbiſchof, Marggraf Wilhem 1544 durch Juͤrgen von Roſen, und ſeinen Kanzler Matthias
Unverfehrt
bey dem Churfuͤrſten Johan Friedrich von Sachſen, und Landgraf Philip von
Heſſen uͤber den Orden und die Stadt Riga ſtark beſchweren laſſen. Seckendorf in der Hiſto-
rie des Luterthums
beziehet ſich deshalb auf das weimarſche Archiv. Es betraf aber die Kla-
ge keine entzogene Einkuͤnfte des Stifts, ſondern einen Theil der Gerichtbarkeit uͤber die Stadt,
welche man dem Erzbiſchof wider alle hiſtoriſche Warheit ſtreitig machen wolte.
e) Dieſer Johan, wie er eigentlich heiſt, von Wallrade, war ein Bruder von dem
Orden, ein geborner Franke, und leiblicher Bruder von dem Hochmeiſter Conrad
von Wallrade. Von ſeinem Anſehen bey dem Papſt Bonifacius dem IXten ſo wol
als bey dem Kaiſer Sigismund auf der coſtnitzer Kirchenverſamlung, ſind die
Acta concilii Conſtantienſis zu vergleichen. Sein Wapen folget daſelbſt gleich auf das
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get das rigiſche Capitelswapen, nemlich ein langes ſilbernes Creutz mit dem Krum-
ſtab. Auf dem Schilde ſtehet die erzbiſchoͤfliche Muͤtze, hinter demſelben das Patriar-
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[115/0133] Erzb. Joh. v. Sinten. zur Zeit der Reg. Wennemars v. Bruͤggene. Das gute Wetter fuͤr die Bruͤder dauerte in Rom nicht gar lange. Bo- nifacius der IXte ſchrieb im fuͤnften Jahr ſeiner Regierung am 13ten Maͤrz an den Meiſter und ſeinen Orden, ſie moͤchten ſich mit der Bezahlung und Rech- nung einfinden, weil er nach Abzug des Patriarchen und Hirten zu Antiochien d) in weit abgelegene Laͤnder, und nach der Flucht einiger Domherren, eine Beſatzung in die erzbiſchoͤflichen Guͤter geleget, welche jaͤhrlich 11500 *) Goldguͤlden eingebracht, worauf nur 5000 entrichtet waͤren. Wennemar ſolte den Reſt der 6500 Gold- guͤlden zwiſchen hier und dem letzten October in die apoſtoliſche Kammer liefern, ſonſt wuͤrde der Bann erfolgen, und man den weltlichen Arm zu Huͤlfe rufen. Allein vorerwehnte Procuratores des Ordens gewannen mit ihrer Vorſtellung ſo viel, daß ihnen der Papſt den Reſt der ausgefegten Ordenskaſſe ſchenkte, und am 26ten Maͤrz dem Orden eine algemeine Vergebung der Suͤnden zukommen lies. Er ſandte auch des Hochmeiſters Bruder, Johan von Wallenrade e), nach Riga, die erzbiſchoͤfliche Stelle zu bekleiden: weil aber ſelbiger ſeiner Nei- gung gegen den Orden wegen bey den Domherren und Vaſallen des Erzſtifts ver- daͤchtig war, muſte er eine Zeitlang auf die Huldigung warten. 1393 1394 Jn dieſem Jahr nahm die Stadt Revel nebſt 6 andern Staͤdten eine be- denkliche Buͤrgſchaft auf ſich, mit welcher es folgende Bewandnis hatte. Die Stadt Luͤbeck nebſt andern Abgeordneten der Hanſeeſtaͤdte hatte 2 Buͤrgermei- ſter, Hinrich Weſthoffen und Johan Nieburen an die Koͤnigin Marga- retha nach Schonen abgefertiget, die um die Erledigung des gefangenen ſchwe- c) d) Da der Papſt in etlichen Briefen den Erzbiſchof Patriarcham Alexandrinum nennet, und ſeine ferne Reiſe beſchreibet; ſo irren wol Cranz und andre Scribenten, welche ihn zum Patriarchen von Litthauen machen, und ihn auf der Hinreiſe nach dieſem Lande in der Stadt Stettin ſterben laſſen, alwo er zu St. Otto begraben liegen ſol. *) Die Einkuͤnfte des rigiſchen Erzbiſtums ſind zu 11500 Guͤlden angegeben, mit welcher Summe die Documenten mit den Quitungen uͤbereinſtimmen. Theodoricus von Niem, ein Weſtphaͤlin- ger und Secretair vieler Paͤpſte, der um dieſe Zeit gelebet, und erſt auf der coſtnitzer Kirchen- verſamlung geſtorben, hat alſo wol in ſeinem andern Buche de Schiſmate p, 95, unrecht, wenn er ſetzet, daß Bonifacius die Stadt Riga um 15000 Goldguͤlden dem Meiſter und ſeinem Orden in aſſiſium perpetuum verkaufet; weil ja die Erzbiſchoͤfe weder abgedankt, noch an einen Verkauf gedacht haben. Jndeſſen hielt es der Orden ſelbſt fuͤr eine Art des Verkaufs, weswegen ſich der Erzbiſchof, Marggraf Wilhem 1544 durch Juͤrgen von Roſen, und ſeinen Kanzler Matthias Unverfehrt bey dem Churfuͤrſten Johan Friedrich von Sachſen, und Landgraf Philip von Heſſen uͤber den Orden und die Stadt Riga ſtark beſchweren laſſen. Seckendorf in der Hiſto- rie des Luterthums beziehet ſich deshalb auf das weimarſche Archiv. Es betraf aber die Kla- ge keine entzogene Einkuͤnfte des Stifts, ſondern einen Theil der Gerichtbarkeit uͤber die Stadt, welche man dem Erzbiſchof wider alle hiſtoriſche Warheit ſtreitig machen wolte. e) Dieſer Johan, wie er eigentlich heiſt, von Wallrade, war ein Bruder von dem Orden, ein geborner Franke, und leiblicher Bruder von dem Hochmeiſter Conrad von Wallrade. Von ſeinem Anſehen bey dem Papſt Bonifacius dem IXten ſo wol als bey dem Kaiſer Sigismund auf der coſtnitzer Kirchenverſamlung, ſind die Acta concilii Conſtantienſis zu vergleichen. Sein Wapen folget daſelbſt gleich auf das ſalzburgiſche, und beſtehet in einem viereckigten Schilde, deſſen erſtes Feld ſchwarz iſt, und das weiſſe Ordenscreutz fuͤhret. Das andre und dritte rothe Feld hat eine ſil- berne Schnalle als das Geſchlechtswapen, das vierte Feld iſt gleichfals roth, und zei- get das rigiſche Capitelswapen, nemlich ein langes ſilbernes Creutz mit dem Krum- ſtab. Auf dem Schilde ſtehet die erzbiſchoͤfliche Muͤtze, hinter demſelben das Patriar- chenkreutz und der Krumſtab ſchraͤge gegen einander geſtellet. c) nigſtens die Jahrzahl und der Name des Biſchofs verdaͤchtig. Lehrbegierige Liebhaber haben ſchon lange vergebliche Muͤhe angewandt, dieſes aͤlteſte Document von Lief- land auszuforſchen, indeſſen hat es doch Gelegenheit gegeben, daß unterſchiedene Scri- benten uns Riga etliche Jahr zu fruͤh erbauet. Das iſt das merkwuͤrdigſte, daß ſchon Carl der IVte, roͤmiſcher Kaiſer, die vorgezeigte |Urkunde davon fuͤr unguͤltig erklaͤ- ret. Der Biſchof zu Luͤbeck, Eberhard, hat ſelbige 1393 mit vielen Formalien in Beiſeyn des Mag. Heinrich Wolers, des Propſtes Anſcharius von Bremen, der Domherren Albert Rodenbogs und Engelberts von Oyen transſumiret. Sie hat keine andre Jahrzahl als bey Nuͤrnberg am 1ſten Decemb. in der 14ten Jndiction, welche ſich der Umſtaͤnde halben weder zum Jahr 1196 noch 1226 paſſen wil. F f 2

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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik02_1753/133>, abgerufen am 05.05.2024.