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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.

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Erzb. Engelb. v. Dahlen. zur Zeit der Reg. Burchards v. Dreylewen.

Nichts desto weniger sahen sich obgenante estländische Räthe gedrungen,1345
auch das Schlos Narva gegen ein Darlehn von 1423 Mark rigischen Silbers
dem liefländischen Ordensmeister zu verschreiben. Weil die ungläubigen und
abtrünnigen Esten ihren Verwandten und Blutsfreunden unmenschliche Marter
angethan, und ihre Güter und fast ganz Harrien verwüstet, ihre Kräfte aber
zum Widerstande nicht zureichen, und noch mehr Unruhe zu befürchten seyn
dürfte; so behält der Orden das Schlos 1 Jahr in Verwahrung für den König
von Dännemark. Bleibet die Zahlung aus, so erscheinen die Unterschriebenen
in Vellin und machen da Richtigkeit, stehen aber für keine Ausbesserungskosten.
Gezeichnet in Revel am Tage Pauli Bekehrung.

Dieses alles nöthigte Woldemarn in eigner Person nach Estland aufzu-
brechen e), und seine Unterthanen durch seine Gegenwart zu trösten, wo er auch
den Winter über zubrachte, die Einkünfte des Kapitels vergrösserte, Kirchen und
Kapellen anlegte, den Städten ihre Priviligien bestätigte und auf dem Schlosse
zu Revel die Kirche unsrer lieben Frauen stiftete. Er sorgte auch für die Stadt
Narva, und gab ihrer Kirche, die wenig Einkünfte hatte, und von den Rus-
sen
etliche mal abgebrant worden, am Mariäreinigungstage in Stigot An-
dersons
Gegenwart den Gnadenbrief, daß der Oberrichter (Advocatus) oder
Befelshaber, den Pfarrherrn, nebst seinem Kapellan und Scholaren an seinen
Tisch nehmen, ihnen alle Jahr einen Rock von schönem Tuche, alle 2 Jahr einen Prie-
sterrock nebst andern Nothwendigkeiten, wie auch Heu und Haber auf 2 Pferde
zum Besuch der Neubekehrten geben, und ihnen bey königl. Ungnade nichts davon
abbrechen solle. Das daran befindliche Siegel ist in weissem Wachs in einer wäch-
sernen Kapsel (pressula), und stelt auf einer Seite den König auf dem Thron mit
dem Scepter und Reichsapfel sitzend vor, mit der Umschrift: Woldemarus Dei
G. Danorum Slavorumque Rex et Dux Estoniae.
Auf der andern Seite stehen 3
Leoparden, einer grösser als der andre; am Rande lieset man: Clypeus Woldemari,
D. S
q; R. et D. E.

Die narvische Bürgerschaft f) nahm er am Tage Jacobi gleichfals in
seinen genauern Schutz, bestätigte ihre von seinem Grosvater Erich erhaltene
Vorrechte, so wie seine revelschen Bürger sich derselben frey bedienet, schützte sie

bey
e) Ob gleich beim Huitfeld S. 494, Pontanus S. 474 und Meursius lib. 4, die kö-
nigl. Urkunden um ein Jahr später unterzeichnet sind, so beweiset doch Hiärne aus den
einheimischen Briefschaften von 1345 den königl. Aufenthalt in Revel. Jn der einen
belehnet Woldemar einen Herrn Woldemar von Rosen, nebst dessen Söhnen und
Sohnssohn, mit unterschiedenen Höfen und Dorfschaften in Harrien, Wierland und
Allentaken; wobey Stigot Anderson als Ritter, Rath und Hauptman über Est-
land
zum Zeugen angeführet wird. Der König tituliret sie perdilecti Domini et milties.
Der andre Brief, in welchem er dem Bischof Olaus den Hof Kilpaner verkauft, ist
vom 2ten Jenner 1346, 8 Tage nach Joh. des Evangel. und Apostels; und der dritte,
worin er der revelschen Domkirche zu seiner, seiner lieben Helwig und seiner Vor-
fahren Seligkeit die Kirche St. Simon und Judä in Karkül einverleibet, vom 2ten
May, Tages nach Philippi und Jacobi. Alle 3 Briefe sind zu Revel unterzeichnet;
der 4te aber schon zu Rotschild auf Urbani, d. i. am 25sten May 1346, als der
König schon wieder in seinen Erbländern angelanget, in welchem er das Jus patrona-
tus
über 2 revelsche Pfarkirchen dem Domkapitel zu Revel schenkt, damit der Bi-
schof jährlich für ihn, seine Gemahlin Helwig, und seine Vorfahren 2 Seelmessen
halten und Spende austheilen sollen.
f) Den ersten Gnadenbrief für die narvische Kirche hat der revelsche Dechant Hein-
rich
von Beke 1425 vom Bischof Heinrich in Abschrift nehmen lassen, und zwar auf
Ansuchen Herrn Heinrich Bremers, Pfarrherrn und Rectors zu Narva, der ihn
dem Ordensmeister vorzuweisen hatte, und besorgte, er dürfte einmal von Handen
kommen. Den andern für die Stadt Narva haben die Herren Bürgermeister in Re-
vel
1365 am sechsten Tage vor Petri und Pauli mit ihrem Stadtsiegel erneuert. Bei-
de aber beweisen das Daseyn des Königs in diesem Jahre.
B b
Erzb. Engelb. v. Dahlen. zur Zeit der Reg. Burchards v. Dreylewen.

Nichts deſto weniger ſahen ſich obgenante eſtlaͤndiſche Raͤthe gedrungen,1345
auch das Schlos Narva gegen ein Darlehn von 1423 Mark rigiſchen Silbers
dem lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter zu verſchreiben. Weil die unglaͤubigen und
abtruͤnnigen Eſten ihren Verwandten und Blutsfreunden unmenſchliche Marter
angethan, und ihre Guͤter und faſt ganz Harrien verwuͤſtet, ihre Kraͤfte aber
zum Widerſtande nicht zureichen, und noch mehr Unruhe zu befuͤrchten ſeyn
duͤrfte; ſo behaͤlt der Orden das Schlos 1 Jahr in Verwahrung fuͤr den Koͤnig
von Daͤnnemark. Bleibet die Zahlung aus, ſo erſcheinen die Unterſchriebenen
in Vellin und machen da Richtigkeit, ſtehen aber fuͤr keine Ausbeſſerungskoſten.
Gezeichnet in Revel am Tage Pauli Bekehrung.

Dieſes alles noͤthigte Woldemarn in eigner Perſon nach Eſtland aufzu-
brechen e), und ſeine Unterthanen durch ſeine Gegenwart zu troͤſten, wo er auch
den Winter uͤber zubrachte, die Einkuͤnfte des Kapitels vergroͤſſerte, Kirchen und
Kapellen anlegte, den Staͤdten ihre Priviligien beſtaͤtigte und auf dem Schloſſe
zu Revel die Kirche unſrer lieben Frauen ſtiftete. Er ſorgte auch fuͤr die Stadt
Narva, und gab ihrer Kirche, die wenig Einkuͤnfte hatte, und von den Ruſ-
ſen
etliche mal abgebrant worden, am Mariaͤreinigungstage in Stigot An-
derſons
Gegenwart den Gnadenbrief, daß der Oberrichter (Advocatus) oder
Befelshaber, den Pfarrherrn, nebſt ſeinem Kapellan und Scholaren an ſeinen
Tiſch nehmen, ihnen alle Jahr einen Rock von ſchoͤnem Tuche, alle 2 Jahr einen Prie-
ſterrock nebſt andern Nothwendigkeiten, wie auch Heu und Haber auf 2 Pferde
zum Beſuch der Neubekehrten geben, und ihnen bey koͤnigl. Ungnade nichts davon
abbrechen ſolle. Das daran befindliche Siegel iſt in weiſſem Wachs in einer waͤch-
ſernen Kapſel (preſſula), und ſtelt auf einer Seite den Koͤnig auf dem Thron mit
dem Scepter und Reichsapfel ſitzend vor, mit der Umſchrift: Woldemarus Dei
G. Danorum Slavorumque Rex et Dux Eſtoniæ.
Auf der andern Seite ſtehen 3
Leoparden, einer groͤſſer als der andre; am Rande lieſet man: Clypeus Woldemari,
D. S
q; R. et D. E.

Die narviſche Buͤrgerſchaft f) nahm er am Tage Jacobi gleichfals in
ſeinen genauern Schutz, beſtaͤtigte ihre von ſeinem Grosvater Erich erhaltene
Vorrechte, ſo wie ſeine revelſchen Buͤrger ſich derſelben frey bedienet, ſchuͤtzte ſie

bey
e) Ob gleich beim Huitfeld S. 494, Pontanus S. 474 und Meurſius lib. 4, die koͤ-
nigl. Urkunden um ein Jahr ſpaͤter unterzeichnet ſind, ſo beweiſet doch Hiaͤrne aus den
einheimiſchen Briefſchaften von 1345 den koͤnigl. Aufenthalt in Revel. Jn der einen
belehnet Woldemar einen Herrn Woldemar von Roſen, nebſt deſſen Soͤhnen und
Sohnsſohn, mit unterſchiedenen Hoͤfen und Dorfſchaften in Harrien, Wierland und
Allentaken; wobey Stigot Anderſon als Ritter, Rath und Hauptman uͤber Eſt-
land
zum Zeugen angefuͤhret wird. Der Koͤnig tituliret ſie perdilecti Domini et milties.
Der andre Brief, in welchem er dem Biſchof Olaus den Hof Kilpaner verkauft, iſt
vom 2ten Jenner 1346, 8 Tage nach Joh. des Evangel. und Apoſtels; und der dritte,
worin er der revelſchen Domkirche zu ſeiner, ſeiner lieben Helwig und ſeiner Vor-
fahren Seligkeit die Kirche St. Simon und Judaͤ in Karkuͤl einverleibet, vom 2ten
May, Tages nach Philippi und Jacobi. Alle 3 Briefe ſind zu Revel unterzeichnet;
der 4te aber ſchon zu Rotſchild auf Urbani, d. i. am 25ſten May 1346, als der
Koͤnig ſchon wieder in ſeinen Erblaͤndern angelanget, in welchem er das Jus patrona-
tus
uͤber 2 revelſche Pfarkirchen dem Domkapitel zu Revel ſchenkt, damit der Bi-
ſchof jaͤhrlich fuͤr ihn, ſeine Gemahlin Helwig, und ſeine Vorfahren 2 Seelmeſſen
halten und Spende austheilen ſollen.
f) Den erſten Gnadenbrief fuͤr die narviſche Kirche hat der revelſche Dechant Hein-
rich
von Beke 1425 vom Biſchof Heinrich in Abſchrift nehmen laſſen, und zwar auf
Anſuchen Herrn Heinrich Bremers, Pfarrherrn und Rectors zu Narva, der ihn
dem Ordensmeiſter vorzuweiſen hatte, und beſorgte, er duͤrfte einmal von Handen
kommen. Den andern fuͤr die Stadt Narva haben die Herren Buͤrgermeiſter in Re-
vel
1365 am ſechſten Tage vor Petri und Pauli mit ihrem Stadtſiegel erneuert. Bei-
de aber beweiſen das Daſeyn des Koͤnigs in dieſem Jahre.
B b
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[97/0115] Erzb. Engelb. v. Dahlen. zur Zeit der Reg. Burchards v. Dreylewen. Nichts deſto weniger ſahen ſich obgenante eſtlaͤndiſche Raͤthe gedrungen, auch das Schlos Narva gegen ein Darlehn von 1423 Mark rigiſchen Silbers dem lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter zu verſchreiben. Weil die unglaͤubigen und abtruͤnnigen Eſten ihren Verwandten und Blutsfreunden unmenſchliche Marter angethan, und ihre Guͤter und faſt ganz Harrien verwuͤſtet, ihre Kraͤfte aber zum Widerſtande nicht zureichen, und noch mehr Unruhe zu befuͤrchten ſeyn duͤrfte; ſo behaͤlt der Orden das Schlos 1 Jahr in Verwahrung fuͤr den Koͤnig von Daͤnnemark. Bleibet die Zahlung aus, ſo erſcheinen die Unterſchriebenen in Vellin und machen da Richtigkeit, ſtehen aber fuͤr keine Ausbeſſerungskoſten. Gezeichnet in Revel am Tage Pauli Bekehrung. 1345 Dieſes alles noͤthigte Woldemarn in eigner Perſon nach Eſtland aufzu- brechen e), und ſeine Unterthanen durch ſeine Gegenwart zu troͤſten, wo er auch den Winter uͤber zubrachte, die Einkuͤnfte des Kapitels vergroͤſſerte, Kirchen und Kapellen anlegte, den Staͤdten ihre Priviligien beſtaͤtigte und auf dem Schloſſe zu Revel die Kirche unſrer lieben Frauen ſtiftete. Er ſorgte auch fuͤr die Stadt Narva, und gab ihrer Kirche, die wenig Einkuͤnfte hatte, und von den Ruſ- ſen etliche mal abgebrant worden, am Mariaͤreinigungstage in Stigot An- derſons Gegenwart den Gnadenbrief, daß der Oberrichter (Advocatus) oder Befelshaber, den Pfarrherrn, nebſt ſeinem Kapellan und Scholaren an ſeinen Tiſch nehmen, ihnen alle Jahr einen Rock von ſchoͤnem Tuche, alle 2 Jahr einen Prie- ſterrock nebſt andern Nothwendigkeiten, wie auch Heu und Haber auf 2 Pferde zum Beſuch der Neubekehrten geben, und ihnen bey koͤnigl. Ungnade nichts davon abbrechen ſolle. Das daran befindliche Siegel iſt in weiſſem Wachs in einer waͤch- ſernen Kapſel (preſſula), und ſtelt auf einer Seite den Koͤnig auf dem Thron mit dem Scepter und Reichsapfel ſitzend vor, mit der Umſchrift: Woldemarus Dei G. Danorum Slavorumque Rex et Dux Eſtoniæ. Auf der andern Seite ſtehen 3 Leoparden, einer groͤſſer als der andre; am Rande lieſet man: Clypeus Woldemari, D. Sq; R. et D. E. Die narviſche Buͤrgerſchaft f) nahm er am Tage Jacobi gleichfals in ſeinen genauern Schutz, beſtaͤtigte ihre von ſeinem Grosvater Erich erhaltene Vorrechte, ſo wie ſeine revelſchen Buͤrger ſich derſelben frey bedienet, ſchuͤtzte ſie bey e) Ob gleich beim Huitfeld S. 494, Pontanus S. 474 und Meurſius lib. 4, die koͤ- nigl. Urkunden um ein Jahr ſpaͤter unterzeichnet ſind, ſo beweiſet doch Hiaͤrne aus den einheimiſchen Briefſchaften von 1345 den koͤnigl. Aufenthalt in Revel. Jn der einen belehnet Woldemar einen Herrn Woldemar von Roſen, nebſt deſſen Soͤhnen und Sohnsſohn, mit unterſchiedenen Hoͤfen und Dorfſchaften in Harrien, Wierland und Allentaken; wobey Stigot Anderſon als Ritter, Rath und Hauptman uͤber Eſt- land zum Zeugen angefuͤhret wird. Der Koͤnig tituliret ſie perdilecti Domini et milties. Der andre Brief, in welchem er dem Biſchof Olaus den Hof Kilpaner verkauft, iſt vom 2ten Jenner 1346, 8 Tage nach Joh. des Evangel. und Apoſtels; und der dritte, worin er der revelſchen Domkirche zu ſeiner, ſeiner lieben Helwig und ſeiner Vor- fahren Seligkeit die Kirche St. Simon und Judaͤ in Karkuͤl einverleibet, vom 2ten May, Tages nach Philippi und Jacobi. Alle 3 Briefe ſind zu Revel unterzeichnet; der 4te aber ſchon zu Rotſchild auf Urbani, d. i. am 25ſten May 1346, als der Koͤnig ſchon wieder in ſeinen Erblaͤndern angelanget, in welchem er das Jus patrona- tus uͤber 2 revelſche Pfarkirchen dem Domkapitel zu Revel ſchenkt, damit der Bi- ſchof jaͤhrlich fuͤr ihn, ſeine Gemahlin Helwig, und ſeine Vorfahren 2 Seelmeſſen halten und Spende austheilen ſollen. f) Den erſten Gnadenbrief fuͤr die narviſche Kirche hat der revelſche Dechant Hein- rich von Beke 1425 vom Biſchof Heinrich in Abſchrift nehmen laſſen, und zwar auf Anſuchen Herrn Heinrich Bremers, Pfarrherrn und Rectors zu Narva, der ihn dem Ordensmeiſter vorzuweiſen hatte, und beſorgte, er duͤrfte einmal von Handen kommen. Den andern fuͤr die Stadt Narva haben die Herren Buͤrgermeiſter in Re- vel 1365 am ſechſten Tage vor Petri und Pauli mit ihrem Stadtſiegel erneuert. Bei- de aber beweiſen das Daſeyn des Koͤnigs in dieſem Jahre. B b

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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik02_1753/115>, abgerufen am 04.05.2024.