[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747.von 1214 bis 1215. segnete und sprach: Wollet ihr wol der Abgötterey entsagen und an den1214einzigen GOtt der Christen glauben? Wie sie nun alle mit Ja antworte- ten, goß er Wasser auf sie und sagte: Jhr werdet also getaufet im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Nach dieser Verrichtung ward ihnen Friede gegeben, und nachdem man der Landesältesten Söhne zu Geisseln genommen, kehrte die Armee mit aller Beute, Raub und Ge- fangenen nach Liefland, und lobten für diese Heidenbekehrung GOtt, der da ge- lobt ist in Ewigkeit. g) Ein Graf von Altenburg oder Oldenburg von welchem oben n. 2. §. 9. Nach einem Ausruhen auf wenige Tage und nach wieder erlangten Kräften, h) Wenn es Malina oder Malinea geschrieben wäre: so würde ich darunter eine schnelle, über das Eis auftreibende Fluth verstehen, der sie bey ihrem Zug übers Eis hätten entgehen wollen. Es zeigens aber andere Stellen des Verfassers, daß malewa bey ihm ein gros- ser Schwarm Feinde **) bedeute. Siehe beym Jahr 1215 n. 2 und 1218 n. 7. Mir ist nicht bekant, wovon und aus welcher Sprache das Wort herkomme. Bey den Esthen bedeutet Wanlane einen Feind. Ob unser Verfasser dieses in sein Malewan verän- dert, getraue mich nicht auszumachen. §. 10. Nach volbrachten Osterfeyertagen aber schickten die Esthen an den König §. 11. Als die in Riga von des Bischofs Leuten und die Ordensbrüder die Anschlä- daß *) Das war vermuthlich die erste aber vergebliche Belagerung des Schlosses Mone. **) Wir haben schon oben angemerket, daß in unserm Manuscripte einmal Malewa stehe, wo das Gru- bersche militantium turba lieset, und also ein Kriegesheer bedeute. H h
von 1214 bis 1215. ſegnete und ſprach: Wollet ihr wol der Abgoͤtterey entſagen und an den1214einzigen GOtt der Chriſten glauben? Wie ſie nun alle mit Ja antworte- ten, goß er Waſſer auf ſie und ſagte: Jhr werdet alſo getaufet im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geiſtes. Nach dieſer Verrichtung ward ihnen Friede gegeben, und nachdem man der Landesaͤlteſten Soͤhne zu Geiſſeln genommen, kehrte die Armee mit aller Beute, Raub und Ge- fangenen nach Liefland, und lobten fuͤr dieſe Heidenbekehrung GOtt, der da ge- lobt iſt in Ewigkeit. g) Ein Graf von Altenburg oder Oldenburg von welchem oben n. 2. §. 9. Nach einem Ausruhen auf wenige Tage und nach wieder erlangten Kraͤften, h) Wenn es Malina oder Malinea geſchrieben waͤre: ſo wuͤrde ich darunter eine ſchnelle, uͤber das Eis auftreibende Fluth verſtehen, der ſie bey ihrem Zug uͤbers Eis haͤtten entgehen wollen. Es zeigens aber andere Stellen des Verfaſſers, daß malewa bey ihm ein groſ- ſer Schwarm Feinde **) bedeute. Siehe beym Jahr 1215 n. 2 und 1218 n. 7. Mir iſt nicht bekant, wovon und aus welcher Sprache das Wort herkomme. Bey den Eſthen bedeutet Wanlane einen Feind. Ob unſer Verfaſſer dieſes in ſein Malewan veraͤn- dert, getraue mich nicht auszumachen. §. 10. Nach volbrachten Oſterfeyertagen aber ſchickten die Eſthen an den Koͤnig §. 11. Als die in Riga von des Biſchofs Leuten und die Ordensbruͤder die Anſchlaͤ- daß *) Das war vermuthlich die erſte aber vergebliche Belagerung des Schloſſes Mone. **) Wir haben ſchon oben angemerket, daß in unſerm Manuſcripte einmal Malewa ſtehe, wo das Gru- berſche militantium turba lieſet, und alſo ein Kriegesheer bedeute. H h
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von 1214 bis 1215.
ſegnete und ſprach: Wollet ihr wol der Abgoͤtterey entſagen und an den
einzigen GOtt der Chriſten glauben? Wie ſie nun alle mit Ja antworte-
ten, goß er Waſſer auf ſie und ſagte: Jhr werdet alſo getaufet im Namen
des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geiſtes. Nach dieſer
Verrichtung ward ihnen Friede gegeben, und nachdem man der Landesaͤlteſten
Soͤhne zu Geiſſeln genommen, kehrte die Armee mit aller Beute, Raub und Ge-
fangenen nach Liefland, und lobten fuͤr dieſe Heidenbekehrung GOtt, der da ge-
lobt iſt in Ewigkeit.
g⁾ Ein Graf von Altenburg oder Oldenburg von welchem oben n. 2.
§. 9.
Nach einem Ausruhen auf wenige Tage und nach wieder erlangten Kraͤften,
verſamleten ſich die Rigiſchen mit den Liven und Letten von neuem, gingen
uͤber das Eis des Meers, das durch eine anhaltende ſtrenge Kaͤlte ſehr hart gefro-
ren war, und ſchlugen ſich mit ihrer Armee nach Oeſel. Da ſie nun ſehr guten
Weg zur See gefunden, ſo theilten ſie ihre Armee, durchzogen alle Straſſen und
Doͤrfer, erhaſchten viele, brachten alle Maͤnner um und hieſſen Weib, Kind und
Vieh mit ſich gehen. Sie kamen zwar bey einer Burg *) zuſammen und fochten
mit denen im Schloſſe, verwundeten auch einige und ſchoſſen ſie todt, konten aber
fuͤr alzuſtrenger Kaͤlte die Eroberung des Schloſſes ſelbſt nicht unternehmen, und
ſuchten alſo mit aller Beute und Gefangenen ihren Ruͤckweg uͤber das Eis. Und
da einige riefen, es kaͤme eine Malewa
h⁾
nach, ſo liefen etliche geſchwind nach dem
Feuer, etliche aber fielen dabey um und waren erfroren, daß ſie davon ſturben, die
andern aber kamen geſund nach Hauſe.
h⁾ Wenn es Malina oder Malinea geſchrieben waͤre: ſo wuͤrde ich darunter eine ſchnelle, uͤber
das Eis auftreibende Fluth verſtehen, der ſie bey ihrem Zug uͤbers Eis haͤtten entgehen
wollen. Es zeigens aber andere Stellen des Verfaſſers, daß malewa bey ihm ein groſ-
ſer Schwarm Feinde **) bedeute. Siehe beym Jahr 1215 n. 2 und 1218 n. 7. Mir iſt
nicht bekant, wovon und aus welcher Sprache das Wort herkomme. Bey den Eſthen
bedeutet Wanlane einen Feind. Ob unſer Verfaſſer dieſes in ſein Malewan veraͤn-
dert, getraue mich nicht auszumachen.
§. 10.
Nach volbrachten Oſterfeyertagen aber ſchickten die Eſthen an den Koͤnig
Woldemar von Ploſceke, er moͤchte mit einer zahlreichen Armee vor Riga
ziehen und es belagern. Sie ſelbſt verſprachen, die Liven und Letten unterdeſ-
ſen mit Krieg zu demuͤthigen, und dabey den Hafen in Duͤnemuͤnde zu ſperren.
Dem Koͤnig war der Rath der Treuloſen gefaͤllig, indem er die Kirche in Liefland
allezeit zu beunruhigen ſuchte, ſchickte nach Rußland und Litthauen, brachte
auch ein ſtarkes Heer Ruſſen und Litthauer zuſammen. Wie nun alle verſam-
let und fertig waren, der Koͤnig auch eben ins Schif ſteigen wolte, mit ihnen zu
reiſen; ſiehe! ſo fiel er gleich hin und ſtarb, und nahm ein ploͤtzliches und unverſe-
henes Ende; ſeine ganze Armee aber ging hierauf auseinander, und kehrte wie-
der in ihr Land.
§. 11.
Als die in Riga von des Biſchofs Leuten und die Ordensbruͤder die Anſchlaͤ-
ge der Eſthen erfuhren: ſo kauften ſie ein Laſtſchif, verſchanzten es rund umher
wie ein Schloß, legten funfzig Mann darauf mit Balliſten und Gewehr, ſetzten
es bey die Muͤndung des Duͤneſtroms, den Paß beym Eingang des Hafens zu
bewahren, damit nicht die Oeſeler kaͤmen, wie ehemals, und ihn verſchuͤtteten.
Wie nun der Koͤnig geſtorben, kam das Wort nach Oeſel, und da ſie hoͤrten,
daß
*) Das war vermuthlich die erſte aber vergebliche Belagerung des Schloſſes Mone.
**) Wir haben ſchon oben angemerket, daß in unſerm Manuſcripte einmal Malewa ſtehe, wo das Gru-
berſche militantium turba lieſet, und alſo ein Kriegesheer bedeute.
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