Lessing, Gotthold Ephraim: Nathan der Weise. Berlin, 1779.
Kein Bothe, -- Das, das wäre das Geschäft, Das weit glorreicher sey, als Judenmädchen Dem Feur entreißen? Klosterbruder. Muß doch wohl! Denn -- sagt Der Patriarch -- an diesem Briefchen sey Der ganzen Christenheit sehr viel gelegen. Dieß Briefchen wohl bestellt zu haben, -- sagt Der Patriarch, -- werd' einst im Himmel Gott Mit einer ganz besondern Krone lohnen. Und dieser Krone, -- sagt der Patriarch, -- Sey niemand würd'ger, als mein Herr. Tempelherr. Als ich? Klosterbruder. Denn diese Krone zu verdienen, -- sagt Der Patriarch, -- sey schwerlich jemand auch Geschickter, als mein Herr. Tempelherr. Als ich? Klosterbruder. Er sey Hier frey; könn' überall sich hier besehn; Versteh', wie eine Stadt zu stürmen und Zu schirmen; könne, -- sagt der Patriarch, -- Die Stärk' und Schwäche der von Saladin Neu aufgeführten, innern, zweyten Mauer Am C 4
Kein Bothe, — Das, das waͤre das Geſchaͤft, Das weit glorreicher ſey, als Judenmaͤdchen Dem Feur entreißen? Kloſterbruder. Muß doch wohl! Denn — ſagt Der Patriarch — an dieſem Briefchen ſey Der ganzen Chriſtenheit ſehr viel gelegen. Dieß Briefchen wohl beſtellt zu haben, — ſagt Der Patriarch, — werd’ einſt im Himmel Gott Mit einer ganz beſondern Krone lohnen. Und dieſer Krone, — ſagt der Patriarch, — Sey niemand wuͤrd’ger, als mein Herr. Tempelherr. Als ich? Kloſterbruder. Denn dieſe Krone zu verdienen, — ſagt Der Patriarch, — ſey ſchwerlich jemand auch Geſchickter, als mein Herr. Tempelherr. Als ich? Kloſterbruder. Er ſey Hier frey; koͤnn’ uͤberall ſich hier beſehn; Verſteh’, wie eine Stadt zu ſtuͤrmen und Zu ſchirmen; koͤnne, — ſagt der Patriarch, — Die Staͤrk’ und Schwaͤche der von Saladin Neu aufgefuͤhrten, innern, zweyten Mauer Am C 4
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#TEM"> <p><pb facs="#f0047" n="39"/> Kein Bothe, — Das, das waͤre das Geſchaͤft,<lb/> Das weit glorreicher ſey, als Judenmaͤdchen<lb/> Dem Feur entreißen?</p> </sp><lb/> <sp who="#KLO"> <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Kloſterbruder.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p><hi rendition="#et">Muß doch wohl! Denn — ſagt</hi><lb/> Der Patriarch — an dieſem Briefchen ſey<lb/> Der ganzen Chriſtenheit ſehr viel gelegen.<lb/> Dieß Briefchen wohl beſtellt zu haben, — ſagt<lb/> Der Patriarch, — werd’ einſt im Himmel Gott<lb/> Mit einer ganz beſondern Krone lohnen.<lb/> Und dieſer Krone, — ſagt der Patriarch, —<lb/> Sey niemand wuͤrd’ger, als mein Herr.</p> </sp><lb/> <sp who="#TEM"> <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Tempelherr.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p> <hi rendition="#et">Als ich?</hi> </p> </sp><lb/> <sp who="#KLO"> <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Kloſterbruder.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Denn dieſe Krone zu verdienen, — ſagt<lb/> Der Patriarch, — ſey ſchwerlich jemand auch<lb/> Geſchickter, als mein Herr.</p> </sp><lb/> <sp who="#TEM"> <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Tempelherr.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p> <hi rendition="#et">Als ich?</hi> </p> </sp><lb/> <sp who="#KLO"> <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Kloſterbruder.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p><hi rendition="#et">Er ſey</hi><lb/> Hier frey; koͤnn’ uͤberall ſich hier beſehn;<lb/> Verſteh’, wie eine Stadt zu ſtuͤrmen und<lb/> Zu ſchirmen; koͤnne, — ſagt der Patriarch, —<lb/> Die Staͤrk’ und Schwaͤche der von Saladin<lb/> Neu aufgefuͤhrten, innern, zweyten Mauer<lb/> <fw place="bottom" type="sig">C 4</fw><fw place="bottom" type="catch">Am</fw><lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [39/0047]
Kein Bothe, — Das, das waͤre das Geſchaͤft,
Das weit glorreicher ſey, als Judenmaͤdchen
Dem Feur entreißen?
Kloſterbruder.
Muß doch wohl! Denn — ſagt
Der Patriarch — an dieſem Briefchen ſey
Der ganzen Chriſtenheit ſehr viel gelegen.
Dieß Briefchen wohl beſtellt zu haben, — ſagt
Der Patriarch, — werd’ einſt im Himmel Gott
Mit einer ganz beſondern Krone lohnen.
Und dieſer Krone, — ſagt der Patriarch, —
Sey niemand wuͤrd’ger, als mein Herr.
Tempelherr.
Als ich?
Kloſterbruder.
Denn dieſe Krone zu verdienen, — ſagt
Der Patriarch, — ſey ſchwerlich jemand auch
Geſchickter, als mein Herr.
Tempelherr.
Als ich?
Kloſterbruder.
Er ſey
Hier frey; koͤnn’ uͤberall ſich hier beſehn;
Verſteh’, wie eine Stadt zu ſtuͤrmen und
Zu ſchirmen; koͤnne, — ſagt der Patriarch, —
Die Staͤrk’ und Schwaͤche der von Saladin
Neu aufgefuͤhrten, innern, zweyten Mauer
Am
C 4
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_nathan_1779 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_nathan_1779/47 |
Zitationshilfe: | Lessing, Gotthold Ephraim: Nathan der Weise. Berlin, 1779, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_nathan_1779/47>, abgerufen am 16.02.2025. |