Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lessing, Gotthold Ephraim: Nathan der Weise. Berlin, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite
Tempelherr.
Wenn ich nun melancholisch gern mich fühlte? --
Doch dieser Warnung wegen wurdet Jhr
Mir doch nicht nachgeschickt?
Klosterbruder.
O nein! -- Jch soll
Mich nur nach Euch erkunden; auf den Zahn
Euch fühlen.
Tempelherr.
Und das sagt Jhr mir so selbst?
Klosterbruder.
Warum nicht?
Tempelherr.
(Ein verschmitzter Bruder!) -- Hat
Das Kloster Eures gleichen mehr?
Klosterbruder.
Weiß nicht.
Jch muß gehorchen, lieber Herr.
Tempelherr.
Und da
Gehorcht Jhr denn auch ohne viel zu klügeln?
Klosterbruder.
Wär's sonst gehorchen, lieber Herr?
Tempelherr.
(Daß doch
Die Einfalt immer Recht behält!) -- Jhr dürft
Mir
C 2
Tempelherr.
Wenn ich nun melancholiſch gern mich fuͤhlte? —
Doch dieſer Warnung wegen wurdet Jhr
Mir doch nicht nachgeſchickt?
Kloſterbruder.
O nein! — Jch ſoll
Mich nur nach Euch erkunden; auf den Zahn
Euch fuͤhlen.
Tempelherr.
Und das ſagt Jhr mir ſo ſelbſt?
Kloſterbruder.
Warum nicht?
Tempelherr.
(Ein verſchmitzter Bruder!) — Hat
Das Kloſter Eures gleichen mehr?
Kloſterbruder.
Weiß nicht.
Jch muß gehorchen, lieber Herr.
Tempelherr.
Und da
Gehorcht Jhr denn auch ohne viel zu kluͤgeln?
Kloſterbruder.
Waͤr’s ſonſt gehorchen, lieber Herr?
Tempelherr.
(Daß doch
Die Einfalt immer Recht behaͤlt!) — Jhr duͤrft
Mir
C 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0043" n="35"/>
            <sp who="#TEM">
              <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Tempelherr.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p>Wenn ich nun melancholi&#x017F;ch gern mich fu&#x0364;hlte? &#x2014;<lb/>
Doch die&#x017F;er Warnung wegen wurdet Jhr<lb/>
Mir doch nicht nachge&#x017F;chickt?</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#KLO">
              <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Klo&#x017F;terbruder.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p><hi rendition="#et">O nein! &#x2014; Jch &#x017F;oll</hi><lb/>
Mich nur nach Euch erkunden; auf den Zahn<lb/>
Euch fu&#x0364;hlen.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#TEM">
              <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Tempelherr.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p> <hi rendition="#et">Und das &#x017F;agt Jhr mir &#x017F;o &#x017F;elb&#x017F;t?</hi> </p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#KLO">
              <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Klo&#x017F;terbruder.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p>Warum nicht?</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#TEM">
              <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Tempelherr.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p><hi rendition="#et">(Ein ver&#x017F;chmitzter Bruder!) &#x2014; Hat</hi><lb/>
Das Klo&#x017F;ter Eures gleichen mehr?</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#KLO">
              <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Klo&#x017F;terbruder.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p><hi rendition="#et">Weiß nicht.</hi><lb/>
Jch muß gehorchen, lieber Herr.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#TEM">
              <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Tempelherr.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p><hi rendition="#et">Und da</hi><lb/>
Gehorcht Jhr denn auch ohne viel zu klu&#x0364;geln?</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#KLO">
              <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Klo&#x017F;terbruder.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p>Wa&#x0364;r&#x2019;s &#x017F;on&#x017F;t gehorchen, lieber Herr?</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#TEM">
              <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Tempelherr.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p><hi rendition="#et">(Daß doch</hi><lb/>
Die Einfalt immer Recht beha&#x0364;lt!) &#x2014; Jhr du&#x0364;rft<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">C 2</fw><fw place="bottom" type="catch">Mir</fw><lb/></p>
            </sp>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[35/0043] Tempelherr. Wenn ich nun melancholiſch gern mich fuͤhlte? — Doch dieſer Warnung wegen wurdet Jhr Mir doch nicht nachgeſchickt? Kloſterbruder. O nein! — Jch ſoll Mich nur nach Euch erkunden; auf den Zahn Euch fuͤhlen. Tempelherr. Und das ſagt Jhr mir ſo ſelbſt? Kloſterbruder. Warum nicht? Tempelherr. (Ein verſchmitzter Bruder!) — Hat Das Kloſter Eures gleichen mehr? Kloſterbruder. Weiß nicht. Jch muß gehorchen, lieber Herr. Tempelherr. Und da Gehorcht Jhr denn auch ohne viel zu kluͤgeln? Kloſterbruder. Waͤr’s ſonſt gehorchen, lieber Herr? Tempelherr. (Daß doch Die Einfalt immer Recht behaͤlt!) — Jhr duͤrft Mir C 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_nathan_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_nathan_1779/43
Zitationshilfe: Lessing, Gotthold Ephraim: Nathan der Weise. Berlin, 1779, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_nathan_1779/43>, abgerufen am 22.11.2024.