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Lessing, Gotthold Ephraim: Nathan der Weise. Berlin, 1779.

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Recha.
Und diesen Vater -- Ah! es muß
Heraus! Mein Herz will Luft, will Luft ...

(wirft sich, von Thränen überwältiget, zu ihren Füssen.)
Sittah.
Kind, was
Geschieht dir? Recha?
Recha.
Diesen Vater soll --
Soll ich verlieren!
Sittah.
Du? verlieren? ihn?
Wie das? -- Sey ruhig! -- Nimmermehr! -- Steh auf
Recha.
Du sollst vergebens dich zu meiner Freundinn,
Zu meiner Schwester nicht erbothen haben!
Sittah.
Jch bins ja! bins! -- Steh doch nur auf! Jch muß
Sonst Hülfe rufen.
Recha.
(die sich ermannt und aufsteht)
Ah! verzeih! vergieb! --
Mein Schmerz hat mich vergessen machen, wer
Du bist. Vor Sittah gilt kein Winseln, kein
Verzweifeln. Kalte, ruhige Vernunft
Will alles über sie allein vermögen.
Weß Sache diese bey ihr führt, der siegt!

Sittah.
Recha.
Und dieſen Vater — Ah! es muß
Heraus! Mein Herz will Luft, will Luft …

(wirft ſich, von Thraͤnen uͤberwaͤltiget, zu ihren Fuͤſſen.)
Sittah.
Kind, was
Geſchieht dir? Recha?
Recha.
Dieſen Vater ſoll —
Soll ich verlieren!
Sittah.
Du? verlieren? ihn?
Wie das? — Sey ruhig! — Nimmermehr! — Steh auf
Recha.
Du ſollſt vergebens dich zu meiner Freundinn,
Zu meiner Schweſter nicht erbothen haben!
Sittah.
Jch bins ja! bins! — Steh doch nur auf! Jch muß
Sonſt Huͤlfe rufen.
Recha.
(die ſich ermannt und aufſteht)
Ah! verzeih! vergieb! —
Mein Schmerz hat mich vergeſſen machen, wer
Du biſt. Vor Sittah gilt kein Winſeln, kein
Verzweifeln. Kalte, ruhige Vernunft
Will alles uͤber ſie allein vermoͤgen.
Weß Sache dieſe bey ihr fuͤhrt, der ſiegt!

Sittah.
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[219/0227] Recha. Und dieſen Vater — Ah! es muß Heraus! Mein Herz will Luft, will Luft … (wirft ſich, von Thraͤnen uͤberwaͤltiget, zu ihren Fuͤſſen.) Sittah. Kind, was Geſchieht dir? Recha? Recha. Dieſen Vater ſoll — Soll ich verlieren! Sittah. Du? verlieren? ihn? Wie das? — Sey ruhig! — Nimmermehr! — Steh auf Recha. Du ſollſt vergebens dich zu meiner Freundinn, Zu meiner Schweſter nicht erbothen haben! Sittah. Jch bins ja! bins! — Steh doch nur auf! Jch muß Sonſt Huͤlfe rufen. Recha. (die ſich ermannt und aufſteht) Ah! verzeih! vergieb! — Mein Schmerz hat mich vergeſſen machen, wer Du biſt. Vor Sittah gilt kein Winſeln, kein Verzweifeln. Kalte, ruhige Vernunft Will alles uͤber ſie allein vermoͤgen. Weß Sache dieſe bey ihr fuͤhrt, der ſiegt! Sittah.

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Zitationshilfe: Lessing, Gotthold Ephraim: Nathan der Weise. Berlin, 1779, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_nathan_1779/227>, abgerufen am 24.11.2024.