Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lessing, Gotthold Ephraim: Nathan der Weise. Berlin, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite
Nathan.
Hieß nicht ihr Bruder
Conrad von Stauffen? -- und war Tempelherr?
Klosterbruder.
Wenn michs nicht triegt. Doch halt! Da fällt mir ein,
Daß ich vom selgen Herrn ein Büchelchen
Noch hab'. Jch zogs ihm aus dem Busen, als
Wir ihn bey Askalon verscharrten.
Nathan.
Nun?
Klosterbruder.
Es sind Gebete drinn. Wir nennens ein
Brevier. -- Das, dacht' ich, kann ein Christenmensch
Ja wohl noch brauchen. -- Jch nun freylich nicht --
Jch kann nicht lesen --
Nathan.
Thut nichts! -- Nur zur Sache.
Klosterbruder.
Jn diesem Büchelchen stehn vorn und hinten,
Wie ich mir sagen lassen, mit des Herrn
Selbsteigner Hand, die Angehörigen
Von ihm und ihr geschrieben.
Nathan.
O erwünscht!
Geht! lauft! hohlt mir das Büchelchen. Geschwind!
Jch
Nathan.
Hieß nicht ihr Bruder
Conrad von Stauffen? — und war Tempelherr?
Kloſterbruder.
Wenn michs nicht triegt. Doch halt! Da faͤllt mir ein,
Daß ich vom ſelgen Herrn ein Buͤchelchen
Noch hab’. Jch zogs ihm aus dem Buſen, als
Wir ihn bey Askalon verſcharrten.
Nathan.
Nun?
Kloſterbruder.
Es ſind Gebete drinn. Wir nennens ein
Brevier. — Das, dacht’ ich, kann ein Chriſtenmenſch
Ja wohl noch brauchen. — Jch nun freylich nicht —
Jch kann nicht leſen —
Nathan.
Thut nichts! — Nur zur Sache.
Kloſterbruder.
Jn dieſem Buͤchelchen ſtehn vorn und hinten,
Wie ich mir ſagen laſſen, mit des Herrn
Selbſteigner Hand, die Angehoͤrigen
Von ihm und ihr geſchrieben.
Nathan.
O erwuͤnſcht!
Geht! lauft! hohlt mir das Buͤchelchen. Geſchwind!
Jch
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0198" n="190"/>
            <sp who="#NAT">
              <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#g">Nathan.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p><hi rendition="#et">Hieß nicht ihr Bruder</hi><lb/>
Conrad von Stauffen? &#x2014; und war Tempelherr?</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#KLO">
              <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#g">Klo&#x017F;terbruder.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p>Wenn michs nicht triegt. Doch halt! Da fa&#x0364;llt mir ein,<lb/>
Daß ich vom &#x017F;elgen Herrn ein Bu&#x0364;chelchen<lb/>
Noch hab&#x2019;. Jch zogs ihm aus dem Bu&#x017F;en, als<lb/>
Wir ihn bey Askalon ver&#x017F;charrten.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#NAT">
              <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#g">Nathan.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p> <hi rendition="#et">Nun?</hi> </p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#KLO">
              <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#g">Klo&#x017F;terbruder.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p>Es &#x017F;ind Gebete drinn. Wir nennens ein<lb/>
Brevier. &#x2014; Das, dacht&#x2019; ich, kann ein Chri&#x017F;tenmen&#x017F;ch<lb/>
Ja wohl noch brauchen. &#x2014; Jch nun freylich nicht &#x2014;<lb/>
Jch kann nicht le&#x017F;en &#x2014;</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#NAT">
              <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#g">Nathan.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p> <hi rendition="#et">Thut nichts! &#x2014; Nur zur Sache.</hi> </p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#KLO">
              <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#g">Klo&#x017F;terbruder.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p>Jn die&#x017F;em Bu&#x0364;chelchen &#x017F;tehn vorn und hinten,<lb/>
Wie ich mir &#x017F;agen la&#x017F;&#x017F;en, mit des Herrn<lb/>
Selb&#x017F;teigner Hand, die Angeho&#x0364;rigen<lb/>
Von ihm und ihr ge&#x017F;chrieben.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#NAT">
              <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#g">Nathan.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p><hi rendition="#et">O erwu&#x0364;n&#x017F;cht!</hi><lb/>
Geht! lauft! hohlt mir das Bu&#x0364;chelchen. Ge&#x017F;chwind!<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Jch</fw><lb/></p>
            </sp>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[190/0198] Nathan. Hieß nicht ihr Bruder Conrad von Stauffen? — und war Tempelherr? Kloſterbruder. Wenn michs nicht triegt. Doch halt! Da faͤllt mir ein, Daß ich vom ſelgen Herrn ein Buͤchelchen Noch hab’. Jch zogs ihm aus dem Buſen, als Wir ihn bey Askalon verſcharrten. Nathan. Nun? Kloſterbruder. Es ſind Gebete drinn. Wir nennens ein Brevier. — Das, dacht’ ich, kann ein Chriſtenmenſch Ja wohl noch brauchen. — Jch nun freylich nicht — Jch kann nicht leſen — Nathan. Thut nichts! — Nur zur Sache. Kloſterbruder. Jn dieſem Buͤchelchen ſtehn vorn und hinten, Wie ich mir ſagen laſſen, mit des Herrn Selbſteigner Hand, die Angehoͤrigen Von ihm und ihr geſchrieben. Nathan. O erwuͤnſcht! Geht! lauft! hohlt mir das Buͤchelchen. Geſchwind! Jch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_nathan_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_nathan_1779/198
Zitationshilfe: Lessing, Gotthold Ephraim: Nathan der Weise. Berlin, 1779, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_nathan_1779/198>, abgerufen am 28.03.2024.