Lessing, Gotthold Ephraim: Nathan der Weise. Berlin, 1779.
Von dieser süssen Träumerey ist immer Doch so viel wahr, daß mir in meinem Herbst Ein Assad wieder blühen soll. -- Du bist Es doch zufrieden, Ritter? Tempelherr. Alles, was Von dir mir kömmt, -- sey was es will -- das lag Als Wunsch in meiner Seele. Saladin. Laß uns das Sogleich versuchen. -- Bliebst du wohl bey mir? Um mir? -- Als Christ, als Muselmann: gleich viel! Jm weißen Mantel, oder Jamerlonk; Jm Tulban, oder deinem Filze: wie Du willst! Gleich viel! Jch habe nie verlangt, Daß allen Bäumen eine Rinde wachse. Tempelherr. Sonst wärst du wohl auch schwerlich, der du bist: Der Held, der lieber Gottes Gärtner wäre. Saladin. Nun dann; wenn du nicht schlechter von mir denkst: So wären wir ja halb schon richtig? Tempelherr. Ganz! Saladin.
(ihm die Hand biethend) Ein Wort? Tempel- L 3
Von dieſer ſuͤſſen Traͤumerey iſt immer Doch ſo viel wahr, daß mir in meinem Herbſt Ein Aſſad wieder bluͤhen ſoll. — Du biſt Es doch zufrieden, Ritter? Tempelherr. Alles, was Von dir mir koͤmmt, — ſey was es will — das lag Als Wunſch in meiner Seele. Saladin. Laß uns das Sogleich verſuchen. — Bliebſt du wohl bey mir? Um mir? — Als Chriſt, als Muſelmann: gleich viel! Jm weißen Mantel, oder Jamerlonk; Jm Tulban, oder deinem Filze: wie Du willſt! Gleich viel! Jch habe nie verlangt, Daß allen Baͤumen eine Rinde wachſe. Tempelherr. Sonſt waͤrſt du wohl auch ſchwerlich, der du biſt: Der Held, der lieber Gottes Gaͤrtner waͤre. Saladin. Nun dann; wenn du nicht ſchlechter von mir denkſt: So waͤren wir ja halb ſchon richtig? Tempelherr. Ganz! Saladin.
(ihm die Hand biethend) Ein Wort? Tempel- L 3
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#SAL"> <p><pb facs="#f0173" n="165"/> Von dieſer ſuͤſſen Traͤumerey iſt immer<lb/> Doch ſo viel wahr, daß mir in meinem Herbſt<lb/> Ein Aſſad wieder bluͤhen ſoll. — Du biſt<lb/> Es doch zufrieden, Ritter?</p> </sp><lb/> <sp who="#TEM"> <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#g">Tempelherr.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p><hi rendition="#et">Alles, was</hi><lb/> Von dir mir koͤmmt, — ſey was es will — das lag<lb/> Als Wunſch in meiner Seele.</p> </sp><lb/> <sp who="#SAL"> <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#g">Saladin.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p><hi rendition="#et">Laß uns das</hi><lb/> Sogleich verſuchen. — Bliebſt du wohl bey mir?<lb/> Um mir? — Als Chriſt, als Muſelmann: gleich viel!<lb/> Jm weißen Mantel, oder Jamerlonk;<lb/> Jm Tulban, oder deinem Filze: wie<lb/> Du willſt! Gleich viel! Jch habe nie verlangt,<lb/> Daß allen Baͤumen eine Rinde wachſe.</p> </sp><lb/> <sp who="#TEM"> <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#g">Tempelherr.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Sonſt waͤrſt du wohl auch ſchwerlich, der du biſt:<lb/> Der Held, der lieber Gottes Gaͤrtner waͤre.</p> </sp><lb/> <sp who="#SAL"> <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#g">Saladin.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Nun dann; wenn du nicht ſchlechter von mir denkſt:<lb/> So waͤren wir ja halb ſchon richtig?</p> </sp><lb/> <sp who="#TEM"> <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#g">Tempelherr.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p> <hi rendition="#et">Ganz!</hi> </p> </sp><lb/> <sp who="#SAL"> <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#g">Saladin.</hi> </hi> </speaker><lb/> <stage>(ihm die Hand biethend)</stage><lb/> <p>Ein Wort?</p><lb/> <fw place="bottom" type="sig">L 3</fw> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Tempel-</hi> </fw><lb/> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [165/0173]
Von dieſer ſuͤſſen Traͤumerey iſt immer
Doch ſo viel wahr, daß mir in meinem Herbſt
Ein Aſſad wieder bluͤhen ſoll. — Du biſt
Es doch zufrieden, Ritter?
Tempelherr.
Alles, was
Von dir mir koͤmmt, — ſey was es will — das lag
Als Wunſch in meiner Seele.
Saladin.
Laß uns das
Sogleich verſuchen. — Bliebſt du wohl bey mir?
Um mir? — Als Chriſt, als Muſelmann: gleich viel!
Jm weißen Mantel, oder Jamerlonk;
Jm Tulban, oder deinem Filze: wie
Du willſt! Gleich viel! Jch habe nie verlangt,
Daß allen Baͤumen eine Rinde wachſe.
Tempelherr.
Sonſt waͤrſt du wohl auch ſchwerlich, der du biſt:
Der Held, der lieber Gottes Gaͤrtner waͤre.
Saladin.
Nun dann; wenn du nicht ſchlechter von mir denkſt:
So waͤren wir ja halb ſchon richtig?
Tempelherr.
Ganz!
Saladin.
(ihm die Hand biethend)
Ein Wort?
Tempel-
L 3
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_nathan_1779 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_nathan_1779/173 |
Zitationshilfe: | Lessing, Gotthold Ephraim: Nathan der Weise. Berlin, 1779, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_nathan_1779/173>, abgerufen am 16.02.2025. |