Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lessing, Gotthold Ephraim: Nathan der Weise. Berlin, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite
Daja.
Und seyd denn Jhr bereits so ruhig wieder?
Recha.
Das bin ich; ja das bin ich ...
Daja.
Wenigstens
Gesteht, daß Jhr Euch seiner Unruh freut;
Und seiner Unruh danket, was Jhr itzt
Von Ruh' genießt.
Recha.
Mir völlig unbewußt!
Denn was ich höchstens dir gestehen könnte,
Wär', daß es mich -- mich selbst befremdet, wie
Auf einen solchen Sturm in meinem Herzen
So eine Stille plötzlich folgen können.
Sein voller Anblick, sein Gespräch, sein Thun
Hat mich ...
Daja.
Gesättigt schon?
Recha.
Gesättigt, will
Jch nun nicht sagen; nein -- bey weitem nicht --
Daja.
Den heissen Hunger nur gestillt.
Recha.
Nun ja;
Wenn du so willst.

Daja.
Daja.
Und ſeyd denn Jhr bereits ſo ruhig wieder?
Recha.
Das bin ich; ja das bin ich …
Daja.
Wenigſtens
Geſteht, daß Jhr Euch ſeiner Unruh freut;
Und ſeiner Unruh danket, was Jhr itzt
Von Ruh’ genießt.
Recha.
Mir voͤllig unbewußt!
Denn was ich hoͤchſtens dir geſtehen koͤnnte,
Waͤr’, daß es mich — mich ſelbſt befremdet, wie
Auf einen ſolchen Sturm in meinem Herzen
So eine Stille ploͤtzlich folgen koͤnnen.
Sein voller Anblick, ſein Geſpraͤch, ſein Thun
Hat mich …
Daja.
Geſaͤttigt ſchon?
Recha.
Geſaͤttigt, will
Jch nun nicht ſagen; nein — bey weitem nicht —
Daja.
Den heiſſen Hunger nur geſtillt.
Recha.
Nun ja;
Wenn du ſo willſt.

Daja.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0116" n="108"/>
            <sp who="#DAJ">
              <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#g">Daja.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p>Und &#x017F;eyd denn Jhr bereits &#x017F;o ruhig wieder?</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#REC">
              <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#g">Recha.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p>Das bin ich; ja das bin ich &#x2026;</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#DAJ">
              <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#g">Daja.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p><hi rendition="#et">Wenig&#x017F;tens</hi><lb/>
Ge&#x017F;teht, daß Jhr Euch &#x017F;einer Unruh freut;<lb/>
Und &#x017F;einer Unruh danket, was Jhr itzt<lb/>
Von Ruh&#x2019; genießt.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#REC">
              <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#g">Recha.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p><hi rendition="#et">Mir vo&#x0364;llig unbewußt!</hi><lb/>
Denn was ich ho&#x0364;ch&#x017F;tens dir ge&#x017F;tehen ko&#x0364;nnte,<lb/>
Wa&#x0364;r&#x2019;, daß es mich &#x2014; mich &#x017F;elb&#x017F;t befremdet, wie<lb/>
Auf einen &#x017F;olchen Sturm in meinem Herzen<lb/>
So eine Stille plo&#x0364;tzlich folgen ko&#x0364;nnen.<lb/>
Sein voller Anblick, &#x017F;ein Ge&#x017F;pra&#x0364;ch, &#x017F;ein Thun<lb/>
Hat mich &#x2026;</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#DAJ">
              <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#g">Daja.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p> <hi rendition="#et">Ge&#x017F;a&#x0364;ttigt &#x017F;chon?</hi> </p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#REC">
              <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#g">Recha.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p><hi rendition="#et">Ge&#x017F;a&#x0364;ttigt, will</hi><lb/>
Jch nun nicht &#x017F;agen; nein &#x2014; bey weitem nicht &#x2014;</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#DAJ">
              <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#g">Daja.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p>Den hei&#x017F;&#x017F;en Hunger nur ge&#x017F;tillt.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#REC">
              <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#g">Recha.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p><hi rendition="#et">Nun ja;</hi><lb/>
Wenn du &#x017F;o will&#x017F;t.</p><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Daja.</hi> </fw><lb/>
            </sp>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[108/0116] Daja. Und ſeyd denn Jhr bereits ſo ruhig wieder? Recha. Das bin ich; ja das bin ich … Daja. Wenigſtens Geſteht, daß Jhr Euch ſeiner Unruh freut; Und ſeiner Unruh danket, was Jhr itzt Von Ruh’ genießt. Recha. Mir voͤllig unbewußt! Denn was ich hoͤchſtens dir geſtehen koͤnnte, Waͤr’, daß es mich — mich ſelbſt befremdet, wie Auf einen ſolchen Sturm in meinem Herzen So eine Stille ploͤtzlich folgen koͤnnen. Sein voller Anblick, ſein Geſpraͤch, ſein Thun Hat mich … Daja. Geſaͤttigt ſchon? Recha. Geſaͤttigt, will Jch nun nicht ſagen; nein — bey weitem nicht — Daja. Den heiſſen Hunger nur geſtillt. Recha. Nun ja; Wenn du ſo willſt. Daja.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_nathan_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_nathan_1779/116
Zitationshilfe: Lessing, Gotthold Ephraim: Nathan der Weise. Berlin, 1779, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_nathan_1779/116>, abgerufen am 20.04.2024.