Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lessing, Gotthold Ephraim: Minna von Barnhelm, oder das Soldatenglück. Berlin, 1767.

Bild:
<< vorherige Seite
Minna von Barnhelm,


"machte, sich zu Eurem Vortheil aufgekläret
"hat. Mein Bruder war des nähern da-
"von unterrichtet, und sein Zeugniß hat
"Euch für mehr als unschuldig erkläret. Die
"Hofstaatskasse hat Ordre, Euch den bewuß-
"ten Wechsel wieder auszuliefern, und die
"gethanen Vorschüße zu bezahlen; auch habe
"ich befohlen, daß alles, was die Feldkriegs-
"kassen wider Eure Rechnungen urgiren,
"niedergeschlagen werde. Meldet mir, ob
"Euch Eure Gesundheit erlaubet, wieder
"Dienste zu nehmen. Jch möchte nicht gern
"einen Mann von Eurer Bravour und
"Denkungsart entbehren. Jch bin Euer
"wohlaffektionirter König etc.
v. Tellheim. Nun, was sagen Sie hierzu,
mein Fräulein?
Das Fräulein. (indem sie den Brief wieder zu-
sammenschlägt, und zurückgiebt)
Jch? nichts.
v. Tellheim. Nichts?
Das Fräulein. Doch ja: daß Jhr König,
der ein großer Mann ist, auch wohl ein guter
Mann
Minna von Barnhelm,


„machte, ſich zu Eurem Vortheil aufgeklaͤret
„hat. Mein Bruder war des naͤhern da-
„von unterrichtet, und ſein Zeugniß hat
„Euch fuͤr mehr als unſchuldig erklaͤret. Die
„Hofſtaatskaſſe hat Ordre, Euch den bewuß-
„ten Wechſel wieder auszuliefern, und die
„gethanen Vorſchuͤße zu bezahlen; auch habe
„ich befohlen, daß alles, was die Feldkriegs-
„kaſſen wider Eure Rechnungen urgiren,
„niedergeſchlagen werde. Meldet mir, ob
„Euch Eure Geſundheit erlaubet, wieder
„Dienſte zu nehmen. Jch moͤchte nicht gern
„einen Mann von Eurer Bravour und
„Denkungsart entbehren. Jch bin Euer
„wohlaffektionirter Koͤnig ꝛc.
v. Tellheim. Nun, was ſagen Sie hierzu,
mein Fraͤulein?
Das Fraͤulein. (indem ſie den Brief wieder zu-
ſammenſchlaͤgt, und zuruͤckgiebt)
Jch? nichts.
v. Tellheim. Nichts?
Das Fraͤulein. Doch ja: daß Jhr Koͤnig,
der ein großer Mann iſt, auch wohl ein guter
Mann
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#MIN">
            <p>
              <pb facs="#f0174" n="170"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Minna von Barnhelm,</hi> </fw><lb/>
              <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <hi rendition="#et">&#x201E;machte, &#x017F;ich zu Eurem Vortheil aufgekla&#x0364;ret<lb/>
&#x201E;hat. Mein Bruder war des na&#x0364;hern da-<lb/>
&#x201E;von unterrichtet, und &#x017F;ein Zeugniß hat<lb/>
&#x201E;Euch fu&#x0364;r mehr als un&#x017F;chuldig erkla&#x0364;ret. Die<lb/>
&#x201E;Hof&#x017F;taatska&#x017F;&#x017F;e hat Ordre, Euch den bewuß-<lb/>
&#x201E;ten Wech&#x017F;el wieder auszuliefern, und die<lb/>
&#x201E;gethanen Vor&#x017F;chu&#x0364;ße zu bezahlen; auch habe<lb/>
&#x201E;ich befohlen, daß alles, was die Feldkriegs-<lb/>
&#x201E;ka&#x017F;&#x017F;en wider Eure Rechnungen urgiren,<lb/>
&#x201E;niederge&#x017F;chlagen werde. Meldet mir, ob<lb/>
&#x201E;Euch Eure Ge&#x017F;undheit erlaubet, wieder<lb/>
&#x201E;Dien&#x017F;te zu nehmen. Jch mo&#x0364;chte nicht gern<lb/>
&#x201E;einen Mann von Eurer Bravour und<lb/>
&#x201E;Denkungsart entbehren. Jch bin Euer<lb/>
&#x201E;wohlaffektionirter Ko&#x0364;nig &#xA75B;c.</hi> </p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#TEL">
            <speaker> <hi rendition="#fr">v. Tellheim.</hi> </speaker>
            <p>Nun, was &#x017F;agen Sie hierzu,<lb/>
mein Fra&#x0364;ulein?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MIN">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Das Fra&#x0364;ulein.</hi> </speaker>
            <stage>(indem &#x017F;ie den Brief wieder zu-<lb/>
&#x017F;ammen&#x017F;chla&#x0364;gt, und zuru&#x0364;ckgiebt)</stage>
            <p>Jch? nichts.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#TEL">
            <speaker> <hi rendition="#fr">v. Tellheim.</hi> </speaker>
            <p>Nichts?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MIN">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Das Fra&#x0364;ulein.</hi> </speaker>
            <p>Doch ja: daß Jhr Ko&#x0364;nig,<lb/>
der ein großer Mann i&#x017F;t, auch wohl ein guter<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Mann</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[170/0174] Minna von Barnhelm, „machte, ſich zu Eurem Vortheil aufgeklaͤret „hat. Mein Bruder war des naͤhern da- „von unterrichtet, und ſein Zeugniß hat „Euch fuͤr mehr als unſchuldig erklaͤret. Die „Hofſtaatskaſſe hat Ordre, Euch den bewuß- „ten Wechſel wieder auszuliefern, und die „gethanen Vorſchuͤße zu bezahlen; auch habe „ich befohlen, daß alles, was die Feldkriegs- „kaſſen wider Eure Rechnungen urgiren, „niedergeſchlagen werde. Meldet mir, ob „Euch Eure Geſundheit erlaubet, wieder „Dienſte zu nehmen. Jch moͤchte nicht gern „einen Mann von Eurer Bravour und „Denkungsart entbehren. Jch bin Euer „wohlaffektionirter Koͤnig ꝛc. v. Tellheim. Nun, was ſagen Sie hierzu, mein Fraͤulein? Das Fraͤulein. (indem ſie den Brief wieder zu- ſammenſchlaͤgt, und zuruͤckgiebt) Jch? nichts. v. Tellheim. Nichts? Das Fraͤulein. Doch ja: daß Jhr Koͤnig, der ein großer Mann iſt, auch wohl ein guter Mann

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_minna_1767
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_minna_1767/174
Zitationshilfe: Lessing, Gotthold Ephraim: Minna von Barnhelm, oder das Soldatenglück. Berlin, 1767, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_minna_1767/174>, abgerufen am 21.11.2024.