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Lessing, Gotthold Ephraim: Minna von Barnhelm, oder das Soldatenglück. Berlin, 1767.

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oder das Soldatenglück.


öfnet. Der Trieb der Selbsterhaltung erwacht,
da ich etwas Kostbarers zu erhalten habe, als mich,
und es durch mich zu erhalten habe. Lassen Sie
Sich, mein Fräulein, das Wort Mittleid nicht
beleidigen. Von der unschuldigen Ursache unsers
Unglücks, können wir es ohne Erniedrigung hören.
Jch bin diese Ursache; durch mich, Minna, ver-
lieren Sie Freunde und Anverwandte, Vermögen
und Vaterland. Durch mich, in mir müssen Sie
alles dieses wiederfinden, oder ich habe das Ver-
derben der Liebenswürdigsten Jhres Geschlechts
auf meiner Seele. Lassen Sie mich keine Zukunft
denken, wo ich mich selbst hassen müßte. --
Nein, nichts soll mich hier länger halten. Von
diesem Augenblicke an, will ich dem Unrechte,
das mir hier wiederfährt, nichts als Verachtung
entgegen setzen. Jst dieses Land die Welt? Geht
hier allein die Sonne auf? Wo darf ich nicht
hinkommen? Welche Dienste wird man mir verwei-
gern? Und müßte ich sie unter dem entferntesten
Himmel suchen: folgen Sie mir nur getrost, liebste
Minna; es soll uns an nichts fehlen. -- Jch
habe einen Freund, der mich gern unterstützet. --
Sech-
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oder das Soldatengluͤck.


oͤfnet. Der Trieb der Selbſterhaltung erwacht,
da ich etwas Koſtbarers zu erhalten habe, als mich,
und es durch mich zu erhalten habe. Laſſen Sie
Sich, mein Fraͤulein, das Wort Mittleid nicht
beleidigen. Von der unſchuldigen Urſache unſers
Ungluͤcks, koͤnnen wir es ohne Erniedrigung hoͤren.
Jch bin dieſe Urſache; durch mich, Minna, ver-
lieren Sie Freunde und Anverwandte, Vermoͤgen
und Vaterland. Durch mich, in mir muͤſſen Sie
alles dieſes wiederfinden, oder ich habe das Ver-
derben der Liebenswuͤrdigſten Jhres Geſchlechts
auf meiner Seele. Laſſen Sie mich keine Zukunft
denken, wo ich mich ſelbſt haſſen muͤßte. —
Nein, nichts ſoll mich hier laͤnger halten. Von
dieſem Augenblicke an, will ich dem Unrechte,
das mir hier wiederfaͤhrt, nichts als Verachtung
entgegen ſetzen. Jſt dieſes Land die Welt? Geht
hier allein die Sonne auf? Wo darf ich nicht
hinkommen? Welche Dienſte wird man mir verwei-
gern? Und muͤßte ich ſie unter dem entfernteſten
Himmel ſuchen: folgen Sie mir nur getroſt, liebſte
Minna; es ſoll uns an nichts fehlen. — Jch
habe einen Freund, der mich gern unterſtuͤtzet. —
Sech-
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[165/0169] oder das Soldatengluͤck. oͤfnet. Der Trieb der Selbſterhaltung erwacht, da ich etwas Koſtbarers zu erhalten habe, als mich, und es durch mich zu erhalten habe. Laſſen Sie Sich, mein Fraͤulein, das Wort Mittleid nicht beleidigen. Von der unſchuldigen Urſache unſers Ungluͤcks, koͤnnen wir es ohne Erniedrigung hoͤren. Jch bin dieſe Urſache; durch mich, Minna, ver- lieren Sie Freunde und Anverwandte, Vermoͤgen und Vaterland. Durch mich, in mir muͤſſen Sie alles dieſes wiederfinden, oder ich habe das Ver- derben der Liebenswuͤrdigſten Jhres Geſchlechts auf meiner Seele. Laſſen Sie mich keine Zukunft denken, wo ich mich ſelbſt haſſen muͤßte. — Nein, nichts ſoll mich hier laͤnger halten. Von dieſem Augenblicke an, will ich dem Unrechte, das mir hier wiederfaͤhrt, nichts als Verachtung entgegen ſetzen. Jſt dieſes Land die Welt? Geht hier allein die Sonne auf? Wo darf ich nicht hinkommen? Welche Dienſte wird man mir verwei- gern? Und muͤßte ich ſie unter dem entfernteſten Himmel ſuchen: folgen Sie mir nur getroſt, liebſte Minna; es ſoll uns an nichts fehlen. — Jch habe einen Freund, der mich gern unterſtuͤtzet. — Sech- L 3

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Zitationshilfe: Lessing, Gotthold Ephraim: Minna von Barnhelm, oder das Soldatenglück. Berlin, 1767, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_minna_1767/169>, abgerufen am 21.11.2024.