Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lessing, Gotthold Ephraim: Minna von Barnhelm, oder das Soldatenglück. Berlin, 1767.

Bild:
<< vorherige Seite
oder das Soldatenglück.


zu sprechen. Kommen Sie wenigstens mir erst
nach. --
(geht herein)
Vierter Auftritt.
v. Tellheim.
(ihr nachruffend) Melde mich ihr! -- Sprich
für mich, Franciska! -- Jch folge dir sogleich! --
Was werde ich ihr sagen? -- Wo das Herz reden
darf, braucht es keiner Vorbereitung. -- Das
einzige möchte eine studierte Wendung bedürfen:
ihre Zurückhaltung, ihre Bedenklichkeit, sich als
unglücklich in meine Arme zu werffen; ihre Be-
flissenheit, mir ein Glück vorzuspiegeln, das sie
durch mich verloren hat. Dieses Mißtrauen in
meine Ehre, in ihren eigenen Werth, vor ihr selbst
zu entschuldigen, vor ihr selbst -- Vor mir ist es
schon entschuldiget! -- Ha! hier kömmt sie. --
Fünfter Auftritt.
Das Fräulein. Franciska.
v. Tellheim.
Das Fräulein. (im Heraustreten, als ob sie den
Major nicht gewahr würde)
Der Wagen ist doch
vor
oder das Soldatengluͤck.


zu ſprechen. Kommen Sie wenigſtens mir erſt
nach. —
(geht herein)
Vierter Auftritt.
v. Tellheim.
(ihr nachruffend) Melde mich ihr! — Sprich
fuͤr mich, Franciska! — Jch folge dir ſogleich! —
Was werde ich ihr ſagen? — Wo das Herz reden
darf, braucht es keiner Vorbereitung. — Das
einzige moͤchte eine ſtudierte Wendung beduͤrfen:
ihre Zuruͤckhaltung, ihre Bedenklichkeit, ſich als
ungluͤcklich in meine Arme zu werffen; ihre Be-
fliſſenheit, mir ein Gluͤck vorzuſpiegeln, das ſie
durch mich verloren hat. Dieſes Mißtrauen in
meine Ehre, in ihren eigenen Werth, vor ihr ſelbſt
zu entſchuldigen, vor ihr ſelbſt — Vor mir iſt es
ſchon entſchuldiget! — Ha! hier koͤmmt ſie. —
Fuͤnfter Auftritt.
Das Fraͤulein. Franciska.
v. Tellheim.
Das Fraͤulein. (im Heraustreten, als ob ſie den
Major nicht gewahr wuͤrde)
Der Wagen iſt doch
vor
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#FRA">
            <p><pb facs="#f0163" n="159"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">oder das Soldatenglu&#x0364;ck.</hi></fw><lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
zu &#x017F;prechen. Kommen Sie wenig&#x017F;tens mir er&#x017F;t<lb/>
nach. &#x2014;</p>
            <stage>(geht herein)</stage>
          </sp>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Vierter Auftritt.</hi> </head><lb/>
          <sp who="#TEL">
            <speaker> <hi rendition="#fr">v. Tellheim.</hi> </speaker><lb/>
            <stage>(ihr nachruffend)</stage>
            <p>Melde mich ihr! &#x2014; Sprich<lb/>
fu&#x0364;r mich, Franciska! &#x2014; Jch folge dir &#x017F;ogleich! &#x2014;<lb/>
Was werde ich ihr &#x017F;agen? &#x2014; Wo das Herz reden<lb/>
darf, braucht es keiner Vorbereitung. &#x2014; Das<lb/>
einzige mo&#x0364;chte eine &#x017F;tudierte Wendung bedu&#x0364;rfen:<lb/>
ihre Zuru&#x0364;ckhaltung, ihre Bedenklichkeit, &#x017F;ich als<lb/>
unglu&#x0364;cklich in meine Arme zu werffen; ihre Be-<lb/>
fli&#x017F;&#x017F;enheit, mir ein Glu&#x0364;ck vorzu&#x017F;piegeln, das &#x017F;ie<lb/>
durch mich verloren hat. Die&#x017F;es Mißtrauen in<lb/>
meine Ehre, in ihren eigenen Werth, vor ihr &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
zu ent&#x017F;chuldigen, vor ihr &#x017F;elb&#x017F;t &#x2014; Vor mir i&#x017F;t es<lb/>
&#x017F;chon ent&#x017F;chuldiget! &#x2014; Ha! hier ko&#x0364;mmt &#x017F;ie. &#x2014;</p>
          </sp>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Fu&#x0364;nfter Auftritt.</hi> </head><lb/>
          <stage> <hi rendition="#fr">Das Fra&#x0364;ulein. Franciska.<lb/>
v. Tellheim.</hi> </stage><lb/>
          <sp who="#MIN">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Das Fra&#x0364;ulein.</hi> </speaker>
            <stage>(im Heraustreten, als ob &#x017F;ie den<lb/>
Major nicht gewahr wu&#x0364;rde)</stage>
            <p>Der Wagen i&#x017F;t doch<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">vor</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[159/0163] oder das Soldatengluͤck. zu ſprechen. Kommen Sie wenigſtens mir erſt nach. — (geht herein) Vierter Auftritt. v. Tellheim. (ihr nachruffend) Melde mich ihr! — Sprich fuͤr mich, Franciska! — Jch folge dir ſogleich! — Was werde ich ihr ſagen? — Wo das Herz reden darf, braucht es keiner Vorbereitung. — Das einzige moͤchte eine ſtudierte Wendung beduͤrfen: ihre Zuruͤckhaltung, ihre Bedenklichkeit, ſich als ungluͤcklich in meine Arme zu werffen; ihre Be- fliſſenheit, mir ein Gluͤck vorzuſpiegeln, das ſie durch mich verloren hat. Dieſes Mißtrauen in meine Ehre, in ihren eigenen Werth, vor ihr ſelbſt zu entſchuldigen, vor ihr ſelbſt — Vor mir iſt es ſchon entſchuldiget! — Ha! hier koͤmmt ſie. — Fuͤnfter Auftritt. Das Fraͤulein. Franciska. v. Tellheim. Das Fraͤulein. (im Heraustreten, als ob ſie den Major nicht gewahr wuͤrde) Der Wagen iſt doch vor

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_minna_1767
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_minna_1767/163
Zitationshilfe: Lessing, Gotthold Ephraim: Minna von Barnhelm, oder das Soldatenglück. Berlin, 1767, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_minna_1767/163>, abgerufen am 03.05.2024.