Lessing, Gotthold Ephraim: Minna von Barnhelm, oder das Soldatenglück. Berlin, 1767.oder das Soldatenglück. man Sie hier durchaus verkennen will: so kann man Sie bey uns nicht verkennen. Nein, wir können, wir werden Sie nicht verkennen, Tell- heim. Und wenn unsere Stände die geringste Empfindung von Ehre haben, so weiß ich was sie thun müssen. Doch ich bin nicht klug: was wäre das nöthig? Bilden Sie Sich ein, Tellheim, Sie hätten die zweytausend Pistolen an einem wilden Abende verloren. Der König war eine unglück- liche Karte für Sie: die Dame (auf sich weisend) wird Jhnen desto günstiger seyn. -- Die Vor- sicht, glauben Sie mir, hält den ehrlichen Mann immer schadlos; und öfters schon im voraus. Die That, die Sie einmal um zweytausend Pistolen bringen sollte, erwarb mich Jhnen. Ohne diese That, würde ich nie begierig gewesen seyn, Sie kennen zu lernnen. Sie wissen, ich kam unein- geladen in die erste Gesellschaft, wo ich Sie zu finden glaubte. Jch kam blos Jhreutwegen. Jch kam in dem festen Vorsatze, Sie zu lieben, -- ich liebte Sie schon! -- in dem festen Vorsatze, Sie zu besitzen, wenn ich Sie auch so schwarz und häßlich finden sollte, als den Mohr von Venedig. Sie
oder das Soldatengluͤck. man Sie hier durchaus verkennen will: ſo kann man Sie bey uns nicht verkennen. Nein, wir koͤnnen, wir werden Sie nicht verkennen, Tell- heim. Und wenn unſere Staͤnde die geringſte Empfindung von Ehre haben, ſo weiß ich was ſie thun muͤſſen. Doch ich bin nicht klug: was waͤre das noͤthig? Bilden Sie Sich ein, Tellheim, Sie haͤtten die zweytauſend Piſtolen an einem wilden Abende verloren. Der Koͤnig war eine ungluͤck- liche Karte fuͤr Sie: die Dame (auf ſich weiſend) wird Jhnen deſto guͤnſtiger ſeyn. — Die Vor- ſicht, glauben Sie mir, haͤlt den ehrlichen Mann immer ſchadlos; und oͤfters ſchon im voraus. Die That, die Sie einmal um zweytauſend Piſtolen bringen ſollte, erwarb mich Jhnen. Ohne dieſe That, wuͤrde ich nie begierig geweſen ſeyn, Sie kennen zu lernnen. Sie wiſſen, ich kam unein- geladen in die erſte Geſellſchaft, wo ich Sie zu finden glaubte. Jch kam blos Jhreutwegen. Jch kam in dem feſten Vorſatze, Sie zu lieben, — ich liebte Sie ſchon! — in dem feſten Vorſatze, Sie zu beſitzen, wenn ich Sie auch ſo ſchwarz und haͤßlich finden ſollte, als den Mohr von Venedig. Sie
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#MIN"> <p><pb facs="#f0147" n="143"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">oder das Soldatengluͤck.</hi></fw><lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> man Sie hier durchaus verkennen will: ſo kann<lb/> man Sie bey uns nicht verkennen. Nein, wir<lb/> koͤnnen, wir werden Sie nicht verkennen, Tell-<lb/> heim. Und wenn unſere Staͤnde die geringſte<lb/> Empfindung von Ehre haben, ſo weiß ich was ſie<lb/> thun muͤſſen. Doch ich bin nicht klug: was waͤre<lb/> das noͤthig? Bilden Sie Sich ein, Tellheim, Sie<lb/> haͤtten die zweytauſend Piſtolen an einem wilden<lb/> Abende verloren. Der Koͤnig war eine ungluͤck-<lb/> liche Karte fuͤr Sie: die Dame</p> <stage>(auf ſich weiſend)</stage><lb/> <p>wird Jhnen deſto guͤnſtiger ſeyn. — Die Vor-<lb/> ſicht, glauben Sie mir, haͤlt den ehrlichen Mann<lb/> immer ſchadlos; und oͤfters ſchon im voraus. Die<lb/> That, die Sie einmal um zweytauſend Piſtolen<lb/> bringen ſollte, erwarb mich Jhnen. Ohne dieſe<lb/> That, wuͤrde ich nie begierig geweſen ſeyn, Sie<lb/> kennen zu lernnen. Sie wiſſen, ich kam unein-<lb/> geladen in die erſte Geſellſchaft, wo ich Sie zu<lb/> finden glaubte. Jch kam blos Jhreutwegen. Jch<lb/> kam in dem feſten Vorſatze, Sie zu lieben, — ich<lb/> liebte Sie ſchon! — in dem feſten Vorſatze, Sie<lb/> zu beſitzen, wenn ich Sie auch ſo ſchwarz und<lb/> haͤßlich finden ſollte, als den Mohr von Venedig.<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Sie</fw><lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [143/0147]
oder das Soldatengluͤck.
man Sie hier durchaus verkennen will: ſo kann
man Sie bey uns nicht verkennen. Nein, wir
koͤnnen, wir werden Sie nicht verkennen, Tell-
heim. Und wenn unſere Staͤnde die geringſte
Empfindung von Ehre haben, ſo weiß ich was ſie
thun muͤſſen. Doch ich bin nicht klug: was waͤre
das noͤthig? Bilden Sie Sich ein, Tellheim, Sie
haͤtten die zweytauſend Piſtolen an einem wilden
Abende verloren. Der Koͤnig war eine ungluͤck-
liche Karte fuͤr Sie: die Dame (auf ſich weiſend)
wird Jhnen deſto guͤnſtiger ſeyn. — Die Vor-
ſicht, glauben Sie mir, haͤlt den ehrlichen Mann
immer ſchadlos; und oͤfters ſchon im voraus. Die
That, die Sie einmal um zweytauſend Piſtolen
bringen ſollte, erwarb mich Jhnen. Ohne dieſe
That, wuͤrde ich nie begierig geweſen ſeyn, Sie
kennen zu lernnen. Sie wiſſen, ich kam unein-
geladen in die erſte Geſellſchaft, wo ich Sie zu
finden glaubte. Jch kam blos Jhreutwegen. Jch
kam in dem feſten Vorſatze, Sie zu lieben, — ich
liebte Sie ſchon! — in dem feſten Vorſatze, Sie
zu beſitzen, wenn ich Sie auch ſo ſchwarz und
haͤßlich finden ſollte, als den Mohr von Venedig.
Sie
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |