Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lessing, Gotthold Ephraim: Emilia Galotti. Berlin, 1772.

Bild:
<< vorherige Seite
Emilia Galotti.


Marinelli. Nur vergessen Sie nicht, Prinz,
wessen sie mich eben versichert. -- Jch habe
nochmals Jhr Wort -- --
Der Prinz. Aber die Anstalten sind doch so--
Marinelli. Als sie nur immer seyn können!--
Die Ausführung ist Leuten anvertrauet, auf die
ich mich verlassen kann. Der Weg geht hart an
der Planke des Thiergartens vorbey. Da wird ein
Theil den Wagen angefallen haben, gleichsam, um
ihn zu plündern. Und ein anderer Theil, wobey
einer von meinen Bedienten ist, wird aus dem
Thiergarten gestürzt seyn; den Angefallenen gleich-
sam zur Hülfe. Während des Handgemenges, in
das beide Theile zum Schein gerathen, soll mein
Bedienter Emilien ergreifen, als ob er sie retten
wolle, und durch den Thiergarten in das Schloß
bringen. -- So ist die Abrede. -- Was sagen
Sie nun, Prinz?
Der Prinz. Sie überraschen mich auf eine
sonderbare Art. -- Und eine Bangigkeit über-
fällt mich -- (Marinelli tritt an das Fenster.) Wornach
sehen Sie?
Mari-
E 4
Emilia Galotti.


Marinelli. Nur vergeſſen Sie nicht, Prinz,
weſſen ſie mich eben verſichert. — Jch habe
nochmals Jhr Wort — —
Der Prinz. Aber die Anſtalten ſind doch ſo—
Marinelli. Als ſie nur immer ſeyn koͤnnen!—
Die Ausfuͤhrung iſt Leuten anvertrauet, auf die
ich mich verlaſſen kann. Der Weg geht hart an
der Planke des Thiergartens vorbey. Da wird ein
Theil den Wagen angefallen haben, gleichſam, um
ihn zu pluͤndern. Und ein anderer Theil, wobey
einer von meinen Bedienten iſt, wird aus dem
Thiergarten geſtuͤrzt ſeyn; den Angefallenen gleich-
ſam zur Huͤlfe. Waͤhrend des Handgemenges, in
das beide Theile zum Schein gerathen, ſoll mein
Bedienter Emilien ergreifen, als ob er ſie retten
wolle, und durch den Thiergarten in das Schloß
bringen. — So iſt die Abrede. — Was ſagen
Sie nun, Prinz?
Der Prinz. Sie uͤberraſchen mich auf eine
ſonderbare Art. — Und eine Bangigkeit uͤber-
faͤllt mich — (Marinelli tritt an das Fenſter.) Wornach
ſehen Sie?
Mari-
E 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0075" n="71"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#g">Emilia Galotti.</hi> </fw><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <sp who="#MAR">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Marinelli.</hi> </speaker>
            <p>Nur verge&#x017F;&#x017F;en Sie nicht, Prinz,<lb/>
we&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie mich eben ver&#x017F;ichert. &#x2014; Jch habe<lb/>
nochmals Jhr Wort &#x2014; &#x2014;</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#GON">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Der Prinz.</hi> </speaker>
            <p>Aber die An&#x017F;talten &#x017F;ind doch &#x017F;o&#x2014;</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MAR">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Marinelli.</hi> </speaker>
            <p>Als &#x017F;ie nur immer &#x017F;eyn ko&#x0364;nnen!&#x2014;<lb/>
Die Ausfu&#x0364;hrung i&#x017F;t Leuten anvertrauet, auf die<lb/>
ich mich verla&#x017F;&#x017F;en kann. Der Weg geht hart an<lb/>
der Planke des Thiergartens vorbey. Da wird ein<lb/>
Theil den Wagen angefallen haben, gleich&#x017F;am, um<lb/>
ihn zu plu&#x0364;ndern. Und ein anderer Theil, wobey<lb/>
einer von meinen Bedienten i&#x017F;t, wird aus dem<lb/>
Thiergarten ge&#x017F;tu&#x0364;rzt &#x017F;eyn; den Angefallenen gleich-<lb/>
&#x017F;am zur Hu&#x0364;lfe. Wa&#x0364;hrend des Handgemenges, in<lb/>
das beide Theile zum Schein gerathen, &#x017F;oll mein<lb/>
Bedienter Emilien ergreifen, als ob er &#x017F;ie retten<lb/>
wolle, und durch den Thiergarten in das Schloß<lb/>
bringen. &#x2014; So i&#x017F;t die Abrede. &#x2014; Was &#x017F;agen<lb/>
Sie nun, Prinz?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#GON">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Der Prinz.</hi> </speaker>
            <p>Sie u&#x0364;berra&#x017F;chen mich auf eine<lb/>
&#x017F;onderbare Art. &#x2014; Und eine Bangigkeit u&#x0364;ber-<lb/>
fa&#x0364;llt mich &#x2014; <stage>(Marinelli tritt an das Fen&#x017F;ter.)</stage> Wornach<lb/>
&#x017F;ehen Sie?</p>
          </sp><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">E 4</fw>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Mari-</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[71/0075] Emilia Galotti. Marinelli. Nur vergeſſen Sie nicht, Prinz, weſſen ſie mich eben verſichert. — Jch habe nochmals Jhr Wort — — Der Prinz. Aber die Anſtalten ſind doch ſo— Marinelli. Als ſie nur immer ſeyn koͤnnen!— Die Ausfuͤhrung iſt Leuten anvertrauet, auf die ich mich verlaſſen kann. Der Weg geht hart an der Planke des Thiergartens vorbey. Da wird ein Theil den Wagen angefallen haben, gleichſam, um ihn zu pluͤndern. Und ein anderer Theil, wobey einer von meinen Bedienten iſt, wird aus dem Thiergarten geſtuͤrzt ſeyn; den Angefallenen gleich- ſam zur Huͤlfe. Waͤhrend des Handgemenges, in das beide Theile zum Schein gerathen, ſoll mein Bedienter Emilien ergreifen, als ob er ſie retten wolle, und durch den Thiergarten in das Schloß bringen. — So iſt die Abrede. — Was ſagen Sie nun, Prinz? Der Prinz. Sie uͤberraſchen mich auf eine ſonderbare Art. — Und eine Bangigkeit uͤber- faͤllt mich — (Marinelli tritt an das Fenſter.) Wornach ſehen Sie? Mari- E 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_emilia_1772
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_emilia_1772/75
Zitationshilfe: Lessing, Gotthold Ephraim: Emilia Galotti. Berlin, 1772, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_emilia_1772/75>, abgerufen am 04.05.2024.