Lessing, Gotthold Ephraim: Emilia Galotti. Berlin, 1772.Emilia Galotti. erst lernen -- Deine Sache wird ein ganz Ande- rer zu seiner machen! Genug für mich, wenn dein Mörder die Frucht seines Verbrechens nicht genießt. -- Dieß martere ihn mehr, als das Verbrechen! Wenn nun bald ihn Sättigung und Eckel von Lüsten zu Lüsten treiben; vergälle die Erinnerung, diese eine Lust nicht gebüßet zu ha- ben, ihm den Genuß aller! Jn jedem Traume führe der blutige Bräutigam ihm die Braut vor das Bette; und wann er dennoch den wollüftigen Arm nach ihr ausstreckt: so höre er plötzlich das Hohngelächter der Hölle, und erwache! Dritter Auftritt. Marinelli. Odoardo Galotti. Marinelli. Wo blieben Sie, mein Herr? wo blieben Sie? Odoardo. War meine Tochter hier? Marinelli. Nicht sie: aber der Prinz. Odoardo. Er verzeihe. -- Jch habe die Gräfinn begleitet. Marinelli. Nun? Odoar- J 2
Emilia Galotti. erſt lernen — Deine Sache wird ein ganz Ande- rer zu ſeiner machen! Genug fuͤr mich, wenn dein Moͤrder die Frucht ſeines Verbrechens nicht genießt. — Dieß martere ihn mehr, als das Verbrechen! Wenn nun bald ihn Saͤttigung und Eckel von Luͤſten zu Luͤſten treiben; vergaͤlle die Erinnerung, dieſe eine Luſt nicht gebuͤßet zu ha- ben, ihm den Genuß aller! Jn jedem Traume fuͤhre der blutige Braͤutigam ihm die Braut vor das Bette; und wann er dennoch den wolluͤftigen Arm nach ihr ausſtreckt: ſo hoͤre er ploͤtzlich das Hohngelaͤchter der Hoͤlle, und erwache! Dritter Auftritt. Marinelli. Odoardo Galotti. Marinelli. Wo blieben Sie, mein Herr? wo blieben Sie? Odoardo. War meine Tochter hier? Marinelli. Nicht ſie: aber der Prinz. Odoardo. Er verzeihe. — Jch habe die Graͤfinn begleitet. Marinelli. Nun? Odoar- J 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0135" n="131"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Emilia Galotti</hi>.</fw><lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> erſt lernen — Deine Sache wird ein ganz Ande-<lb/> rer zu ſeiner machen! Genug fuͤr mich, wenn<lb/> dein Moͤrder die Frucht ſeines Verbrechens nicht<lb/> genießt. — Dieß martere ihn mehr, als das<lb/> Verbrechen! Wenn nun bald ihn Saͤttigung und<lb/> Eckel von Luͤſten zu Luͤſten treiben; vergaͤlle die<lb/> Erinnerung, dieſe eine Luſt nicht gebuͤßet zu ha-<lb/> ben, ihm den Genuß aller! Jn jedem Traume<lb/> fuͤhre der blutige Braͤutigam ihm die Braut vor<lb/> das Bette; und wann er dennoch den wolluͤftigen<lb/> Arm nach ihr ausſtreckt: ſo hoͤre er ploͤtzlich das<lb/> Hohngelaͤchter der Hoͤlle, und erwache!</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Dritter Auftritt.</hi> </head><lb/> <stage> <hi rendition="#c">Marinelli. Odoardo Galotti.</hi> </stage><lb/> <sp who="#MAR"> <speaker> <hi rendition="#fr">Marinelli.</hi> </speaker> <p>Wo blieben Sie, mein Herr?<lb/> wo blieben Sie?</p> </sp><lb/> <sp who="#ODO"> <speaker> <hi rendition="#fr">Odoardo.</hi> </speaker> <p>War meine Tochter hier?</p> </sp><lb/> <sp who="#MAR"> <speaker> <hi rendition="#fr">Marinelli.</hi> </speaker> <p>Nicht ſie: aber der Prinz.</p> </sp><lb/> <sp who="#ODO"> <speaker> <hi rendition="#fr">Odoardo.</hi> </speaker> <p>Er verzeihe. — Jch habe die<lb/> Graͤfinn begleitet.</p> </sp><lb/> <sp who="#MAR"> <speaker> <hi rendition="#fr">Marinelli.</hi> </speaker> <p>Nun?</p> </sp><lb/> <fw place="bottom" type="sig">J 2</fw> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Odoar-</hi> </fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [131/0135]
Emilia Galotti.
erſt lernen — Deine Sache wird ein ganz Ande-
rer zu ſeiner machen! Genug fuͤr mich, wenn
dein Moͤrder die Frucht ſeines Verbrechens nicht
genießt. — Dieß martere ihn mehr, als das
Verbrechen! Wenn nun bald ihn Saͤttigung und
Eckel von Luͤſten zu Luͤſten treiben; vergaͤlle die
Erinnerung, dieſe eine Luſt nicht gebuͤßet zu ha-
ben, ihm den Genuß aller! Jn jedem Traume
fuͤhre der blutige Braͤutigam ihm die Braut vor
das Bette; und wann er dennoch den wolluͤftigen
Arm nach ihr ausſtreckt: ſo hoͤre er ploͤtzlich das
Hohngelaͤchter der Hoͤlle, und erwache!
Dritter Auftritt.
Marinelli. Odoardo Galotti.
Marinelli. Wo blieben Sie, mein Herr?
wo blieben Sie?
Odoardo. War meine Tochter hier?
Marinelli. Nicht ſie: aber der Prinz.
Odoardo. Er verzeihe. — Jch habe die
Graͤfinn begleitet.
Marinelli. Nun?
Odoar-
J 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |