hervorbringen. Aber wohl verträgt sie sich mit den simpelsten, gemeinsten, plattesten Worten und Redensarten.
Wie ich Banks Elisabeth sprechen lasse, weiß ich wohl, hat noch keine Königinn auf dem französischen Theater gesprochen. Den niedri- gen vertraulichen Ton, in dem sie sich mit ihren Frauen unterhält, würde man in Paris kaum einer guten adlichen Landfrau angemessen finden. "Ist dir nicht wohl? -- Mir ist ganz wohl. "Steh auf, ich bitte dich. -- Nur unruhig; "ein wenig unruhig bin ich. -- Erzehle mir "doch. -- Nicht wahr, Nottingham? Thu "das! Laß hören! -- Gemach, gemach! -- Du "eiferst dich aus dem Athem. -- Gift und Blat- "tern auf ihre Zunge! -- Mir steht es frey, "dem Dinge, das ich geschaffen habe, mitzu- "spielen, wie ich will. -- Auf den Kopf schla- "gen. -- Wie ists? Sey munter, liebe Rut- "land; ich will dir einen wackern Mann su- "chen. -- Wie kannst du so reden? -- Du sollst "es schon sehen. -- Sie hat mich recht sehr geär- "gert. Ich konnte sie nicht länger vor Augen "sehen. -- Komm her, meine Liebe; laß mich "an deinen Busen mich lehnen. -- Ich dacht "es! -- Das ist nicht länger auszuhalten." -- Ja wohl ist es nicht auszuhalten! würden die feinen Kunstrichter sagen --
Wer-
hervorbringen. Aber wohl verträgt ſie ſich mit den ſimpelſten, gemeinſten, platteſten Worten und Redensarten.
Wie ich Banks Eliſabeth ſprechen laſſe, weiß ich wohl, hat noch keine Königinn auf dem franzöſiſchen Theater geſprochen. Den niedri- gen vertraulichen Ton, in dem ſie ſich mit ihren Frauen unterhält, würde man in Paris kaum einer guten adlichen Landfrau angemeſſen finden. „Iſt dir nicht wohl? — Mir iſt ganz wohl. „Steh auf, ich bitte dich. — Nur unruhig; „ein wenig unruhig bin ich. — Erzehle mir „doch. — Nicht wahr, Nottingham? Thu „das! Laß hören! — Gemach, gemach! — Du „eiferſt dich aus dem Athem. — Gift und Blat- „tern auf ihre Zunge! — Mir ſteht es frey, „dem Dinge, das ich geſchaffen habe, mitzu- „ſpielen, wie ich will. — Auf den Kopf ſchla- „gen. — Wie iſts? Sey munter, liebe Rut- „land; ich will dir einen wackern Mann ſu- „chen. — Wie kannſt du ſo reden? — Du ſollſt „es ſchon ſehen. — Sie hat mich recht ſehr geär- „gert. Ich konnte ſie nicht länger vor Augen „ſehen. — Komm her, meine Liebe; laß mich „an deinen Buſen mich lehnen. — Ich dacht „es! — Das iſt nicht länger auszuhalten.„ — Ja wohl iſt es nicht auszuhalten! würden die feinen Kunſtrichter ſagen —
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[52/0058]
hervorbringen. Aber wohl verträgt ſie ſich mit
den ſimpelſten, gemeinſten, platteſten Worten
und Redensarten.
Wie ich Banks Eliſabeth ſprechen laſſe, weiß
ich wohl, hat noch keine Königinn auf dem
franzöſiſchen Theater geſprochen. Den niedri-
gen vertraulichen Ton, in dem ſie ſich mit ihren
Frauen unterhält, würde man in Paris kaum
einer guten adlichen Landfrau angemeſſen finden.
„Iſt dir nicht wohl? — Mir iſt ganz wohl.
„Steh auf, ich bitte dich. — Nur unruhig;
„ein wenig unruhig bin ich. — Erzehle mir
„doch. — Nicht wahr, Nottingham? Thu
„das! Laß hören! — Gemach, gemach! — Du
„eiferſt dich aus dem Athem. — Gift und Blat-
„tern auf ihre Zunge! — Mir ſteht es frey,
„dem Dinge, das ich geſchaffen habe, mitzu-
„ſpielen, wie ich will. — Auf den Kopf ſchla-
„gen. — Wie iſts? Sey munter, liebe Rut-
„land; ich will dir einen wackern Mann ſu-
„chen. — Wie kannſt du ſo reden? — Du ſollſt
„es ſchon ſehen. — Sie hat mich recht ſehr geär-
„gert. Ich konnte ſie nicht länger vor Augen
„ſehen. — Komm her, meine Liebe; laß mich
„an deinen Buſen mich lehnen. — Ich dacht
„es! — Das iſt nicht länger auszuhalten.„ —
Ja wohl iſt es nicht auszuhalten! würden die
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[Lessing, Gotthold Ephraim]: Hamburgische Dramaturgie. Bd. 2. Hamburg u. a., [1769], S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_dramaturgie02_1767/58>, abgerufen am 24.11.2024.
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