hatte allerdings so etwas vor. Jch wollte mei- nen Lesern erzehlen, warum dieses Werk so oft unterbrochen worden; warum in zwey Jahren erst, und noch mit Mühe, so viel davon fertig geworden, als auf ein Jahr versprochen war. Jch wollte mich über den Nachdruck beschweren, durch den man den geradesten Weg eingeschla- gen, es in seiner Geburth zu ersticken. Jch wollte über die nachtheiligen Folgen des Nach- drucks überhaupt, einige Betrachtungen anstel- len. Jch wollte das einzige Mittel vorschlagen, ihm zu steuern. -- Aber, das wäre ja sonach keine Abhandlung wider die Buchhändler ge- worden? Sondern vielmehr, für sie: wenig- stens, der rechtschaffenen Männer unter ihnen; und es giebt deren. Trauen Sie, mein Herr Stl., ihrem Kobolte also nicht immer so ganz! Sie sehen es: was solch Geschmeiß des bösen Feindes von der Zukunft noch etwa weis, das weis es nur halb. --
Doch nun genug dem Narren nach seiner Narrheit geantwortet, damit er sich nicht weise dünke. Denn eben dieser Mund sagt: ant- worte dem Narren nicht nach seiner Narrheit, damit du ihm nicht gleich werdest! Das ist: antworte ihm nicht so nach seiner Narrheit, daß die Sache selbst darüber vergessen wird; als wodurch du ihm gleich werden würdest. Und
so
hatte allerdings ſo etwas vor. Jch wollte mei- nen Leſern erzehlen, warum dieſes Werk ſo oft unterbrochen worden; warum in zwey Jahren erſt, und noch mit Mühe, ſo viel davon fertig geworden, als auf ein Jahr verſprochen war. Jch wollte mich über den Nachdruck beſchweren, durch den man den geradeſten Weg eingeſchla- gen, es in ſeiner Geburth zu erſticken. Jch wollte über die nachtheiligen Folgen des Nach- drucks überhaupt, einige Betrachtungen anſtel- len. Jch wollte das einzige Mittel vorſchlagen, ihm zu ſteuern. — Aber, das wäre ja ſonach keine Abhandlung wider die Buchhändler ge- worden? Sondern vielmehr, für ſie: wenig- ſtens, der rechtſchaffenen Männer unter ihnen; und es giebt deren. Trauen Sie, mein Herr Stl., ihrem Kobolte alſo nicht immer ſo ganz! Sie ſehen es: was ſolch Geſchmeiß des böſen Feindes von der Zukunft noch etwa weis, das weis es nur halb. —
Doch nun genug dem Narren nach ſeiner Narrheit geantwortet, damit er ſich nicht weiſe dünke. Denn eben dieſer Mund ſagt: ant- worte dem Narren nicht nach ſeiner Narrheit, damit du ihm nicht gleich werdeſt! Das iſt: antworte ihm nicht ſo nach ſeiner Narrheit, daß die Sache ſelbſt darüber vergeſſen wird; als wodurch du ihm gleich werden würdeſt. Und
ſo
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[402/0408]
hatte allerdings ſo etwas vor. Jch wollte mei-
nen Leſern erzehlen, warum dieſes Werk ſo oft
unterbrochen worden; warum in zwey Jahren
erſt, und noch mit Mühe, ſo viel davon fertig
geworden, als auf ein Jahr verſprochen war.
Jch wollte mich über den Nachdruck beſchweren,
durch den man den geradeſten Weg eingeſchla-
gen, es in ſeiner Geburth zu erſticken. Jch
wollte über die nachtheiligen Folgen des Nach-
drucks überhaupt, einige Betrachtungen anſtel-
len. Jch wollte das einzige Mittel vorſchlagen,
ihm zu ſteuern. — Aber, das wäre ja ſonach
keine Abhandlung wider die Buchhändler ge-
worden? Sondern vielmehr, für ſie: wenig-
ſtens, der rechtſchaffenen Männer unter ihnen;
und es giebt deren. Trauen Sie, mein Herr
Stl., ihrem Kobolte alſo nicht immer ſo ganz!
Sie ſehen es: was ſolch Geſchmeiß des böſen
Feindes von der Zukunft noch etwa weis, das
weis es nur halb. —
Doch nun genug dem Narren nach ſeiner
Narrheit geantwortet, damit er ſich nicht weiſe
dünke. Denn eben dieſer Mund ſagt: ant-
worte dem Narren nicht nach ſeiner Narrheit,
damit du ihm nicht gleich werdeſt! Das iſt:
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[Lessing, Gotthold Ephraim]: Hamburgische Dramaturgie. Bd. 2. Hamburg u. a., [1769], S. 402. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_dramaturgie02_1767/408>, abgerufen am 27.11.2024.
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