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[Lessing, Gotthold Ephraim]: Hamburgische Dramaturgie. Bd. 2. Hamburg u. a., [1769].

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wäre auch eine ewige Schande für den Aristote-
les, wenn er sich mehr um den poetischen Werth
der Stücke, mehr um ihren Einfluß auf die
Sitten, mehr um die Bildung des Geschmacks,
darinn bekümmert hätte, als um die Olympia-
de, als um das Jahr der Olympiade, als um
die Namen der Archonten, unter welchen sie zu-
erst aufgeführet worden!

Jch war schon Willens, das Blatt selbst
Hamburgische Didaskalien zu nennen. Aber
der Titel klang mir allzufremd, und nun ist es
mir sehr lieb, daß ich ihm diesen vorgezogen
habe. Was ich in eine Dramaturgie bringen
oder nicht bringen wollte, das stand bey mir:
wenigstens hatte mir Lione Allacci desfalls
nichts vorzuschreiben. Aber wie eine Didaska-
lie aussehen müsse, glauben die Gelehrten zu
wissen, wenn es auch nur aus den noch vorhan-
denen Didaskalien des Terenz wäre, die eben
dieser Casaubonus breviter & eleganter
scriptas
nennt. Jch hatte weder Lust, meine
Didaskalien so kurz, noch so elegant zu schrei-
ben: und unsere itztlebende Casauboni würden

die
norunt quam infirma & tenula praesidia
habuerint, qui ad ineundam fugacis tem-
poris rationem primi animum appule-
runt. Ego non dubito, eo potistimum
spectasse Aristotelem, cum
Didaskalias suas
componeret
--
C c c 4

wäre auch eine ewige Schande für den Ariſtote-
les, wenn er ſich mehr um den poetiſchen Werth
der Stücke, mehr um ihren Einfluß auf die
Sitten, mehr um die Bildung des Geſchmacks,
darinn bekümmert hätte, als um die Olympia-
de, als um das Jahr der Olympiade, als um
die Namen der Archonten, unter welchen ſie zu-
erſt aufgeführet worden!

Jch war ſchon Willens, das Blatt ſelbſt
Hamburgiſche Didaskalien zu nennen. Aber
der Titel klang mir allzufremd, und nun iſt es
mir ſehr lieb, daß ich ihm dieſen vorgezogen
habe. Was ich in eine Dramaturgie bringen
oder nicht bringen wollte, das ſtand bey mir:
wenigſtens hatte mir Lione Allacci desfalls
nichts vorzuſchreiben. Aber wie eine Didaska-
lie ausſehen müſſe, glauben die Gelehrten zu
wiſſen, wenn es auch nur aus den noch vorhan-
denen Didaskalien des Terenz wäre, die eben
dieſer Caſaubonus breviter & eleganter
ſcriptas
nennt. Jch hatte weder Luſt, meine
Didaskalien ſo kurz, noch ſo elegant zu ſchrei-
ben: und unſere itztlebende Caſauboni würden

die
norunt quam infirma & tenula præſidia
habuerint, qui ad ineundam fugacis tem-
poris rationem primi animum appule-
runt. Ego non dubito, eo potiſtimum
ſpectaſſe Ariſtotelem, cum
Δίδασκαλιας ſuas
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[391/0397] wäre auch eine ewige Schande für den Ariſtote- les, wenn er ſich mehr um den poetiſchen Werth der Stücke, mehr um ihren Einfluß auf die Sitten, mehr um die Bildung des Geſchmacks, darinn bekümmert hätte, als um die Olympia- de, als um das Jahr der Olympiade, als um die Namen der Archonten, unter welchen ſie zu- erſt aufgeführet worden! Jch war ſchon Willens, das Blatt ſelbſt Hamburgiſche Didaskalien zu nennen. Aber der Titel klang mir allzufremd, und nun iſt es mir ſehr lieb, daß ich ihm dieſen vorgezogen habe. Was ich in eine Dramaturgie bringen oder nicht bringen wollte, das ſtand bey mir: wenigſtens hatte mir Lione Allacci desfalls nichts vorzuſchreiben. Aber wie eine Didaska- lie ausſehen müſſe, glauben die Gelehrten zu wiſſen, wenn es auch nur aus den noch vorhan- denen Didaskalien des Terenz wäre, die eben dieſer Caſaubonus breviter & eleganter ſcriptas nennt. Jch hatte weder Luſt, meine Didaskalien ſo kurz, noch ſo elegant zu ſchrei- ben: und unſere itztlebende Caſauboni würden die (*) (*) norunt quam infirma & tenula præſidia habuerint, qui ad ineundam fugacis tem- poris rationem primi animum appule- runt. Ego non dubito, eo potiſtimum ſpectaſſe Ariſtotelem, cum Δίδασκαλιας ſuas componeret — C c c 4

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Zitationshilfe: [Lessing, Gotthold Ephraim]: Hamburgische Dramaturgie. Bd. 2. Hamburg u. a., [1769], S. 391. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_dramaturgie02_1767/397>, abgerufen am 22.11.2024.