einander zu sterben, hat Terenz in den bloßen Entschluß des Liebhabers, dem Mädchen nach- zufliehen und Vater und Vaterland um sie zu verlassen, gemildert. Donatus sagt dieses aus- drücklich: Menander mori illum voluisse fingit, Terentius fugere. Aber sollte es in dieser Note des Donatus nicht Diphilus anstatt Menander heissen? Ganz gewiß; wie Peter Nannius dieses schon angemerkt hat. (*) Denn der Dichter, wie wir gesehen, sagt es ja selbst, daß er diese ganze Episode von der Ent- führung nicht aus dem Menander, sondern aus dem Diphilus entlehnet habe; und das Stück des Diphilus hatte von dem Sterben sogar sei- nen Titel.
Jndeß
(*)Sylloge V. Miscell. cap. 10. Videat quaeso accuratus lector, num pro Menan- dro legendum sit Diphilus. Certe vel tota Comoedia, vel pars istius argumen- ti, quod hic tractatur, ad verbum e Di- philo translata est. -- Ita cum Diphili comoedia a commoriendo nomen habeat, & ibi dicatur adolescens mori voluisse, quod Terentius in fugere mutavit: om- nino adducor, eam imitationem a Diphi- lo, non a Menandro mutuatam esse, & ex eo commoriendi cum puella studio sunapothneskontes nomen fabulae indi- ditum esse. --
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einander zu ſterben, hat Terenz in den bloßen Entſchluß des Liebhabers, dem Mädchen nach- zufliehen und Vater und Vaterland um ſie zu verlaſſen, gemildert. Donatus ſagt dieſes aus- drücklich: Menander mori illum voluiſſe fingit, Terentius fugere. Aber ſollte es in dieſer Note des Donatus nicht Diphilus anſtatt Menander heiſſen? Ganz gewiß; wie Peter Nannius dieſes ſchon angemerkt hat. (*) Denn der Dichter, wie wir geſehen, ſagt es ja ſelbſt, daß er dieſe ganze Epiſode von der Ent- führung nicht aus dem Menander, ſondern aus dem Diphilus entlehnet habe; und das Stück des Diphilus hatte von dem Sterben ſogar ſei- nen Titel.
Jndeß
(*)Sylloge V. Miſcell. cap. 10. Videat quæſo accuratus lector, num pro Menan- dro legendum ſit Diphilus. Certe vel tota Comœdia, vel pars iſtius argumen- ti, quod hic tractatur, ad verbum e Di- philo translata eſt. — Ita cum Diphili comœdia a commoriendo nomen habeat, & ibi dicatur adoleſcens mori voluiſſe, quod Terentius in fugere mutavit: om- nino adducor, eam imitationem a Diphi- lo, non a Menandro mutuatam eſſe, & ex eo commoriendi cum puella ſtudio συναποϑνησκοντες nomen fabulæ indi- ditum eſſe. —
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einander zu ſterben, hat Terenz in den bloßen
Entſchluß des Liebhabers, dem Mädchen nach-
zufliehen und Vater und Vaterland um ſie zu
verlaſſen, gemildert. Donatus ſagt dieſes aus-
drücklich: Menander mori illum voluiſſe
fingit, Terentius fugere. Aber ſollte es in
dieſer Note des Donatus nicht Diphilus anſtatt
Menander heiſſen? Ganz gewiß; wie Peter
Nannius dieſes ſchon angemerkt hat. (*)
Denn der Dichter, wie wir geſehen, ſagt es ja
ſelbſt, daß er dieſe ganze Epiſode von der Ent-
führung nicht aus dem Menander, ſondern aus
dem Diphilus entlehnet habe; und das Stück
des Diphilus hatte von dem Sterben ſogar ſei-
nen Titel.
Jndeß
(*) Sylloge V. Miſcell. cap. 10. Videat
quæſo accuratus lector, num pro Menan-
dro legendum ſit Diphilus. Certe vel
tota Comœdia, vel pars iſtius argumen-
ti, quod hic tractatur, ad verbum e Di-
philo translata eſt. — Ita cum Diphili
comœdia a commoriendo nomen habeat,
& ibi dicatur adoleſcens mori voluiſſe,
quod Terentius in fugere mutavit: om-
nino adducor, eam imitationem a Diphi-
lo, non a Menandro mutuatam eſſe, &
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[Lessing, Gotthold Ephraim]: Hamburgische Dramaturgie. Bd. 2. Hamburg u. a., [1769], S. 373. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_dramaturgie02_1767/379>, abgerufen am 06.05.2024.
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