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[Lessing, Gotthold Ephraim]: Hamburgische Dramaturgie. Bd. 2. Hamburg u. a., [1769].

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Zuerst von der Jnstanz des Heavtontimoru-
menos. Wenn dieser Charakter wirklich zu ta-
deln ist: so trift der Tadel nicht sowohl den Te-
renz, als den Menander. Menander war der
Schöpfer desselben, der ihn, allem Ansehen
nach, in seinem Stücke noch eine weit ausführ-
lichere Rolle spielen lassen, als er in der Copie
des Terenz spielet, in der sich seine Sphäre,
wegen der verdoppelten Jntrigue, wohl sehr
einziehen müssen. (*) Aber daß er von Me-

nan-
(*) Falls nehmlich die 6te Zeile des Prologs
Duplex quae ex argumento facta est
simplici,

von dem Dichter wirklich so geschrieben, und
nicht anders zu verstehen ist, als die Dacier und
nach ihr der neue englis. Uebersetzer des Terenz,
Colman, sie erklären. Terence only meant
to say, that he had doubled the characters;
instead of one old man, one young gal-
lant, one mistress, as in Menander, he
had two old men &c. He therefore adds
very properly: novam esse ostendi,
-- which certainly could not have been
implied, had the characters been the same
in the Greek poet.
Auch schon Adrian Bar-
landus, ja selbst die alte Glossa interlinea-
lis
des Asceusius, hatte das duplex nicht an-
ders verstanden: propter senes & juvenes
sagt diese; und jener schreibt, nam in hac
latina senes duo, adolescentes item duo

sunt.

Zuerſt von der Jnſtanz des Heavtontimoru-
menos. Wenn dieſer Charakter wirklich zu ta-
deln iſt: ſo trift der Tadel nicht ſowohl den Te-
renz, als den Menander. Menander war der
Schöpfer deſſelben, der ihn, allem Anſehen
nach, in ſeinem Stücke noch eine weit ausführ-
lichere Rolle ſpielen laſſen, als er in der Copie
des Terenz ſpielet, in der ſich ſeine Sphäre,
wegen der verdoppelten Jntrigue, wohl ſehr
einziehen müſſen. (*) Aber daß er von Me-

nan-
(*) Falls nehmlich die 6te Zeile des Prologs
Duplex quæ ex argumento facta eſt
ſimplici,

von dem Dichter wirklich ſo geſchrieben, und
nicht anders zu verſtehen iſt, als die Dacier und
nach ihr der neue engliſ. Ueberſetzer des Terenz,
Colman, ſie erklären. Terence only meant
to ſay, that he had doubled the characters;
inſtead of one old man, one young gal-
lant, one miſtreſs, as in Menander, he
had two old men &c. He therefore adds
very properly: novam eſſe oſtendi,
— which certainly could not have been
implied, had the characters been the ſame
in the Greek poet.
Auch ſchon Adrian Bar-
landus, ja ſelbſt die alte Gloſſa interlinea-
lis
des Aſceuſius, hatte das duplex nicht an-
ders verſtanden: propter ſenes & juvenes
ſagt dieſe; und jener ſchreibt, nam in hac
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[276/0282] Zuerſt von der Jnſtanz des Heavtontimoru- menos. Wenn dieſer Charakter wirklich zu ta- deln iſt: ſo trift der Tadel nicht ſowohl den Te- renz, als den Menander. Menander war der Schöpfer deſſelben, der ihn, allem Anſehen nach, in ſeinem Stücke noch eine weit ausführ- lichere Rolle ſpielen laſſen, als er in der Copie des Terenz ſpielet, in der ſich ſeine Sphäre, wegen der verdoppelten Jntrigue, wohl ſehr einziehen müſſen. (*) Aber daß er von Me- nan- (*) Falls nehmlich die 6te Zeile des Prologs Duplex quæ ex argumento facta eſt ſimplici, von dem Dichter wirklich ſo geſchrieben, und nicht anders zu verſtehen iſt, als die Dacier und nach ihr der neue engliſ. Ueberſetzer des Terenz, Colman, ſie erklären. Terence only meant to ſay, that he had doubled the characters; inſtead of one old man, one young gal- lant, one miſtreſs, as in Menander, he had two old men &c. He therefore adds very properly: novam eſſe oſtendi, — which certainly could not have been implied, had the characters been the ſame in the Greek poet. Auch ſchon Adrian Bar- landus, ja ſelbſt die alte Gloſſa interlinea- lis des Aſceuſius, hatte das duplex nicht an- ders verſtanden: propter ſenes & juvenes ſagt dieſe; und jener ſchreibt, nam in hac latina ſenes duo, adoleſcentes item duo ſunt.

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Zitationshilfe: [Lessing, Gotthold Ephraim]: Hamburgische Dramaturgie. Bd. 2. Hamburg u. a., [1769], S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_dramaturgie02_1767/282>, abgerufen am 27.04.2024.