zu der Welt eines Genies, das -- (es sey mir erlaubt, den Schöpfer ohne Namen durch sein edelstes Geschöpf zu bezeichnen!) das, sage ich, um das höchste Genie im Kleinen nachzuahmen, die Theile der gegenwärtigen Welt versetzet, ver- tauscht, verringert, vermehret, um sich ein ei- genes Ganze daraus zu machen, mit dem es seine eigene Absichten verbindet. Doch da ich dieses in dem Werke des Marmontels nicht finde, so kann ich es zufrieden seyn, daß man ihm auch jenes nicht für genossen ausgehen läßt. Wer uns nicht schadlos halten kann, oder will, muß uns nicht vorsetzlich beleidigen. Und hier hat es wirklich Marmontel, es sey nun nicht gekonnt, oder nicht gewollt.
Denn nach dem angedeuteten Begriffe, den wir uns von dem Genie zu machen haben, sind wir berechtiget, in allen Charakteren, die der Dichter ausbildet, oder sich schaffet, Ueberein- stimmung und Absicht zu verlangen, wenn er von uns verlangt, in dem Lichte eines Genies betrachtet zu werden.
Uebereinstimmung: -- Nichts muß sich in den Charakteren widersprechen; sie müssen immer einförmig, immer sich selbst ähnlich bleiben; sie dürfen sich itzt stärker, itzt schwächer äußern, nach dem die Umstände auf sie wirken; aber keine von diesen Umständen müssen mächtig genug seyn können, sie von schwarz auf weiß zu ändern.
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zu der Welt eines Genies, das — (es ſey mir erlaubt, den Schoͤpfer ohne Namen durch ſein edelſtes Geſchoͤpf zu bezeichnen!) das, ſage ich, um das hoͤchſte Genie im Kleinen nachzuahmen, die Theile der gegenwaͤrtigen Welt verſetzet, ver- tauſcht, verringert, vermehret, um ſich ein ei- genes Ganze daraus zu machen, mit dem es ſeine eigene Abſichten verbindet. Doch da ich dieſes in dem Werke des Marmontels nicht finde, ſo kann ich es zufrieden ſeyn, daß man ihm auch jenes nicht fuͤr genoſſen ausgehen laͤßt. Wer uns nicht ſchadlos halten kann, oder will, muß uns nicht vorſetzlich beleidigen. Und hier hat es wirklich Marmontel, es ſey nun nicht gekonnt, oder nicht gewollt.
Denn nach dem angedeuteten Begriffe, den wir uns von dem Genie zu machen haben, ſind wir berechtiget, in allen Charakteren, die der Dichter ausbildet, oder ſich ſchaffet, Ueberein- ſtimmung und Abſicht zu verlangen, wenn er von uns verlangt, in dem Lichte eines Genies betrachtet zu werden.
Uebereinſtimmung: — Nichts muß ſich in den Charakteren widerſprechen; ſie muͤſſen immer einfoͤrmig, immer ſich ſelbſt aͤhnlich bleiben; ſie duͤrfen ſich itzt ſtaͤrker, itzt ſchwaͤcher aͤußern, nach dem die Umſtaͤnde auf ſie wirken; aber keine von dieſen Umſtaͤnden muͤſſen maͤchtig genug ſeyn koͤnnen, ſie von ſchwarz auf weiß zu aͤndern.
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zu der Welt eines Genies, das — (es ſey mir
erlaubt, den Schoͤpfer ohne Namen durch ſein
edelſtes Geſchoͤpf zu bezeichnen!) das, ſage ich,
um das hoͤchſte Genie im Kleinen nachzuahmen,
die Theile der gegenwaͤrtigen Welt verſetzet, ver-
tauſcht, verringert, vermehret, um ſich ein ei-
genes Ganze daraus zu machen, mit dem es ſeine
eigene Abſichten verbindet. Doch da ich dieſes
in dem Werke des Marmontels nicht finde, ſo
kann ich es zufrieden ſeyn, daß man ihm auch
jenes nicht fuͤr genoſſen ausgehen laͤßt. Wer
uns nicht ſchadlos halten kann, oder will, muß
uns nicht vorſetzlich beleidigen. Und hier hat
es wirklich Marmontel, es ſey nun nicht gekonnt,
oder nicht gewollt.
Denn nach dem angedeuteten Begriffe, den
wir uns von dem Genie zu machen haben, ſind
wir berechtiget, in allen Charakteren, die der
Dichter ausbildet, oder ſich ſchaffet, Ueberein-
ſtimmung und Abſicht zu verlangen, wenn er
von uns verlangt, in dem Lichte eines Genies
betrachtet zu werden.
Uebereinſtimmung: — Nichts muß ſich in den
Charakteren widerſprechen; ſie muͤſſen immer
einfoͤrmig, immer ſich ſelbſt aͤhnlich bleiben; ſie
duͤrfen ſich itzt ſtaͤrker, itzt ſchwaͤcher aͤußern,
nach dem die Umſtaͤnde auf ſie wirken; aber keine
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koͤnnen, ſie von ſchwarz auf weiß zu aͤndern.
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[Lessing, Gotthold Ephraim]: Hamburgische Dramaturgie. Bd. 1. Hamburg u. a., [1769], S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_dramaturgie01_1767/281>, abgerufen am 22.11.2024.
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