spiel, und es ist oft, anstatt des Polyeukts, vor- gestellet worden."
Den Damen haben wir also dieses Stück zu verdanken, und es wird noch lange das Lieblings- stück der Damen bleiben. Ein junger feuriger Monarch, nur der Liebe unterwürfig; ein stolzer Sieger, nur von der Schönheit besiegt; ein Sultan ohne Polygamie; ein Seraglio, in den freyen zugänglichen Sitz einer unumschränkten Gebieterinn verwandelt; ein verlassenes Mäd- chen, zur höchsten Staffel des Glücks, durch nichts als ihre schönen Augen, erhöhet; ein Herz, um das Zärtlichkeit und Religion streiten, das sich zwischen seinen Gott und seinen Abgott theilet, daß gern fromm seyn möchte, wenn es nur nicht aufhören sollte zu lieben; ein Eifer- süchtiger, der sein Unrecht erkennet, und es an sich selbst rächet: wenn diese schmeichelnde Ideen das schöne Geschlecht nicht bestechen, durch was ließe es sich denn bestechen?
Die Liebe selbst hat Voltairen die Zayre diktirt: sagt ein Kunstrichter artig genug. Richtiger hätte er gesagt: die Galanterie. Ich kenne nur eine Tragödie, an der die Liebe selbst arbeiten helfen; und das ist Romeo und Juliet, vom Shakespear. Es ist wahr, Voltaire läßt seine verliebte Zayre ihre Empfindungen sehr fein,
sehr
ſpiel, und es iſt oft, anſtatt des Polyeukts, vor- geſtellet worden.„
Den Damen haben wir alſo dieſes Stuͤck zu verdanken, und es wird noch lange das Lieblings- ſtuͤck der Damen bleiben. Ein junger feuriger Monarch, nur der Liebe unterwuͤrfig; ein ſtolzer Sieger, nur von der Schoͤnheit beſiegt; ein Sultan ohne Polygamie; ein Seraglio, in den freyen zugaͤnglichen Sitz einer unumſchraͤnkten Gebieterinn verwandelt; ein verlaſſenes Maͤd- chen, zur hoͤchſten Staffel des Gluͤcks, durch nichts als ihre ſchoͤnen Augen, erhoͤhet; ein Herz, um das Zaͤrtlichkeit und Religion ſtreiten, das ſich zwiſchen ſeinen Gott und ſeinen Abgott theilet, daß gern fromm ſeyn moͤchte, wenn es nur nicht aufhoͤren ſollte zu lieben; ein Eifer- ſuͤchtiger, der ſein Unrecht erkennet, und es an ſich ſelbſt raͤchet: wenn dieſe ſchmeichelnde Ideen das ſchoͤne Geſchlecht nicht beſtechen, durch was ließe es ſich denn beſtechen?
Die Liebe ſelbſt hat Voltairen die Zayre diktirt: ſagt ein Kunſtrichter artig genug. Richtiger haͤtte er geſagt: die Galanterie. Ich kenne nur eine Tragoͤdie, an der die Liebe ſelbſt arbeiten helfen; und das iſt Romeo und Juliet, vom Shakeſpear. Es iſt wahr, Voltaire laͤßt ſeine verliebte Zayre ihre Empfindungen ſehr fein,
ſehr
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ſpiel, und es iſt oft, anſtatt des Polyeukts, vor-
geſtellet worden.„
Den Damen haben wir alſo dieſes Stuͤck zu
verdanken, und es wird noch lange das Lieblings-
ſtuͤck der Damen bleiben. Ein junger feuriger
Monarch, nur der Liebe unterwuͤrfig; ein ſtolzer
Sieger, nur von der Schoͤnheit beſiegt; ein
Sultan ohne Polygamie; ein Seraglio, in den
freyen zugaͤnglichen Sitz einer unumſchraͤnkten
Gebieterinn verwandelt; ein verlaſſenes Maͤd-
chen, zur hoͤchſten Staffel des Gluͤcks, durch
nichts als ihre ſchoͤnen Augen, erhoͤhet; ein
Herz, um das Zaͤrtlichkeit und Religion ſtreiten,
das ſich zwiſchen ſeinen Gott und ſeinen Abgott
theilet, daß gern fromm ſeyn moͤchte, wenn es
nur nicht aufhoͤren ſollte zu lieben; ein Eifer-
ſuͤchtiger, der ſein Unrecht erkennet, und es an
ſich ſelbſt raͤchet: wenn dieſe ſchmeichelnde Ideen
das ſchoͤne Geſchlecht nicht beſtechen, durch was
ließe es ſich denn beſtechen?
Die Liebe ſelbſt hat Voltairen die Zayre diktirt:
ſagt ein Kunſtrichter artig genug. Richtiger
haͤtte er geſagt: die Galanterie. Ich kenne nur
eine Tragoͤdie, an der die Liebe ſelbſt arbeiten
helfen; und das iſt Romeo und Juliet, vom
Shakeſpear. Es iſt wahr, Voltaire laͤßt ſeine
verliebte Zayre ihre Empfindungen ſehr fein,
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[Lessing, Gotthold Ephraim]: Hamburgische Dramaturgie. Bd. 1. Hamburg u. a., [1769], S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_dramaturgie01_1767/128>, abgerufen am 23.11.2024.
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