Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lenz, Jakob Michael Reinhold: Die Soldaten. Leipzig, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite


Haudy (rauchend.) Der Nammler schwatzt
immer in die Welt hinein, ohne zu wissen,
was er redt und was er will.
Einer aus dem Haufen. Jch versichere
Jhnen, Herr Stolzius, Desportes ist ein
ehrlicher Mann.
Stolzius. Daran habe ich ja gar nicht
gezweifelt.
Haudy. Jhr Leute wißt viel vom Des-
portes. Wenn ihn ein Mensch kennen
kann, so muß ich es doch wohl seyn, er
ist mir von seiner Mutter rekommandirt
worden, als er ans Regiment kam, und
hat nichts gethan, ohne mich zu Rath zu
ziehen. Aber ich versichere Jhnen, Herr
Stolzius, daß Desportes ein Mensch ist,
der Sentiment und Religion hat.
Rammler. Und wir sind Schulkame-
raden mit einander gewesen. Keinen blö-
dern Menschen mit dem Frauenzimmer
habe ich noch in meinem Leben gesehen.
Haudy. Das ist wahr, darinn hat er
Recht. Er ist nicht im Stande, ein
Wort hervorzubringen, sobald ihn ein
Frauenzimmer freundlich ansieht.
Ramm-


Haudy (rauchend.) Der Nammler ſchwatzt
immer in die Welt hinein, ohne zu wiſſen,
was er redt und was er will.
Einer aus dem Haufen. Jch verſichere
Jhnen, Herr Stolzius, Desportes iſt ein
ehrlicher Mann.
Stolzius. Daran habe ich ja gar nicht
gezweifelt.
Haudy. Jhr Leute wißt viel vom Des-
portes. Wenn ihn ein Menſch kennen
kann, ſo muß ich es doch wohl ſeyn, er
iſt mir von ſeiner Mutter rekommandirt
worden, als er ans Regiment kam, und
hat nichts gethan, ohne mich zu Rath zu
ziehen. Aber ich verſichere Jhnen, Herr
Stolzius, daß Desportes ein Menſch iſt,
der Sentiment und Religion hat.
Rammler. Und wir ſind Schulkame-
raden mit einander geweſen. Keinen bloͤ-
dern Menſchen mit dem Frauenzimmer
habe ich noch in meinem Leben geſehen.
Haudy. Das iſt wahr, darinn hat er
Recht. Er iſt nicht im Stande, ein
Wort hervorzubringen, ſobald ihn ein
Frauenzimmer freundlich anſieht.
Ramm-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0046" n="42"/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <sp who="#HAU">
            <speaker>Haudy</speaker>
            <stage>(<hi rendition="#fr">rauchend.</hi>)</stage>
            <p>Der Nammler &#x017F;chwatzt<lb/>
immer in die Welt hinein, ohne zu wi&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
was er redt und was er will.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Einer aus dem Haufen.</speaker>
            <p>Jch ver&#x017F;ichere<lb/>
Jhnen, Herr Stolzius, Desportes i&#x017F;t ein<lb/>
ehrlicher Mann.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#STO">
            <speaker>Stolzius.</speaker>
            <p>Daran habe ich ja gar nicht<lb/>
gezweifelt.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#HAU">
            <speaker>Haudy.</speaker>
            <p>Jhr Leute wißt viel vom Des-<lb/>
portes. Wenn ihn ein Men&#x017F;ch kennen<lb/>
kann, &#x017F;o muß ich es doch wohl &#x017F;eyn, er<lb/>
i&#x017F;t mir von &#x017F;einer Mutter rekommandirt<lb/>
worden, als er ans Regiment kam, und<lb/>
hat nichts gethan, ohne mich zu Rath zu<lb/>
ziehen. Aber ich ver&#x017F;ichere Jhnen, Herr<lb/>
Stolzius, daß Desportes ein Men&#x017F;ch i&#x017F;t,<lb/>
der Sentiment und Religion hat.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#RAM">
            <speaker>Rammler.</speaker>
            <p>Und wir &#x017F;ind Schulkame-<lb/>
raden mit einander gewe&#x017F;en. Keinen blo&#x0364;-<lb/>
dern Men&#x017F;chen mit dem Frauenzimmer<lb/>
habe ich noch in meinem Leben ge&#x017F;ehen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#HAU">
            <speaker>Haudy.</speaker>
            <p>Das i&#x017F;t wahr, darinn hat er<lb/>
Recht. Er i&#x017F;t nicht im Stande, ein<lb/>
Wort hervorzubringen, &#x017F;obald ihn ein<lb/>
Frauenzimmer freundlich an&#x017F;ieht.</p>
          </sp><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Ramm-</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[42/0046] Haudy (rauchend.) Der Nammler ſchwatzt immer in die Welt hinein, ohne zu wiſſen, was er redt und was er will. Einer aus dem Haufen. Jch verſichere Jhnen, Herr Stolzius, Desportes iſt ein ehrlicher Mann. Stolzius. Daran habe ich ja gar nicht gezweifelt. Haudy. Jhr Leute wißt viel vom Des- portes. Wenn ihn ein Menſch kennen kann, ſo muß ich es doch wohl ſeyn, er iſt mir von ſeiner Mutter rekommandirt worden, als er ans Regiment kam, und hat nichts gethan, ohne mich zu Rath zu ziehen. Aber ich verſichere Jhnen, Herr Stolzius, daß Desportes ein Menſch iſt, der Sentiment und Religion hat. Rammler. Und wir ſind Schulkame- raden mit einander geweſen. Keinen bloͤ- dern Menſchen mit dem Frauenzimmer habe ich noch in meinem Leben geſehen. Haudy. Das iſt wahr, darinn hat er Recht. Er iſt nicht im Stande, ein Wort hervorzubringen, ſobald ihn ein Frauenzimmer freundlich anſieht. Ramm-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lenz_soldaten_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lenz_soldaten_1776/46
Zitationshilfe: Lenz, Jakob Michael Reinhold: Die Soldaten. Leipzig, 1776, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lenz_soldaten_1776/46>, abgerufen am 16.04.2024.