Lenz, Jakob Michael Reinhold: Die Soldaten. Leipzig, 1776.nicht, daß es ein so heilsames Jnstitut für das Corps Officiers sey. Haudy. Aber um Gottes willen, Herr Pfaff oder Herr Pfarr, wie Sie da heißen, sagen Sie mir einmal, was für Unord- nungen werden nicht vorgebeugt oder ab- gehalten durch die Komödie. Die Offi- ciers müssen doch einen Zeitvertreib haben? Eisenhardt. Mit aller Mäßigung, Herr Major! sagen Sie lieber, was für Unord- nungen werden nicht eingeführt unter den Officiers durch die Komödie. Haudy. Das ist nun wieder so in den Tag hinein räsonnirt. Kurz und gut, Herr, (lehnt sich mit beyden Ellenbogen auf den Tisch) ich behaupte Jhnen hier, daß eine einzige Komödie, und wenns die ärgste Farce wä- re, zehnmal mehr Nutzen, ich sage nicht unter den Officiers allein, sondern im ganzen Staat, angerichtet hat, als alle Predigten zusammengenommen, die Sie und Jhresgleichen in Jhrem ganzen Leben gehalten haben und halten werden. Obrister (winkt Haudy unwillig.) Major! Eisen- B 2
nicht, daß es ein ſo heilſames Jnſtitut fuͤr das Corps Officiers ſey. Haudy. Aber um Gottes willen, Herr Pfaff oder Herr Pfarr, wie Sie da heißen, ſagen Sie mir einmal, was fuͤr Unord- nungen werden nicht vorgebeugt oder ab- gehalten durch die Komoͤdie. Die Offi- ciers muͤſſen doch einen Zeitvertreib haben? Eiſenhardt. Mit aller Maͤßigung, Herr Major! ſagen Sie lieber, was fuͤr Unord- nungen werden nicht eingefuͤhrt unter den Officiers durch die Komoͤdie. Haudy. Das iſt nun wieder ſo in den Tag hinein raͤſonnirt. Kurz und gut, Herr, (lehnt ſich mit beyden Ellenbogen auf den Tiſch) ich behaupte Jhnen hier, daß eine einzige Komoͤdie, und wenns die aͤrgſte Farce waͤ- re, zehnmal mehr Nutzen, ich ſage nicht unter den Officiers allein, ſondern im ganzen Staat, angerichtet hat, als alle Predigten zuſammengenommen, die Sie und Jhresgleichen in Jhrem ganzen Leben gehalten haben und halten werden. Obriſter (winkt Haudy unwillig.) Major! Eiſen- B 2
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nicht, daß es ein ſo heilſames Jnſtitut
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Haudy. Aber um Gottes willen, Herr
Pfaff oder Herr Pfarr, wie Sie da heißen,
ſagen Sie mir einmal, was fuͤr Unord-
nungen werden nicht vorgebeugt oder ab-
gehalten durch die Komoͤdie. Die Offi-
ciers muͤſſen doch einen Zeitvertreib
haben?
Eiſenhardt. Mit aller Maͤßigung, Herr
Major! ſagen Sie lieber, was fuͤr Unord-
nungen werden nicht eingefuͤhrt unter den
Officiers durch die Komoͤdie.
Haudy. Das iſt nun wieder ſo in den
Tag hinein raͤſonnirt. Kurz und gut,
Herr, (lehnt ſich mit beyden Ellenbogen auf den Tiſch)
ich behaupte Jhnen hier, daß eine einzige
Komoͤdie, und wenns die aͤrgſte Farce waͤ-
re, zehnmal mehr Nutzen, ich ſage nicht
unter den Officiers allein, ſondern im
ganzen Staat, angerichtet hat, als alle
Predigten zuſammengenommen, die Sie
und Jhresgleichen in Jhrem ganzen Leben
gehalten haben und halten werden.
Obriſter (winkt Haudy unwillig.) Major!
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