Lenz, Jakob Michael Reinhold: Die Soldaten. Leipzig, 1776.ne verhüllte Weibsperson zupft ihn am Rock. Wesener. Laß sie mich -- ich bin kein Liebhaber von solchen Sachen. Die Weibsperson (mit halb unvernehmlicher Stimme) Um Gottes willen, ein klein All- mosen, gnädiger Herr! Wesener. Jns Arbeitshaus mit euch. Es sind hier der lüderlichen Bälge die Menge, wenn man allen Allmosen geben sollte, hätte man viel zu thun. Weibsperson. Gnädiger Herr, ich bin drey Tage gewesen, ohne einen Bissen Brod in Mund zu stecken, haben Sie doch die Gnade, und führen mich in ein Wirths- haus, wo ich einen Schluck Wein thun kann. Wesener. Jhr lüderliche Seele! schämt ihr euch nicht, einem honetten Mann das zuzumuthen? Geht, lauft euern Solda- ten nach. Weibsperson (geht fort, ohne zu antworten.) Wesener.
ne verhuͤllte Weibsperſon zupft ihn am Rock. Weſener. Laß ſie mich — ich bin kein Liebhaber von ſolchen Sachen. Die Weibsperſon (mit halb unvernehmlicher Stimme) Um Gottes willen, ein klein All- moſen, gnaͤdiger Herr! Weſener. Jns Arbeitshaus mit euch. Es ſind hier der luͤderlichen Baͤlge die Menge, wenn man allen Allmoſen geben ſollte, haͤtte man viel zu thun. Weibsperſon. Gnaͤdiger Herr, ich bin drey Tage geweſen, ohne einen Biſſen Brod in Mund zu ſtecken, haben Sie doch die Gnade, und fuͤhren mich in ein Wirths- haus, wo ich einen Schluck Wein thun kann. Weſener. Jhr luͤderliche Seele! ſchaͤmt ihr euch nicht, einem honetten Mann das zuzumuthen? Geht, lauft euern Solda- ten nach. Weibsperſon (geht fort, ohne zu antworten.) Weſener.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <stage><pb facs="#f0118" n="114"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> ne verhuͤllte Weibsperſon zupft ihn am<lb/> Rock.</stage><lb/> <sp who="#WES"> <speaker>Weſener.</speaker> <p>Laß ſie mich — ich bin kein<lb/> Liebhaber von ſolchen Sachen.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker>Die Weibsperſon</speaker> <stage>(<hi rendition="#fr">mit halb unvernehmlicher<lb/> Stimme</hi>)</stage> <p>Um Gottes willen, ein klein All-<lb/> moſen, gnaͤdiger Herr!</p> </sp><lb/> <sp who="#WES"> <speaker>Weſener.</speaker> <p>Jns Arbeitshaus mit euch.<lb/> Es ſind hier der luͤderlichen Baͤlge die<lb/> Menge, wenn man allen Allmoſen geben<lb/> ſollte, haͤtte man viel zu thun.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker>Weibsperſon.</speaker> <p>Gnaͤdiger Herr, ich bin<lb/> drey Tage geweſen, ohne einen Biſſen<lb/> Brod in Mund zu ſtecken, haben Sie doch<lb/> die Gnade, und fuͤhren mich in ein Wirths-<lb/> haus, wo ich einen Schluck Wein thun<lb/> kann.</p> </sp><lb/> <sp who="#WES"> <speaker>Weſener.</speaker> <p>Jhr luͤderliche Seele! ſchaͤmt<lb/> ihr euch nicht, einem honetten Mann das<lb/> zuzumuthen? Geht, lauft euern Solda-<lb/> ten nach.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker>Weibsperſon</speaker> <stage>(<hi rendition="#fr">geht fort, ohne zu antworten.</hi>)</stage> </sp><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Weſener.</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [114/0118]
ne verhuͤllte Weibsperſon zupft ihn am
Rock.
Weſener. Laß ſie mich — ich bin kein
Liebhaber von ſolchen Sachen.
Die Weibsperſon (mit halb unvernehmlicher
Stimme) Um Gottes willen, ein klein All-
moſen, gnaͤdiger Herr!
Weſener. Jns Arbeitshaus mit euch.
Es ſind hier der luͤderlichen Baͤlge die
Menge, wenn man allen Allmoſen geben
ſollte, haͤtte man viel zu thun.
Weibsperſon. Gnaͤdiger Herr, ich bin
drey Tage geweſen, ohne einen Biſſen
Brod in Mund zu ſtecken, haben Sie doch
die Gnade, und fuͤhren mich in ein Wirths-
haus, wo ich einen Schluck Wein thun
kann.
Weſener. Jhr luͤderliche Seele! ſchaͤmt
ihr euch nicht, einem honetten Mann das
zuzumuthen? Geht, lauft euern Solda-
ten nach.
Weibsperſon (geht fort, ohne zu antworten.)
Weſener.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |